Winter-Makros im Garten

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Winter-Makros im Garten

Sa., 07/01/2017 - 14:45
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Winterzeit gleich Saure-Gurken-Zeit? Pustekuchen! Nicht für Makronisten!

Kälte allerorten. Minus-Temperaturen, Eis und Schnee haben draußen die Regie übernommen.
Die meisten Abläufe in der Natur ruhen im Winter. Viele Kleintiere und insbesondere Insekten und Spinnen haben sich zurückgezogen. Pflanzen ebenfalls. Stimmt das? Quatsch! Natürlich nicht! In den Wintermonaten ruht zwar weitestgehend das Pflanzenwachstum, und zarte Blüten wird man auch vergeblich suchen. Doch natürlich sind eine Menge Pflanzen da: Bäume, Sträucher, immergrüne Bodenpflanzen, abgestorbene Pflanzenreste vom Sommer usw, usf. Und natürlich die dazugehörigen Baumnadeln, Knospen, Früchte, Blütenreste usw. usf. Und die liefern auch im Winter tolle Motive für Makronisten. Insbesondere Kleinstrukturen von Pflanzenteilen, die an sich schon super interessant aussehen, werden durch Raureif und Schnee oft nochmals attraktiver - erhalten quasi ein "Sahnehäubchen" aufgesetzt. Die kalten Temperaturen des Winters haben die Kraft, nicht nur ganze Landschaften, sondern auch Pflanzen und Teile von ihnen zu verzaubern.

"Depri"-Wetter - nichts für Makronisten!

Der Nebel und Schnee in Verbindung mit den sehr tiefen Temperaturen der vergangenen Tage hüllte vielerorts die Pflanzen in ein weißes Wintermäntelchen von Raureif und Schnee. Häufig bedeutet bei uns eine solche Wetterlage "Inversion" - eine Umkehr der Temperaturschichten in der Luft, bei der Warmluft in höheren Schichten bodennahe Kaltluft "festhält". Das Ergebnis: Depri-Wetter! Tagelanger Nebel, grau, kalt.

Aber Makronisten benötigen nicht immer die schönste Sonne am blauesten Himmel, um zu Fotos zu kommen. Klar, besonders im Winter fördert Sonnenschein das Leuchten der ohnehin spärlich vorhandenen Farben. Doch es geht auch anders, insbesondere eben, wenn der Winter anfängt zu zaubern.

Strukturen versus ausgeräumte Landschaften

Da ich in den vergangenen Wochen öfters gefragt wurde, was man denn um diese Jahreszeit und bei diesem "Depri"-Wetter so alles makromäßig ablichten könne, stelle ich zur Anregung diesen Post mit ein paar Fotos ein.
Generell finden sich auch im Winter draußen in der Natur tolle Makromotive. Voraussetzung ist das Vorhandensein von sogenannten "Strukturen". Darunter verstehen Biologen, Landespfleger & Co. alle Arten von Pflanzen (lebend und abgestorben), Böschungen, Totholz, Natursteinmauern, Gewässer und vielen mehr. Das Gegenteil davon sind "ausgeräumte Landschaften". Davon haben wir mittlerweile in Deutschland mehr als genug. Die meisten dieser Flächen entstanden durch kommerzielle landwirtschaftliche Nutzung - und unterliegen auch aktuell diesem Diktat. Dort herrscht im Sommer Monotonie, im Winter Leere. Hier gibt´s kaum Leben, und damit auch kaum Leben, was man fotografieren könnte.

Anders sieht es in den "strukturreichen" Gebieten aus. Hier finden wir auch in den Wintermonaten viel Abwechslung, viele Formen und auch Farben - wenn man genau hinschaut. Aber das ist ja die Königsdisziplin aller Makronisten!

Makro-Revier "Garten"

Wunderbare Makroreviere sind auch Gärten - nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter. Voraussetzung ist jedoch, genau wie in der freien Landschaft, eine relativ naturnahe Ausrichtung. Denn auch hier gilt: In ausgeräumten Gärten kann man ausgeräumte Fotos machen, in strukturreichen, naturnahen Gärten dagegen Fotos von Strukturen und Natur :-)! Und besonders interessant ist es, sich vielleicht sogar einem speziellen inhaltlichen Thema zu widmen und dieses makrofotografisch darzustellen.

