Winter-Motiv – Moos mit Eistropfen

Wir befinden uns in der zweiten Winterhälfte. Die ersten kleinen Vorboten des nahenden Frühjahrs sind bereits sichtbar. Dennoch ist dies die Zeit, in der sich bei vielen Makronisten eine Art Winter-Makro-Blues breitmacht. Alles scheint grau, dunkel, trostlos zu sein. Die Sehnsucht nach Farben des Frühjahrs wird unerträglich :-).

So motivlos ist diese Jahreszeit aber nicht. Im Gegenteil: Insbesondere für detailzentrierte Makronisten offenbaren sich viele kleine Motive, die nicht nur einen Kompromiss darstellen, sondern super schöne Makromotive sind.

Als Beispiel stelle ich ein Foto ein, dass ich heute morgen gemacht habe: eine kleine Moospflanze auf einem Stein. Diese Pflanzen sind auf sehr vielen Steinen zu finden. Voraussetzung: Die Steine sollten schon eine längere Zeit möglichst unverändert draußen liegen, sodass sich diese Moospflanzen ansiedeln können. Es handelt sich hierbei um sehr niedrig wachsendes Moos, nur wenige Millimeter hoch, aber als grüner Teppich gut auffindbar. Sie sind so gut wie auf jeder Steinmauer zu finden, die zumindest einige Jahre alt ist, aber auch auf einzelnen, herumliegenden Steinen.

Diese kleinen Moose haben jetzt Hochkonjunktur. Sie schieben ihre Sporangien – wunderschöne, meist nur maximal 1 Zentimeter lange Stielchen mit aufgesetzten Spitzen. Und kommen dann noch Regen- oder Eistropfen hinzu, stellen sie ein total attraktives Makromotiv dar – mitten im Winter!

Also, nicht entmutigen lassen, weder von Corona, noch von der Jahreszeit, noch vom Wetter!

Kommentarbereich

Profile picture for user UVO
Makronist

Hallo Roland, schönes Motiv und (natürlich) perfekte Makro-Umsetzung.

Bei uns ist das Moos zur Zeit ca. 1/2 m unter dem Schnee, da müsste man mit den Hufen scharren, wie die Rentiere in Lappland. Oder man setzt sich doch wieder ans Mikroskop...

Schöne Grüße

Uli

[P.S.:  Auch Langlaufen ist eine gute Alternative!]

Profile picture for user Roland

ADMIN

Hallo Uli,

weiß schon, in vielen Teilen Deutschlands liegt zur Zeit Schnee (nur nicht hier in Würzburg!). Aber UNTER dem Schnee, da wachsen fleißig die Moos-Sporangien. Also mach´ schonmal Deine Kamera scharf, denn bekanntlich liegt der Schnee in heutigen Zeiten nicht lange hier in Deutschland.
Super interessant ist auch die End-Phase des Tauens; dann brechen die zarten Pflanzenteile durch die Schneereste – voll attraktive Makromotive!

Liebe Grüße 

Roland

Profile picture for user Flora1958

MOD

Hallo Roland,

schaut wieder schick aus, dein Moos!  Ganz besonders finde ich die zartschmelzenden Bubbles im Hintergrund! Die Farbe unterstützt noch einmal die Kühle.  Dann also  nix wie raus zum Grasen, oder besser noch zum Moosen. *grins Heitern wir uns auf mit Sporangien bis der erste Krokus in Sicht ist. ;-)

Danke für deinen Lichtblick in dieser trostlosen Zeit.

Liebe Grüße

Gabi

Profile picture for user Roland

ADMIN

Hallo Gabi,

ja, an den Miniwinterschneemoossporangien kann man sich schonmal so richtig warm fotografieren. Man muss runter auf den Boden (es sei denn, man hat ´ne dekadente Steinmauer mit seniorengerechter Makroarbeitsebene in bequemer Hüft- bis Brusthöhe), den Körper längere Zeit ordentlich gekrümmt halten, Knie bis zum Kinn, Luft anhalten, beschlagene Sehhilfen und Displays säubern, tropfende Kaltnasen schniefen – und dann Aufstehen, um einen kleinen Zwischenring aus dem Fotorucksack zu holen, den man vergessen hat, und alles beginnt wieder von vorne.

Da wird einem schon vor dem nahenden Frühling warm :-)!

Liebe Grüße 

Roland

Profile picture for user Rob
Makronist

Hallo Roland,

sehr schön, dass es mal wieder ein Bild von dir in der regulären Kategorie zu bestaunen gibt! Da ich auch mit den Sporangien vor kurzem "rumprobiert" habe, ist es natürlich sehr spannend für mich, wie du da rangegangen bist. Auffällig finde ich dabei, dass du eine kleinere Gruppe gefunden hast und dadurch (und natürlich auch durch die Komposition und die stimmigen Farben) eine schöne Ruhe ins Bild kommt. Daneben finde ich es beeindruckend, dass bei f/2,8 gleich 4 Stielchen (perfekt separiert) genau in der Schärfe wohnen. Sowas ist mir nicht gelungen und teilweise waren einzelne Sporangien einfach zu knapp vor oder hinter der Schärfe und die Bilder dadurch unbrauchbar. 

Auch wenn in der Landschaftsfotografie eine sehr hohe Schärfentiefe meist vorliegt, erinnert mich dieses Bild aufgrund es Einbezugs von Vorder- und Hintergrund auch ein wenig an dieses Genre. Irgendwie sind es ja auch kleine "Landschaften", die von den kleinen Tieren und Pflanzen bewohnt werden.

Danke fürs Zeigen & schöne Grüße

Rob

 

Profile picture for user Roland

ADMIN

Hallo Rob, hallo Ingo,

das mit der "Ruhe im Bild" ist ein entscheidender Punkt bei solchen Fotos. Wirrwarr kann zwar auch reizvoll sein, aber meist ist es eine Form optischer Reduktion, die dem Betrachterauge hilft, sich zu orientieren. Passt die Ausgangslage, lässt sich mittels der schmalen Schärfeebene das Betrachterauge gut lenken.

Dann muss man eine Ebene finden, in der man optisch ansprechend eine oder mehrere Sporangien in diese schmale Schärfe der Offenblende hineinbekommt. Ingo, Du erinnerst Dich sicher, beim Workshop sprach ich immer vom Frühstücksbrettchen. Genau dieses Beispiel hier zeigt die Bedeutung dieser Analogie. Du hast es oben gut beschrieben, Rob; gleich mehrere Sporangien zusammen in die Schärfe zu bekommen, kann sehr attraktiv wirken.

Der optische Eindruck einer "Landschaft" kommt vor allem durch die sehr niedrige, bodenebene Perspektive. Dadurch entstehen Vorder- und Hintergrund, das Bild erhält Tiefe.

Dieses Motiv schreit nach einem Bildvergleich, einem Bildvergleich alt vs. neu. Ich habe das gleiche Motiv mit einem über 80 Jahre alten Objektiv-Oldi gemacht, und zwar mit dem Trioplan 2.8/7,5 Kameraobjektiv. Das Foto stelle ich in die Vintage-Makro-Galerie ein. Alles weitere dazu siehe dort...:-).

Liebe Grüße 

Roland

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich angezeigt. Deine Emailadresse ist nötig, um Dich über neue Antworten zu informieren.