Porträt: Makrofotografin - Sandra Malz

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Porträt: Makrofotografin - Sandra Malz

Mo., 24/02/2014 - 11:38
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Sandra Malz hat mit der Lüneburger Heide ein Makroparadies genau vor Ihrer Haustüre. Seit einigen Jahren hat Sie das Makrofieber gepackt und es gibt für Sandra nichts Schöneres als auf allen Vieren durchs Gebüsch zu kriechen oder flach im Dreck zu liegen. Hauptsache das Foto ist im Kasten!

Makrofotografie ist Leidenschaft! Makrofotografie ist Kunst! Makrofotografie ermöglicht eine ganz andere Sicht der Dinge! Sandra Malz

Sandra Malz
Sandra Malz

Mein Name ist Sandra Malz und ich bin 38 Jahre alt. Geboren wurde ich in Cuxhaven an der Nordseeküste, wohne jetzt allerdings seit einigen Jahren mit meinem Mann und meinem sechs Jahre alten Sohn in der schönen Lüneburger Heide. Ich bin selbständige Hörgeräteakustik-Meisterin in Lüneburg und in meiner Freizeit bin ich begeisterte Makro- bzw. Naturfotografin.

Mit der Lüneburger Heide hast du ja ein Makroparadies quasi vor der Haustüre! Bist Du so auch zur Makrofotografie gekommen?

Vor vier Jahren hat mir eine Kundin von ihrem Hobby, der Makrofotografie erzählt und ich war sofort begeistert. Eine Woche später bin ich dann mit meiner neuen Bridgekamera und der Kundin in einen Wildpark gegangen, um dort erste Tierfotos (Damwild, Esel etc.) zu machen. Dann bin ich in den eigenen Garten gezogen - mit einer Raynox-Vorsatzlinse - und dort hat mich das Makro-Fieber dann komplett erwischt! Die Lüneburger Heide ist ein echtes Paradies und wir haben sogar Libellen die vom Aussterben bedroht sind an unserem Gartenteich!

Makro-Fieber, dass klingt gut! Heißt das Du hast Dir die Makrofotografie selbst durch ausprobieren am Gartenteich beigebracht? Oder hast Du auch Bücher gewälzt?

Zunächst habe ich natürlich viel "geknipst" und experimentiert und war sehr schnell zufrieden mit den Ergebnissen. Nach harter Kritik von anderen Fotografen bin ich dann aber selbstkritischer geworden, habe viel recherchiert, gelesen, mir Fotos von guten Fotografen angesehen und mich somit weiterentwickelt. Daher finde ich es auch besonders lobenswert, dass es so informative Seiten wie Makrotreff gibt, auf denen man sich informieren kann und wirklich hilfreiche Tipps erhält.

Wie kann man sich eine "Sandra-Malz-Fototour" vorstellen? Ziehst Du Alleine los? Und schleppst Du viel Equipment mit?

Für gewöhnlich ziehe ich alleine los, aber es kommt natürlich immer mal wieder vor, dass man gemeinsam loszieht. In diesem Jahr habe ich bereits einige Verabredungen für gemeinsame Fototouren und es ist immer wieder sehr interessant bis lustig mit anderen Fotografen durchs Gestrüpp zu ziehen. Das Equipment wird natürlich mit dem Anspruch immer üppiger. Wenn ich früher nur mit der Lumix FZ-50 und Raynoxlinse losgezogen bin, fülle ich heute einen Lowepro Flipside 400 Rucksack mit der Eos 7D samt Batteriegriff, dem 100er Makro, einem Standardobjektiv, einem 400er Tele und einem Weitwinkel... diverse Filter (Polfilter, Grauverlauf etc.), Reflektor, Diffusor, Taschenlampe, Schere, Klammern, Bohnensack, Fernauslöser, Zwischenringe ... dazu das Stativ mit Kugelkopf und Makroschlitten und wenn ich alles dabei habe wiegt allein der Rucksack mal eben 11 kg! Wenn ich kilometerweit durchs Moor oder die Heide laufe, dann weiß ich abends was ich getan habe!

 

Wow, 11 kg ist eine Ansage! Da kann man sich das Fitnessstudio sparen! Was hälst du von Stativen? Sind sie für die Makrofotografie unabdingbar oder sind sie nicht eher viel zu unflexibel für sich bewegende Motive wie Tiere?

