Porträt: Thorben Danke
In diesem Interview gibt Thorben Danke einen Einblick in die extreme Makrofotografie von heimischen Insekten. Seine Aufnahmen bestehen meist aus Focus Stacks von über 100 Einzelfotos und erhalten dadurch eine unglaubliche Detailfülle. Für das Focus Stacking verwendet Thorben seinen "MacroNizer" einen automatischen Makro Rail den er in Eigenregie zusammengebaut hat.
Große Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) - Focus Stack aus 85 Einzelfotos mit einem Makro Rail. Sony ILCE-7RM2, Rodagon 50 mm, f/5.6, 1/50 s, ISO 250, LED-Licht
Hallo Thorben, erzähle uns etwas über Dich. Wer bist Du, und woher kommst Du?
Mein Name ist Thorben Danke, und ich komme aus Besigheim. Eher ländlich gelegen, liegt die Weinstadt zwischen Stuttgart und Heilbronn. Dort lebe ich mit meiner Frau und meinen drei Kindern. Der Waldrand liegt in unmittelbarer Nähe, hat aber nichts mit dem Interesse an Insekten zu tun. Dazu später mehr. Nach meiner Ausbildung zum Industrieelektroniker arbeite ich nun in der Automobilbranche und versuche, hard- und softwaretechnisch dem Fehlerteufel auf die Schliche zu kommen. An Hobbys habe ich auch dadurch schon eine ganze Menge durch: Von der elektronischen Bastelei wie bspw. Mikrocontroller-Programmierung über Modellbau von Flugzeugen, Booten und Drohnen war immer irgendwas für das Bastlerherz dabei. Ich bin ziemlich schnell zu begeistern, wenn mich etwas interessiert. Habe ich ein selbstgestecktes Ziel erreicht, schwindet damit auch das Interesse. Geblieben ist seit Jahren nur die Liebe zur elektronischen Musik oder um es kurz zu sagen: Techno. Die Plattenspieler stehen aber mittlerweile nicht mehr im Club, sondern im Hobbykeller und drehen dort ihre Runden. Dort zieren seit kurzer Zeit keine Plattencover die Wände mehr, sondern großformatige Drucke heimischer Insekten. Bei den Insekten habe ich irgendwie das Gefühl, dass die Faszination für immer bleibt.
Wie bist Du zur Makrofotografie gekommen?
Im Januar 2016 entschied ich, hauptsächlich für die Familiendokumentation, eine Kamera zu kaufen. Einfach mal etwas anderes. Ich hatte keine Lust mehr auf den Einheitsbrei der Smartphone-Kameras, und mich reizte der Look von offenblendigen Bildern oder Portraits mit diesem wundervoll verschwommenen Hintergrund. Nach langer Recherche habe ich mich für die Sony Alpha 6000 entschieden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis hat einfach gepasst, und ich bin fest davon überzeugt, dass sich die spiegellose Technik durchsetzen wird. Und spätestens mit den neuen Modellen der Platzhirsche Nikon und Canon deutet alles darauf hin. Man hält sich so zumindest alle Möglichkeiten offen, auch was Altgläser angeht; diese kann man super adaptieren und man kommt sehr günstig an tolle Objektive. Das „Schlüsselerlebnis“ war der 22. Juli 2016 (danke, Zeitstempel): An meiner Hauswand saß eine Goldfliege, die ich mit einem Aufsteckblitz in der einen und der Kamera in der anderen Hand ziemlich gut erwischt habe. Ich benutzte damals ein. 50 mm Portraitobjektiv mit Zwischenringen. Als ich mir das Bild am PC ansah, war ich hin und weg. Man sah die einzelnen Facetten in den Augen der Fliege, und ich konnte es kaum glauben, dass ich es geschafft habe, solch ein Foto zu machen.
Du machst Fotos unter extremen Abbildungsmaßstäben. Teilweise bis 20:1. Was für Equipment braucht man dafür?
