Sauger!

Beim Testen eines "neuen" alten Projektionsobjektivs, des Agfa Lucellar IIIa 1.6/50 am Asiatischen Blütenhartriegel hat diese Wanze für mich posiert.

Das Objektiv stammt wahrscheinlich aus den 1920er oder 30er Jahren und wurde wohl im Agfa Movector 8 oder 16 verwendet. 

Das Bokeh ist in Unendlich-Fokussierung ausgesprochen "swirly", bei zunehmendem Auszug wird dieser Effekt mehr und mehr abgeschwächt. Das Objektiv ist in mancherlei Hinsicht etwas zickig. Es deckt den APS-C-Bildkreis nicht ganz ab (ca. 95%), in den Ecken bleibt es etwas dunkel, dazu ist ein starker Helligkeitsabfall nach außen vorhanden. Bei Gegen- und auch Seitenlicht ist es streulichtempfindlich, hier hilft eine Schiebehülle aus schwarzer Pappe als Blendschutz etwas. 

Deshalb ist je nach Bedarf Bildbearbeitung notwendig, wie Dunst entfernen, Außenbereiche aufhellen, Mikrokontraste leicht erhöhen und minimal beschneiden. 

Ich finde die Schärfe für eine solch altes Objektiv recht annehmbar, im Zentrum habe ich lediglich die Wanze minimal geschärft. Hierzu würde mich eure Meinung interessieren, ebenso wie zu den BEA-Maßnahmen. Sind die okay, oder war es zuviel des Guten?

 

Kommentare

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Makronist

hallo Reinhard,
die Schärfe steht auf dem Punkt und ist entsprechend dem Baujahr mehr als "brauchbar". Meist fehlt es den Ü100-Optiken an Mikrokontrast (was kein Nachteil sein muss). Deine BA finde ich dezent genug, ohne "aufgesetzt" zu wirken. Ich finde das Motiv und Deine Umsetzung stimmig ...
Ich habe bei den meisten meiner Vintage-Teile auch bemerkt, dass das Bokeh sich mit dem Abbildungsmaßstab aber auch mit der Entfernungseinstellung am Objektiv teils deutlich sichtbar verändert. Das ist ja auch gerade bei Offenblende wenig überraschend und den optischen "Gesetzen" geschuldet, denn durch die Veränderung des Abbildungsmaßstabs und/oder der Schärfeebene ändert sich auch der Bildwinkel und die Brennweite ein wenig und damit teils auch der Unschärfenkreise vor und hinter dem Schärfepunkt (beim Filmen ein besonderes Problem - siehe "Pumpen" - wenn über große Distanzen hinweg die Schärfe verändert wird). Vor allem bei Makroobjektiven führt dies zu aufwendigen Berechnungen und optischen Konstruktionen und damit zu deutlich höheren Preisen.
In Verwendung mit einem Balgen oder Dergleichen stelle ich mein Objektiv zuerst auf die Naheinstellungsgrenze und probiere interessehalbe auch anschließend das Bokeh bei der Unendlicheinstellung (wobei die Opjektive zu Anfangszeiten meist auf Unendlich optimiert wurden). Natürlich korrigiere ich dabei den Bildausschnitt bzw. den Abbildungsmaßstab so, das bei beiden Aufnahmen das Motiv in etwa gleich (groß) erscheint ...
Das alles sollte aber keinesfalls den Spass am Bild verderben ... Theorie hin&her :) ... wenn das Motiv zum guten Schluss gut rüber kommt!
Gruß
Siegbert

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Makronist

Hallo Siegbert,

vielen Dank für Deinen Kommentar, der hilfreich für mich war. Bei einem neuen Objektiv, das etwas anders zeichnet als die anderen, bin ich mir bezüglich der notwendigen Bildbearbeitung nicht immer sicher, ich möchte auch nicht zu viel daran drehen, und die Charakteristik des Glases grundlegend verändern. 

Ich habe aber festgestellt, dass es sich von den anderen 50 mm Projektionsobjektiven deutlich unterscheidet, am nächsten kommt es nach meinem Empfinden hinsichtlich des Swirley Bokehs noch dem Kinon Superior I 1.6/50.

Bezüglich der Schärfe siehe meine Antwort an Roland.

Herzlich Grüße

Reinhard

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ADMIN

Hallo Reinhard,

Siegbert gibt oben die Einschätzung ab, die Schärfe "stehe auf dem Punkt".

Dem ist leider nicht so. Der Schärfepunkt liegt auf dem Hinterleib der Wanze. Ihr Kopf liegt davor und ist infolgedessen unscharf. Bei Betrachtung des Fotos in voller Größe wird dies deutlich sichtbar.