Früher habe ich das Stativ regelrecht gehasst! Mittlerweile weiß ich es sehr wohl zu schätzen! Wenn ich früh morgens oder nach einem Regenguss auf der nassen Wiese bin oder ein schlafendes oder schlüpfendes Insekt vor mir habe, dann gibt es nichts Besseres als ein Stativ! Die Belichtungszeit kann man maximieren, die ISO herunterschrauben und die Ausrichtung perfektionieren, bis das Motiv parallel zum Sensor und komplett in der Schärfeebene ist. Da das Leben aber kein Ponyhof ist und ich nicht immer nur zur Tauzeit fotografieren kann, bin ich froh dass mein Makro einen Stabilisator hat und ich ein relativ ruhiges Händchen habe. In der Mittagszeit ist es nämlich nahezu unmöglich mit einem Stativ zu arbeiten, da die Insekten sofort die Flucht ergreifen, noch bevor man das erste Stativbein ausgefahren hat. Es gab aber auch schon Situationen bei denen ICH mich auf den Stativ abgestützt habe, wenn z.B. eine Libelle an einem Ast mitten im Moor geschlüpft ist und ich ansonsten keine Chance gehabt hätte nah genug an den Schlupf heran zu kommen. Ein Stativ ist also multifunktional!

Warst du schon immer "Naturbegeistert" oder war das quasi eine Nebenwirkung des Makrofiebers?

Also ehrlich gesagt kam das erst mit der Fotografie. Mein Mann ist promovierter Biologe und ich selbst konnte bis vor vier Jahren einen Schmetterling zwar von einer Libelle unterscheiden ... aber das war's dann auch schon! Dann wollte ich immer häufiger wissen was ich da eigentlich fotografiert habe und mittlerweile komme ich mir schon vor wie ein wandelndes Lexikon. Immer häufiger werde ich von anderen Fotografen um Rat gefragt was sie da fotografiert haben und immer häufiger ertappe ich mich dabei, dass ich andere Bestimmungen korrigiere und mich ärgere wenn in Zeitschriften Tiere falsch benannt werden. Inzwischen sehe ich die Natur mit ganz anderen (Makro-) Augen und würde auf der Straße glatt meine Familie nicht erkennen, weil ich nur nach potentiellen Models Ausschau halte.

Eiskristall - Sandra Malz

Makrotreff hat ja mitunter das Ziel diesen "Anderen Blick" für die Natur wieder mehr unter die Menschen zu bringen. Gerade in der Lüneburger Heide hat es ja zahlreiche seltene und vom Aussterben bedrohte Arten. Meinst Du man sollte mehr für den Erhalt der Biodiversität tun?

Biodiversität ist die Kurzform des Begriffs biologische Vielfalt. Der Erhalt und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt gelten als wichtige Grundlagen für das menschliche Wohlergehen. Ich bin daher auf jeden Fall dafür die Artenvielfalt zu schützen. So ist z.B. ein Drittel der Amphibien bereits vom Aussterben bedroht und es muss dringend etwas dagegen unternommen werden. Hier im Ort wurde grad der Bau von Windanlagen abgelehnt, da Rotmilane brüten ... im "Marxener Paradies" wird renaturiert, da sich nach Bodenproben herausgestellt hat, dass es sich mal um ein Feuchtgebiet gehandelt hat und diese Fläche nur vom damaligen Besitzer in der Nachkriegszeit trocken gelegt wurde, damit sein Weidevieh genügend Gras zu fressen hat. Es wurden im vergangenen Jahr bereits Wollgräser und Orchideen nach der Bewässerung angepflanzt und es sind schon jetzt seltene Amphibien und Reptilien dort zu finden. Und trotzdem trifft man dann genau dort auf Menschen, die mit der Schere bewaffnet durch die Wiesen streifen und die frisch angepflanzten Orchideen einfach abschneiden und zu Hause in die Vase stecken. Es wird also bereits etwas unternommen, aber es gibt leider noch zu viele Menschen denen es völlig egal ist und die selbst im Naturschutzgebiet noch ihren Müll abladen und panisch schreiend nach Libellen schlagen, da diese ja ach so gefährlich sind und womöglich stechen könnten (!)…

Aurorafalter - Sandra Malz

Laubfrosch - Sandra Malz

 

Kommen wir zu einem ganz anderen Thema: Der Nachbearbeitung von Fotos. Wie viel Zeit steckst Du noch in ein Foto nachdem Du es im Kasten hast?