Mittlerweile bin ich von dem APS-C-Format der Sony Alpha 6000 auf das Vollformat mit 42 Megapixel der Sony A7RIII umgestiegen. Diese sitzt nun über einen Adapter auf einem Nikon-Balgen. Am Ende des Balgens sitzt ein Nikon auf M42-Adapter, an den ich alle möglichen Optiken adaptieren kann. Für M42 gibt es ja fast alle möglichen Adapter. Für Abbildungsmaßstäbe bis 1:1 nutze ich das 90mm/2.8 Macro von Sony. Muss ich etwas näher ran, setzte ich auf dieses Objektiv eine Nahlinse. In meinem Fall die DCR-250 von Raynox. Von 2:1 bis 5:1 benutze ich am liebsten ein altes Objektiv von Rodenstock in Retrostellung. Dieses wurde früher in einem Vergrößerungsgerät verwendet. Von 2,5-5:1, hauptsächlich Outdoor, nutze ich das neue Laowa 25 mm Ultra-Makroobjektiv. Ab 5:1 verwende ich ausschließlich Mikroskopobjektive. Abgelichtet wird bei mir alles in RAW mit 14 Bit Farbtiefe. Dieses „Ausgangsmaterial“ wird zunächst mit Adobe Lightroom gesichtet und dann in 16-Bit-TIFF umgewandelt. Hier habe ich zwar unbenutzte Bits der Farbinformationen, mir geht aber, im Gegensatz zur 8-Bit Umwandlung, keine Info verloren. Für das eigentliche Stacking benutze ich Zerene Stacker. Dieses Programm liefert mir dann nach dem Stacken eine 16-Bit-TIFF-Datei, die dann in Photoshop den Feinschliff bekommt. Wichtig ist dabei, dass alles bis dahin in der vollen Farbtiefe entsteht, denn nun kann ich nicht sichtbare Farben in sichtbare umwandeln. Ist die Bearbeitung abgeschlossen, speichere ich in 8-Bit-TIFF ab. Zum Stacken selbst habe ich auch Adobe Photoshop, Helicon-Focus und Affinity getestet. Zerene Stacker hat bei meiner Arbeitsweise die besten Ergebnisse gebracht, deshalb habe ich mich dafür endgültig entschieden. Ständig zu vergleichen würde den Zeitrahmen sprengen.
Was fasziniert Dich so an der Makrofotografie? Was treibt Dich an, diesen Aufwand zu betreiben?
Zum einen ist es die Technik und die filigrane Arbeit, die einfach Spaß macht, wenn aus viel Geduld und Ruhe ein tolles Foto entsteht. Auf der anderen Seite der Entdeckergeist und die Freude daran, Dinge zu entdecken, die ich noch nie so gesehen habe. Im Vergleich zu Portrait- oder Landschaftsfotos gibt es von Insekten nicht viele hochauflösende Aufnahmen, und wenn man sich erst seit kurzer Zeit mit Insekten beschäftigt, so wie es bei mir der Fall ist, entdeckt man wirklich jeden Tag etwas Neues. Das Verständnis für die Insekten und die Natur wächst ständig und ist einfach faszinierend. Wenn ich dann die Begeisterung meines Sohnes Lenny am Mikroskop sehe, denke ich oft, dass es kein schöneres Hobby geben kann.
Mehr von Thorben:
www.sagaoptics.com
Kommentare
Hallo Thorben Dieser…
Hallo Thorben
Dieser Artikel ist ja schon 3 Jahre alt, aber falls du zufällig hier nochmal reinschaust:
So wie du in Artikel unter der Kapitelüberschrift
„Du machst Fotos unter extremen Abbildungsmaßstäben. Teilweise bis 20:1. Was für Equipment braucht man dafür?“
deine Ausrüstung schilderst, interessiert mich Folgendes:
Der Computer mit dem du bis zu 100 Fotos bestehend aus 16-Bit-TIFF Dateien bearbeitest und vor allem diese auch stackst, wieviel GB Arbeitsspeicher sollte solch ein Computer haben?
Viele Grüße
Michael
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