Die Notwendigkeit einer Schärfelage auf dem Kopf eines Tieres erläutere ich hier nicht mehr näher; das ist längst bekannt :-).
Es ist sehr wichtig, auch bei der Vintage-Makrofotografie diese Regel peinlich genau zu beachten und einzuhalten. Dass das bei der Fotografie mit offenen Blenden eine Schwierigkeit darstellt, liegt in der Natur der Sache. Deshalb betone ich auch immer wieder, dass die Fotografie von Tieren einer der schwierigsten Bereiche innerhalb der Vintage-Makrofotografie ist.

Liebe Grüße
Roland

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Makronist

Hallo Roland,

dankeschön für Deinen Kommentar. 

Bezüglich der Beurteilung habt ihr beide, Du und Siegbert, recht. Vielleicht hat auch meine (wohl etwas unglücklich gewählte) Formulierung, dass die Wanze für mich posiert hätte, zu der unterschiedlichen Beurteilung geführt.

Denn, zum Kennenlernen des Objektives hatte ich auf die feinen Staubfäden der Blüte fokussiert, wobei ich feststellen musste, dass die Schärfeebene dieses Altglases extrem knapp geraten ist. Während meiner "Übung" setzte sich die Wanze auf die Blüte. Natürlich versuchte ich auch auf deren Kopfbereich zu fokussieren, dies ist mir aber eher schlecht als recht gelungen (wenn alte Männer wackeln!), da sie schon recht bald wieder verschwunden war. Insofern hatte ich mich dann für dieses Foto entschieden.

Noch eine grundsätzliche Frage zum Lucellar IIIa, kanntest Du es schon? Ich hatte es bisher nur bei Gudrun, gesehen, da aber auch nur gelistet. Auch sonst ist im Netz nur ganz wenig zu finden.

Wie beurteilst Du, abgesehen von der Schärfelage, die Charakteristik des Objektives und meine Bildbarbeitung. Da würde mich Deine Meinung sehr interessieren.

Herzlichen Dank vorab und liebe Grüße

Reinhard 

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ADMIN

Hallo Reinhard,

ich kenne das Agfa Lucellar IIIa 1.6/50 seit einigen Jahren. Es ist ein kleines, recht leicht zu handhabendes Projektionsobjektiv, das in seiner Abbildungscharakteristik nicht uninteressant ist, aber auch nicht sehr individuell. Es reiht sich ein in die Wiedergabecharakteristik einiger weiterer Projektionsobjektive gleicher Daten, aber anderer Hersteller, die recht ähnlich abbilden.

Charakteristisch ist bei dieser Objektivgruppe – wie bei vielen anderen Projektionsobjektiven – ein stärkerer Swirl in Verbindung mit reicht starken Verzerrungen zu allen Bildrändern hin. Bei solchen Ausgangslagen ist es meist ratsam, die Bearbeitung eher defensiver vorzunehmen, um übertriebene und dann schnell unnatürlich wirkende Effekte zu vermeiden. Deshalb gehe ich hier vollkommen konform mit Wolfgangs Hinweisen; Deine Bearbeitung fällt in fast allen Punkten etwas zu stark aus, auch bei den Mikrokontrasten. 

Liebe Grüße
Roland 

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MOD

Grüß Dich Reinhard,
es wurde ja schon einiges geschrieben. Erst einmal schau ich mir das Bild gerne an, weil ich an den Hartriegelblüten regelmäßig scheitere. Das liegt auch daran dass bei meinem Strauch die Blüten so dicht an dicht stehen, dass ich einfach keine Einzelblüte herauspicken kann. Zusätzlich zu dem was Roland geschrieben hat, möchte ich ergänzen, dass mir persönlich das Bild etwas zu bunt ist. Da wird dann der Farbkontrast schon recht stark und das Bild kommt etwas "hart" beim Betrachter an. Manche Gläser neigen von sich aus zu recht starken Farben, da bin ich oft bei etwas Ensättigung.

Servus
Wolfgang

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Makronist

Grüß Dich Wolfgang,

herzlichen Dank für Deine Anmerkung. Mit der Dichte der Blüten sieht es auf unserem Strauch ähnlich aus, es ist wirklicht nicht einfach, singuläre Blüten zu finden, wegzwicken mag ich auch nichts.

Was Deine Anregung bzgl. Farbkontrast und "Härte" angeht, bin ich Dir dankbar, die Entsättigung werde ich gerne mal versuchen. Bist Du der Meinung, dass ich es mit den Mikrokontrasten (Kontrastkanten, nicht Farbkontrast) unter Umständen übertrieben habe?

Deine Meinung dazu würde mich schon interessieren.

Servus, ich wünsche Dir eine gute Zeit.

Reinhard

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MOD

Grüß Dich Reinhard,

wenn ich es auf 100% anschaue wirkt der Krabbler etwas überschärft. Was ich meine, die Kanten werden zwar hart, die Details werden aber nicht deutlicher. Ich sehe aber keine Artefakte im Bild, das ist ja meist der Fall wenn einem der Regler für die Mikrokontraste ausrutscht :-). Die Füße haben leichte "Geister", wo die herkommen kann ich Dir aber nicht sagen.

Servus
Wolfgang

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