Nun, wenn ich bereits bei der Aufnahme sehr pingelig und gründlich war brauche ich für die Nachbearbeitung maximal 5 Minuten. Also im RAW-Konverter entwickeln, in Photoshop die Tiefen/Lichter bzw. die Tonwerte checken, das Hauptmotiv nachschärfen, den Rest Entrauschen und dann als .jpg abspeichern. Fertig! Wenn es bereits bei der Aufnahme etwas heikler war und ich keine Zeit oder keine Möglichkeit hatte vor Ort für eine optimale Aufnahme zu sorgen, benötige ich natürlich etwas länger. Dann müssen zusätzlich Halme entfernt oder unschöne Dinge weg gestempelt werden. Dann dauert es ggf. 10 - 15 Minuten. Seit einiger Zeit stacke ich aber auch sehr gerne und dann müssen natürlich mehrere Aufnahmen in Photoshop per Photomerge zu einer Aufnahme mit großer Schärfentiefe verschmolzen werden und dann folgt anschließend noch die übliche Bearbeitungsroutine. Für meine Makroaufnahmen benötige ich aber in der Regel wirklich nicht so viel Zeit für die Nachbearbeitung, da ich niemals den Hintergrund nachträglich unscharf mache oder gar austausche. Das geschieht bereits bei der Aufnahme und spart somit viel Zeit und Nerven!

Hast du ein Lieblingsmotiv? Irgendein Tier das einfach immer fotografiert werden muss wenn es auftaucht?

Ach, im Prinzip alles was mir vor die Linse kreucht oder fleucht und sechs bis 1.000 Beine hat. Aber bei Libellen oder Schmetterlingen werde ich immer "schwach" und muss einfach auf den Auslöser drücken. Auch bei besonderen Käfern juckt es sofort im rechten Zeigefinger. Es gibt aber noch viele Tiere die auf meiner Wunschliste stehen und dazu gehören u.a. Mantis religiosa und Schmetterlingshafte. Die gibt es hier leider nicht und ich hoffe, dass ich diese wunderschönen Tiere mal auf einer Reise zu Fotofreunden vor die Linse bekomme.

Mückenlarven - Sandra Malz

Du präsentierst Deine Fotos auf einer eigenen Website (makrofotografin.de) wie stehst Du zu den ganzen Foto-Communities wie flickr, 500px und wie sie alle heißen? Ist man auf diese Seiten heutzutage angewiesen als Fotograf/in?

Ich präsentiere meine Fotos neben zwei anderen Communities hauptsächlich auf fotocommunity.de und das bereits seit ich fotografiere. Ich persönlich halte das für wichtig und sinnvoll! Zum einen lernt man nette und interessante Menschen mit dem gleichen Hobby kennen ... und es entwickeln sich teilweise sogar Freundschaften. Das wichtigste aber ist, dass die eigenen Bilder mit anderen Augen betrachtet werden und man (hoffentlich) konstruktive Kritik erhält. Nur dadurch kann man sich verbessern und die eigenen Bilder objektiver betrachten. Wenn meine Bilder nicht sofort kritisiert worden wären, würde ich vielleicht noch immer "Knipsbilder" mit schiefem Horizont, starkem Rauschen, abgesoffenen Tiefen und ausgebrannten Lichtern einstellen. Klar ist es erst mal unangenehm wenn das Bild, das einem so sehr gefällt - und vielleicht sogar das Herz dran hängt - von anderen "schlecht" gemacht wird! Aber wenn man dann ganz ehrlich zu sich ist, muss man meistens zugeben, dass der Kritiker Recht hatte und man das Bild entweder neu bearbeiten oder es gleich in den Papierkorb schieben sollte.

Was bedeutet Dir die Makrofotografie?

Makrofotografie ist Leidenschaft! Makrofotografie ist Kunst! Makrofotografie ermöglicht eine ganz andere Sicht der Dinge! Makrofotografie macht süchtig! Ich erkenne auf der Straße meine eigene Mutter nicht, da ich nur noch nach Insekten Ausschau halte! Die Kleidung ist permanent verschmutzt, Knie und Ellbogen sind ständig wund und Spaziergänger schauen mich mitleidig an oder fragen ob es mir gut geht, weil ich auf allen Vieren durchs Gebüsch krieche oder flach im Dreck liege! Es gibt für mich nichts Schöneres!!!

Vielen Dank für das Gespräch Sandra Malz. Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute und viele tolle Makrofotos!

Mehr von Sandra Malz:

www.makrofotografin.de

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