Frühlingsgruß

Heute Vormittag kam mein neu erstandenes Porst Color Reflex Auto 1.8/50. Nachmittags ging ich damit auf den Münchner Ostfriedhof um festzustellen, dass die Natur binnen einer Woche quasi explodiert ist.

Im Schatten der hohen Bäume war es eine Freude mit dem lichtstarken Objektiv die vielen zwischen den Gräbern stehenden Blüten abzulichten. Das Porst machte mir das fokusieren zudem wirklich leicht. Das Bokeh erscheint mir auf den ersten Blick relativ unaufdringlich. Ich freue mich also, dieses Objektiv in meine neu entstehende und noch kleine Sammlung aufnehmen zu können.

Weiß hier jemand, ob DDR in dem Objektiv steckt oder wo Porst einkaufen/produzieren ließ?

Kommentarbereich

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ADMIN

Hallo Münchner,

der Frühlingsstart ging dieses Jahr tatsächlich rasend schnell: von -15 (- 20) Grad auf +20 Grad innerhalb von zwei/drei Tagen – je nach Region. Ist schon faszinierend, wie schnell Pflanzen wie Krokusse darauf reagieren können. Perfekte Anpassung!

Dein Foto fängt die ruhige Stimmung eines Friedhofs sehr schön ein. Und das Schattenlicht verhindert jegliche Überstrahlung der zarten Blütenblätter.

Zwei Aspekte spreche ich an:

Störende Linien

In der rechten unteren Ecke des Fotos befindet sich eine helle Linie; es handelt sich um irgendein Pflanzenteil, das das Licht hell reflektiert. Diese Linie zieht relativ stark das Betrachterauge an – charakteristisch für helle Linien!

Diese Linie so wegzuretuscheln, dass man es anschließend nicht sieht, ist in diesem Fall mit ein wenig Arbeit verbunden. Wesentlich besser ist es, so etwas bei bzw. vor der Erstellung der Aufnahme zu erkennen – und dann zu entfernen. So spart man sich eine Menge anschließende Arbeit am Rechner – was ja die meisten Naturfotografen nicht gerade bedauern :-).

Bildausschnitt

Das Bild wirkt sehr harmonisch, weil die Blüten der Krokusse auf der oberen Drittellinie liegen. Nach unten allerdings ist der Rahmen etwas knapp ausgefallen. Einige Krokusse stehen so gerade auf dem Bildrand auf, von einem ist sogar der Zeh gekappt worden :-).

In der Regel ist es positiv, um ein Hauptmotiv herum genügend Platz, einen Rahmen, zu belassen. Dies ist im Bild an beiden Seiten sowie oben gut gelungen. Nur unten fehlt er. Und genau das passiert sehr schnell. Man konzentriert sich auf die Lage der Blüten im Bild, dann noch auf die Abstände zu beiden Bildseiten – und vergisst, den Boden mit einzubeziehen. Er ist dunkel, und im Sucher fallen hier zu kleine oder auch zu große Abstände oft nicht auf. Das kenne ich auch bei meinen Arbeiten... :-).

Umso mehr muss man also genau daran denken. Ein Blick "rundherum" ums Hauptmotiv, und eine weniger ideale Ausrichtung am unteren Bildrand fällt sofort auf. Es erklärt sich von selbst, dass dies ebenfalls während der Erstellung des Fotos gemacht werden muss.
Ich rate dringend davon ab, hier von vornherein "großzügig" viel Platz einzuplanen nach dem Motto: Abschneiden kann ich nachher am Rechner immer noch. Das ist zwar technisch gesehen korrekt, hat aber mit Fotografie nicht mehr viel zu tun. Denn mit einem größeren Rahmen und damit größeren Abstand ändern sich automatisch auch andere Wirkungskriterien im Bild – beispielsweise die Charakteristik der Unschärfen im Hintergrund.

Fazit: Es ist ersichtlich, dass ich hier zwei Kleinigkeiten ansprechen, die nicht verhindern können, dass das Foto eine sehr große Stärke hat: nämlich, wie oben schon gesagt, die Ruhe seines Standorts widerzuspiegeln.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" 

Roland

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Makronist

Hallo Roland,

endlich komme ich dazu, mich für Deine hilfreichen Kommentare zu bedanken. Beide Hinweise werde ich mir zu Herzen nehmen.

Zu den störenden Linien: Als Neuling habe ich nun eines gelernt und bei meinen jüngsten Fotos am Wochenende bereits berücksichtigt: Nach der Motivsuche, vor allem anderen: Unkraut jäten und Müll entsorgen! Bei den störenden Objekten handelte es sich um alte Blätter, die ich mit wenigen Handgriffen hätte beseitigen können. Konzentriert auf Motiv, Hintergrund, Bildausschnitt, manuelle Fokussierung, habe ich diese übersehen.

Zum Bildausschnitt: Auch hier habe ich, konzentriert auf das Zentrum der Blüten, deren Füße außer acht gelassen. Ein Anfängerfehler wie eine Menschengruppe zu fotografieren und deren Füße abzuschneiden. Darüber würde ich hämisch lachen und mache wähernd meiner ersten Schritte in der Makrofotografie doch den gleichen Fehler.

Kommt alles auf die Checklist und es bleibt wieder die Erkenntnis, das ein gutes Foto viel Zeit benötigt.

VG Peter

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ADMIN

Hallo Peter,

Du beschreibst eine Gegebenheit, die wohl alle Makronisten, zumindest die meisten, sehr gut kennen. Da lernt man über viele Jahre, mit einer Kamera umzugehen und beherrscht eine bestimmte fotografische "Disziplin" – z.B. die Fotografie von Menschen oder Landschaften. Und in dem Moment, in dem man die Makrowelt betritt, vergisst man schlagartig Alles! Die scheinbar einfachsten Dinge sind plötzlich einfach weg. Füße (und Köpfe!) nicht abschneiden, Motiv nicht immer genau in die Bildmitte platzieren, Abstand zu den Bildrändern einhalten – alles futsch.

Dies liegt, wie Du oben treffen beschreibst, daran, dass man im Makrobereich tatsächlich fotografisches Neuland betritt. Die hinzukommende Vergrößerung fasziniert gewaltig. Zusätzlich muss man schauen, dass die deutlich stärkere Verwacklung im Nahbereich einem nicht das ganze Bild verwackelt :-). Und wenn dann noch ein Tier vor der Kamera hockt, das man vorsichtig versucht anzuschleichen, dann kann man froh sein, wenn man noch weiß, wo überhaupt der Auslöser ist (grins) – ich übertreibe natürlich :-).

Ich will damit nur sagen, Du bist in guter Gesellschaft. So ging es zumindest den meisten Makronisten – und mir auch! Die gute Nachricht: Mit ein wenig Übung wird das alles gaaaaanz schnell besser. Werden die neuen Dinge vertraut, kommen die alten, bekannten Dinge wieder an die Oberfläche. Dann geht´s aufwärts... :-).

Liebe Grüße 

Roland

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