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ADMIN

Hallo Manfred401,

erste einmal herzlich willkommen hier bei Makrotreff!

Schön, dass Du Deine ersten Versuche einstellst, hieraus kann man eine ganze Menge Informationen herauslesen. Und dass Du erst einmal tote Insekten fotografierst, ist insofern schon sinnvoll, als dass Du hier den "Ernstfall" testen kannst und Dich erst einmal technisch neu einjustierst! Und zu diesem Technischen gibt es eine ganze Menge zu sagen. Gehen wir schrittweise vor:
 

Geräte:

Mit der 70D hast Du ein sehr leistungsfähiges Werkzeug in der Hand. Das ist schonmal in Ordnung. Und die "alten" Lupenobjektive 20mm und 35mm aus der Analogzeit von Canon sind ebenfalls voll in Ordnung. Damit kannst Du auf jeden Fall sehr gut arbeiten.

Allerdings gibt es hier einige Dinge unbedingt zu beachten:


Schärfe:

Foto eins und drei sind unscharf.

Kurzer Einschub: Bitte stelle immer nur ein Foto ein, damit die hier besprochenen Details eindeutig zuzuordnen sind. Siehe hierzu auch die Hinweise zum Einstellen von Galerie-Fotos.

Die Unschärfe ist in erster Linie eine Unschärfe verursacht durch Beugung. Die entsteht im Makrobereich ab einer bestimmten Schließstellung der Blende - und zwar um so schneller und stärker, je größer der Abbildungsmaßstab wird. Du kannst also nicht bedenkenlos die Blende zumachen, um möglichst viel Tiefenschärfe zu erhalten. Das Bild wird dann relativ schnell komplett unscharf - und das ist hier passiert (insbesondere bei Foto 3). Du hast nicht die von Dir eingestellte Blende angegeben (siehe hierzu bitte wieder die Hinweise zum Einstellen von Galerie-Fotos). Aber ich sehe den Fotos an, dass sie deutlich zu weit geschlossen war. Lasse Dich hier nicht davon irritieren, was die Hersteller für Blendenschließungen an ihren Makro- und insbesondere Lupen-Objektiven ermöglichen! Das geht häufig bis 22 oder sogar 45 - und ist totaler Unsinn! Also: Bitte unbedingt immer die eingestellte Blende mit angeben!


Licht:

Du hast für die Fotos oben ein Blitzgerät eingesetzt. Das ist natürlich generell in Ordnung. Aber abgesehen von den Nachteilen nur eines Blitzes und auch abgesehen von dem, was Valentin andeutet (Diffusor), liegt das Hauptproblem bei Deinem Blitzeinsatz in der zu geringen Blitzentfernung zum Motiv. Du bist mit dem Blitz zu nah an der Fliege! Dadurch wird das Licht super grell (siehe vor allem Bild 2), das kannst Du irgendwann auch mit einem Diffusor nicht mehr befriedigend.

Es ist also wichtig, mit dem Blitz einen größeren Abstand, ja fast möglichst großen Abstand zum Motiv zu wählen. Und genau das wird gerade bei der Lupenfotografie aufgrund des super geringen Motivabstands zur Optik ein großes Problem (das Objektiv selbst ist im Weg!). Bei der Arbeit in diesen Abbildungsmaßstäben wird die Platzierung und Montage des Lichts ein verzwicktes Thema. Aber versuche erst einmal, den Blitz weiter zurück zu nehmen, dann gleichzeitig etwas abzuschwächen mit einem Diffusor oder Ähnlichem, und wenn Du Dich dann noch weiter verbessern willst, nehme einen zweiten Blitz hinzu. Du wirst an den Ergebnissen die großen Unterschiede sofort erkennen.
 

Schmutz:

Du hast einen Haufen Schmutz auf den Fotos. Hier sieht´s fast aus wie auf einer illegalen Müllkippe (grins). Das ähnelt schon fast einem alten Scan eines noch älteren Dias!
Damit meine ich nicht die schon von Valentin angesprochenen vielen kleinen Partikeln auf den Tieren. Vielmehr ist Dein Sensor super verschmutzt! Normalerweise sieht ein Sensor so erst aus, nachdem er vom Fotografen drei Monate auf dem Bauch robbend durch die Sahara geschleift wurde, auf der Suche nach der höchsten Sanddüne :-) ! Deshalb:

TIPP: Unbedingt Deinen Sensor reinigen lassen! Sonst nimmst Du diesen Schmutz immer mit und hast ihn auf jedem Foto!
 

Allgemeines (zum Unterschied analoge / digitale Fotografie):

Die digitale Fotografie offenbart viele Details schneller als die analoge Fotografie! Das analoge Bild hattest Du früher entweder erst einmal auf kleiner "Abzugs-Größe" (z.B. 9x13 cm) oder ganz klein als Dia. Da sah man überhaupt nichts! Erst bei der Projektion wurde das Dia vergrößert dargestellt - aber in der Projektion sah alles toll aus! Das lag daran, dass es mit viel Licht auf eine Landwand "geschmissen" wurde.

Das digitale Bild zeigt sich in der Regel direkt einmal auf voller Bildschirmgröße. Und mit einem kleinen Klick bist Du auch schon in der vergrößerten Ansicht, im Idealfall in der 1:1-Größe. Hierfür brauchte man früher beim Dia eine Lupe! Und das hat fast keiner gemacht, zumindest nicht mit einer 6- oder gar 8-fach Lupe! Die hatte man benötigt, um in etwa das zu sehen, was heute beim digitalen Bild die 1:1-Ansicht offenbart.

Bei diesen Vergrößerungen sieht man nun alle guten Taten, aber auch alle Sünden des Fotografen: tolle Schärfen, aber auch die Unschärfen; sauberen Sensor, aber auch Flecken usw. ...

Wie gesagt, viele dieser Dinge passten auch schon früher bei der analogen Fotografie bzw. bei den Dias nicht, aber sie fielen hier nicht so auf. Schau Dir einmal "alte" Dias unter diesem Gesichtspunkt an, und Du wirst wahrscheinlich vom "Analog-Blitz" erschlagen werden ... :-). Jetzt in der Digitalwelt taucht das alles sofort auf - und nun gilt es, das zu vermeiden.


Nun hoffe ich, Deine Motivation beim Vorhaben "Neueinstieg in die digitale Fotografie" nicht getrübt, sondern ordentlich angefacht zu haben. Eines versichere ich Dir: Beachte die hier angesprochenen Dinge, und Du wirst ruck-zuck riesige Unterschiede feststellen - und genauso ruck-zuck Deine Fotofreude in Richtung Fotohimmel katapultieren!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

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