Die optimale Blende in der Makrofotografie

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Die optimale Blende in der Makrofotografie

Mo., 08/07/2013 - 12:56
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In der Makrofotografie ist man mit einer Vielzahl an Schwierigkeiten konfrontiert, neben dem chronischen Lichtmangel  ist dies hauptsächlich die außerordentlich geringe Tiefenschärfe. Mit stärkerem Abblenden wird zwar theoretisch die Tiefenschärfe wieder größer, doch die Schärfe nimmt wegen der Beugungseffekte massiv ab, so dass man nur noch ein „matschiges Bild“ bekommt.

Mit zunehmendem Abbildungsmaßstab (Vergrößerung) nimmt die Tiefenschärfe rasant ab! Mit stärkerem Abblenden wird zwar theoretisch die Tiefenschärfe wieder größer, doch die Schärfe nimmt wegen der Beugungseffekte massiv ab, so dass man nur noch ein „matschiges Bild“ bekommt.

In der Makrofotografie ist man mit einer Vielzahl an Schwierigkeiten konfrontiert: Neben dem chronischen Lichtmangel ist dies hauptsächlich die außerordentlich geringe Tiefenschärfe, die mit steigender Vergrößerung rasant abnimmt. Deutlich wird das bspw., wenn man die Komplexaugen einer kleinen Libelle fokussiert. Die Augen sind scharf, doch der Rest des Körpers verschwindet in Unschärfe. Die geringe Tiefenschärfe lässt sich zwar bei vielen Motiven wunderbar als stilistisches Mittel einsetzen, doch wenn man die komplette Libelle scharf haben möchte hilft nur eins – Abblenden!

Leider lässt sich nicht beliebig Abblenden. Ab einer gewissen Blende wird das Bild nicht mehr schärfer, sondern Die Tiefenschärfe, als auch die Gesamtschärfe nehmen plötzlich wieder ab. Man spricht dann von der förderlichen bzw. kritischen Blende.

Anhand der Abbildung kann man erkennen, dass die kritische Blende die maximale Bildschärfe aufweist. Die Schärfentiefe erreicht ihr Maximum jedoch erst mit der förderlichen Blende. Blendet man nun noch weiter ab, nehmen sowohl Schärfe als auch Tiefenschärfe rasch ab. Die Ursache liegt in der Beugungsunschärfe. Je kleiner man die Blende wählt, desto mehr wird das einfallende Licht gebeugt. Unter Beugung versteht man dabei die Ablenkung des Lichts am Rand der Blende. Es kommt zu Überlagerungen der einzelnen Lichtwellen und damit zu Störungen, die sich durch Abnahme der Schärfe & Tiefenschärfe bemerkbar machen. Die folgende Abbildung zeigt die Auswirkung der Beugungsunschärfe deutlich:

Beispiel Beugungsunschärfe [Fotograf: Christian Fischer [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons]

Doch welche Blende ist nun optimal?

Wie bereits erwähnt, nimmt mit zunehmender Vergrößerung (Abbildungsmaßstab) die Tiefenschärfe rasant ab. Dies führt auch dazu, dass die negativen Effekte der Beugungsunschärfe deutlich früher auftreten. Daher kann man bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1 noch kleinere Blenden wählen als bspw. bei 5:1. Folgende Tabelle verdeutlicht dies:

 

Abbildungsmaßstab

Förderliche Blende

 

1:2

32

 

1:1

14

 

2:1

9

 

3:1

7

 

4:1

6

 

5:1

5

Die Blendenwerte wurden für einen APS-C-Sensor berechnet. [Quelle: http://www.elmar-baumann.de/fotografie/rechner/rechner-foerderliche-ble…]

Diese Werte sind nicht in Stein gemeißelt, sondern sollen lediglich eine ungefähre Vorstellung davon liefern mit welchen Blenden man bei welchem Abbildungsmaßstab in der Makrofotografie arbeiten sollte, um die optimale Mischung aus Schärfe und Tiefenschärfe zu erhalten und Beugungseffekte zu minimieren.

Die Förderliche Blende lässt sich hier bequem per Onlinerechner ermitteln.
 

Weiterführende Artikel zu diesem Thema hier auf Makrotreff:

Schärfepunkt - Schärfeebene - Tiefenschärfe - Schärfentiefe  -  von Roland Günter

Kommentare

Profile picture for user Gerhard.

Der Rechner für die Förderliche Blende weist Werte für die effektive und für die nominelle Blende aus. Kann mir jemand den Unterschied erklären?