Genug vom Stubenhocken, habe ich in den vergangenen Tagen ein paar Objektive, eine Kamera und (ausnahmsweise) ein Stativ untern Arm geklemmt und bin trotz trüben Wetters in den Garten gegangen. Dort habe ich mir die "Winterrosen" vorgenommen. Winterrosen sind eine besondere Spezies von Rosen. Zu ihnen gehören all diejenigen, die man im Herbst nicht vollkommen "sauber" runter schneidet. In unserem Garten sind somit alle Rosen "Winterrosen" :-).

Bei allen Fotos herrschte oben beschriebene Inversionswetterlage mit ordentlich viel Trübe und ordentlich viel Kälte - also mit ordentlich viel Frust und Depri-Potenzial! Aber: Das Makrofotografieren hat Spaß gemacht!

Hier zeige ich mal einige Beispiele:
 

Remontierende Rosen blühen öfter im Jahr und über viele Monate, genau genommen so lange, wie es warm und hell genug für die Bildung ihrer Blüten ist. Im Spätherbst stoppen sie dann einfach ihr Wachstum, bereits gebildete Blütenknospen wachsen nicht mehr weiter, sondern sterben ab. Dies hier ist eine solche Blüte, besetzt mit Raureif. 

Olympus E-M1; Olympus Zuiko 300mm f/2.8; ISO 100; Blende 10; 1/8 Sek.; Stativ
 

Bildinhalt wie oben.

Olympus E-M1; Olympus Zuiko 300mm f/2.8; ISO 250; Blende 4; 1/125 Sek.; Stativ
 

Auch diese Rosenblüte hat es nicht mehr "geschafft" zu blühen - und wird es auch nicht mehr. Schön ist sie trotzdem ...

Olympus E-M1; Olympus Zuiko 90mm Macro f/2.0; ISO 100; Blende 8; 1/10 Sek.; Stativ
 

Diese Rosenblüte (Rose "Lucky") hat es zwar noch "geschafft" zu blühen, wurde dann aber vom plötzlichen Kälteeinbruch überrascht. Nun ist sie doppelt schön ...

Olympus E-M1; Olympus Zuiko 50mm Macro f/2.0; ISO 100; Blende 2.8; 1/320 Sek.
 

Hier wurde noch "fertig geblüht". Übrig geblieben ist der Grundblatt-Stern, der nun zu einer "zweiten Blüte" (Frostblüte) kommt :-).

Olympus E-M1; Olympus Sigma 150mm Macro f/2.8; ISO 100; Blende 8; 1/6 Sek.; Stativ
 

Konnte die im Sommer verblühte Rosenblüte ihre Frucht bilden, hängen im Winter attraktive Hagebutten an den Rosenzweigen - wenn sie nicht abgeschnitten wurden. Während der kalten Tage werden sie dann früher oder später von Vögeln verputzt.

Olympus E-M1; Olympus Zuiko 90mm Macro f/8.0; ISO 100; Blende 8; 1/40 Sek.; Stativ
 

Hagebutte - ein tolles Makro-Motiv ...

Olympus E-M1; Sigma 150mm Macro f/8.0; ISO 100; Blende 8; 1/6 Sek.; Stativ
 

Raureif an verfärbtem Rosenblatt

Olympus E-M1; Olympus Zuiko 90mm Macro f/2.0; ISO 100; Blende 3.2; 1/80 Sek.; Stativ
 

Und wem eine solche "thematische" Vorgehensweise bei der Makrofotografie zu einseitig ist, für den gibt´s noch eine Winter-Hängeerdbeere :-), die als Spätzünder am Blumenkübel-Rand baumelt:

Erdbeere mit Schneehaube - Kuriosum des Klimawandels?

Olympus E-M1; Olympus Zuiko 50mm Macro f/2.0; ISO 100; Blende 5.6; 1/400 Sek.

In diesem Sinne wünsche ich allen Makronisten inspirierende und motivierende Winter-Motive.

Roland GÜNTER

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