Schneehauben fotografieren, ein Kapitel für sich

Ich habe das mit Vintage Objektiv probiert, nix geworden, Schnee sieht aus wie Watte

Jetzt mit dem Makro von Tamron kommt der Schnee etwas strukturierter, aber immer noch nicht optimal, schwierig mit dem Schnee

Kommentarbereich

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ADMIN

Doch, Schneehauben funktionieren!

Hallo Sigi,

klaro funktionieren Schneehauben. Du musst das Motiv, bevor Du mit der Kamera ins Gefecht ziehst, studieren und analysieren.

Ich mache das mal beispielhaft mit dem Motiv, das Du oben fotografiert hast:

Ich sehe Blätter, die in meine Richtung zeigen. Es gibt an zwei, maximal drei Stellen einen vorderen Rand, dahinter gehen die Blätter in den Hintergrund. Von mir aus gesehen befinden sich ausschließlich diese Abschlussränder auf einer Ebene, der Rest verlässt diese Ebene nach hinten in die Tiefe.

Auf diesen Blättern liegt Schnee. Es ist für mich keine klare, gerade Kante erkennbar; der Schnee liegt als größerer Batzen mit ungeraden Abgrenzungen oben drauf, vorne mit kurviger Kante, das meiste geht nach hinten in die gleiche Tiefe, in der die Blätter entschwinden (ist ja auch klar, auf ihnen liegt schließlich der Schnee).

Mir gefällt diese Situation nur bedingt gut bis nicht gut, da zu viel Tiefe vorhanden ist und ich mit der Schärfeebene zu wenig Motiv erwische. Blende 2.8 kommt ohnehin nicht in Frage, aber eine mittlere Blende wir auch nicht reichen, attraktive Schärfebereiche abzubilden; dafür geht zu viel Motiv nach hinten weg, ist also zu dreidimensional. Und Blende 11.0 oder sogar noch kleiner bringt mir zu viel ablenkende Hintergrundstruktur.

Sollte ich überhaupt weiterüberlegen, ein Foto zu erstellen, darf ich auf keinen Fall zu nahe ran ans Motiv, also einen großen Abbildungsmaßstab wählen. Denn damit potenziert sich die ganze Tiefenschärfen-Problematik.

Mein Ergebnis dieses Analysevorgangs: Ich mache kein Foto, weil´s das Motiv nicht hergibt.

Sigi, bei mir wäre dieses Foto auch nicht besser geworden. Es ist wichtig zu lernen, so etwas einzuschätzen. Betrachte das Motiv genau, denke dabei immer an das "Frühstücksbrettchen" – Du erinnerst Dich: das "Frühstücksbrettchen" vom Einzelcoaching (und auch bei meinen Workshops). Überlege, wie Schärfe/ Tiefenschärfe bei verschiedenen Blenden im Motiv unterzubringen sind. Achte dann auf den Hintergrund: Was ist dort vorhanden? Kann das dem Hauptmotiv dienen? Wie kann es ins Bild genommen werden, um die Hauptaussage des Fotos bestmöglich zu unterstützen. Welche Optik eignet sich für die Umsetzungen am besten? 

Dann erst nimmst Du die Kamera.

Ich hänge Dir ein Foto an (mit Schneehaube), dass ich heute Mittag gemacht habe. Betrachte dieses Foto unter den oben genannten Gesichtspunkten. Gehe dabei jeden einzelnen Punkt durch und versuche zu erkennen, wie er in diesem Foto gelöst wurde.

Das wird Dir helfen, Dein Gefühl für die Eignung eines Motivs weiterzuentwickeln.

Lieber Gruß,

Roland


Astern-Fruchtstand mit Schneehaube

Olympus E-M1 Mark II; Trioplan 2.8/7,5cm; 1/500s; Blende 2.8; ISO 200

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ADMIN

Hallo Sigi,

Du kannst dieses Motiv natürlich auch mit dem 90er Tamron umsetzen. Von den reinen Objektivdaten her liegen beide Obis ja auch recht nah beieinander (15mm Brennweite Unterschied). Ich habe heute nun halt mal mit Vintage-Objektiven gearbeitet, weil ich damit Objektiv-Tests gemacht habe. Es sind aber die gleichen Schneehauben vom gleichen Schnee, die sich hier entleert haben – vorher waren sie bei Dir :-)!

Mir geht es hier weniger um den Unterschied zwischen modernen Linsen und Altglas. Klar, beim Bild von den Astern-Fruchtständen kommt die dritte Dimension des Malens hinzu. Das ist nun mal eine Domäne, die den Altgläsern vorbehalten ist. Aber denke Dir das jetzt mal weg hier, das Motiv wäre auch mit einer modernen Linse umsetzbar gewesen. Alle anderen Parameter sind zu 100 % gleich.

Ich hänge Dir noch eines an, das ich ebenfalls heute mit einem Vintage-Objektiv gemacht habe, das exakt die gleichen Daten hat wie das Dein Tamron: nämlich 2.8/90mm. Aber nochmals, weil es wichtig ist: Achte nicht so sehr auf den Unterschied Alt-/Neuglas; das, was ich oben alles ansprechen, hat nichts mit diesem Unterschied zu tun.

Lieber Gruß,

Roland


Astern-Fruchtstand mit kleiner Schneehaube

Olympus E-M1 Mark II; Macro-Kilar (Kilfitt) 2.8/90mm; 1/400s; Blende 2.8; ISO 200

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Makronist

Hallo Roland,

jetzt bin ich doch nochmal raus:

1/20 Zeit  6,3 Blende 160 ISO

Ich sag mal was ich dennoch falsch gemacht hab, nur zum lernen

Belichtung ist zu lang, muss da die ISO hoch auf 400 z.B.

Blende  ich denke die stimmt schon, aber das Bokeh.... ist nix

muss morgen mit einem Altglas versuchen wegen Bokeh

 

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ADMIN

Hallo Sigi,

ja, die Zeit von 1/20s war zu lang. Beide Fotos sind verwackelt, das obere stärker.

Mache einen Schritt nach dem anderen. Lass das Bokeh mal so, wie es ist, sieht doch klasse aus. Bleibe bei dem Tamron und konzentriere Dich im ersten Schritt auf das Hauptmotiv. Gehe etwas näher ran, aber nur etwas, sodass noch genügend Raum für dieses tolle Bokeh ist. Und dann versuche, die Schärfeebene geschickt zu legen, sodass möglichst viel scharf ist ("Frühstücksbrettchen"!) – so, wie ich es oben beschrieben habe.

Das muss erst mal passen! Erst dann nimmst Du im nächsten Schritt das Vintage-Objektiv und malst zusätzlich noch etwas mehr im Hintergrund. Aber das hat Zeit.

Lieber Gruß,

Roland

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