 

Gerhard

Profile picture for user Sven

Die nominelle Blende stellst du auf dem Objektiv ein. Jedoch gibt es im Nahbereich Verlängerungsfaktoren. Wenn diese berücksichtigt werden, stimmt nicht die auf dem Objektiv eingestellte nominelle Blende, sondern die Wirkung ist wie eine viel kleinere Blende. Eben die effektive Blende.

 

Erich

Profile picture for user Sven
Erstellt von Martin Messmer (nicht überprüft) on Mi., 05/04/2017 - 14:56 Permalink

DANKE!

Nur … mit einem APS-C-Sensor ein Bild zu machen mit ca. Blende 26 bei m = 1÷10 … habt Ihr schon einst ein solches Bild gemacht oder wenigstens gesehen? :-)) Ziemlich «gebeugt» wäre dies – wohl nicht wirklich brauchbar?! …
Die offizielle Formel für die förderliche Blende berücksichtigt eine noch mögliche Auflösung nach Rayleigh. Für mich ist viel wichtiger, was wir SEHEN; und wenn ich ein Beugungsscheibchen etwa so groß wahrnehme wie einen max.zul. Zerstreuungskreis, dann ist bei mir «Ende der Fahnenstange». Meine Formeln für die förderliche Blende sehen deshalb anders aus:

Beugungsscheibchengröße ca:
b = ca. k/750*(m+1)

kf = 750*zo/(w*(m+1))
zo = max.zul.Zerstreuungskreisdurchmesser …

Bei sehr kleinem m also kf = 750*zo/w
wobei w = «Wirkungsgrad des Beugungsscheibchens» (ca. 0.75), also: ein Beugungsscheibchen der Größe b wirkt aufs Bild ungefähr wie ein Zerstreuungskreis der Größe b/w in der Größe …

So ist für mich kf bei APS-C = ca. 20 bei sehr kleinem m.
Bei m = 1÷1 also ca. 10.

Fotografiere ich nun mit Blende 10 im Maßstab 1÷1, so sehe ich effektiv knapp die Beugung noch nicht störend im Bild. Bei Blende 14 aber würde das Bild hier tatsächlich qualitativ ungenügend für meine Augen, denn wir sehen dann die Beugungsscheibchen (nicht nach Messung, sondern nach ihrer Wirkung) ähnlich groß wie einen maximal zulässigen Zerstreuungskreis …

Kurzum: ich verwende für kf eine Blendenzahl, die um ca. Wurzel(2) tiefer liegt als es herkömmliche Formeln vorschlagen; oder einfach: eine Blendendstufe offener … und mache gute Erfahrungen damit …

Liebe Grüße

Martin Messmer

...

 

Profile picture for user Valentin

ADMIN

Hi Martin,

natürlich ist das auch sehr subjektiv, das fängt schon mit der Definition von Schärfe an. Jeder nimmt diese auch etwas anders wahr. Ich persönlich agiere ähnlich wie Du und bleibe auch immer etwas unter der Förderlichen-Blende. Außer bei extremen Abbildungsmaßstäben, wo ich manchmal in Richtung mehr Schärfentiefe tendiere, auf Kosten der Schärfe, aber mit dem Vorteil weniger Stackingschritte zu benötigen.

Wer noch tiefer in das Thema einsteigen möchte, dem sei folgender Link empfohlen:

http://www.cambridgeincolour.com/tutorials/diffraction-photography.htm

Profile picture for user Sven

Moin,

ich gebe in unserer Fotogruppe gerade ein paar Workshops zur Makrofotografie und verweise dabei auch gerne auf deine Seite.
Natürlich kommt hier auch das Thema Schärfentiefe und förderliche Blende zur Sprache - und zu Nachfragen.
Deshalb habe ich mich mal hingesetzt und einen "einfachen" Rechner und eine individuelle Schärfentiefetabelle für die Hosentasche zum Download gebastelt. Alles speziell für den Makrobereich.

Vielleicht hat die eine oder der andere ja schon nach so etwas gesucht:

Rechner: https://www.alternativen.pro/blog/schaerfentieferechner

Tabelle: https://www.alternativen.pro/blog/schaerfentiefetabelle-makro

Ralf

Profile picture for user Sven
Erstellt von Nick Krause (nicht überprüft) on Sa., 23/11/2019 - 00:09 Permalink

Die Werte für die förderliche Blende in der Makrofotografie sind hier viel zu niedrig angegeben,sowieso wenn man Stacking macht.

So nebenbei sollte man nicht dem Irrglauben verfallen ein 2D-Papier würde noch  irgendetwas  mit Schärfentiefe zu tun haben hier sieht man lediglich den Auflösungsverlust.Am besten ist es wenn man selbst die förderliche Blende mißt.So nebenbei hat hier der Fokuspunkt mehr Einfluß als man mit solchen primitiven geometrischen Berechnungen darstellen könnte.

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