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Makronist

Hallo Uwe,

schön, dass du auch den Weg hierher gefunden hast! Ich bin auch erst seit kurzem dabei und sehr begeistert von diesem Projekt. Mit Weiterempfehlen und die Zeitschrift (vor)bestellen können wir das Projekt beispielsweise auch unterstützen.

Deine Fragen sind sehr umfangreich und ich bin noch nicht erfahren genug, um hier wirklich eine gute Antwort zu geben. Andere Makronisten oder die Profis können das bestimmt besser, aber ich versuche dir mal zu sagen, wie ich da bisher rangehe und was mir geholfen hat. Hilfreich sind auch die zahlreichen Artikel auf dieser Seite, die Zeitschrift Makrofoto und auch im Netz findest du viele gute Infos. Gerne schaue ich mir den Thomas Shahan an. Er respektiert die Tiere, spricht ganz ruhig und zeigt seine Makroarbeit im Feld.

Thema Kamera/Brennweite:

Die Kamera ist nicht so wichtig. Auf den Benutzer kommt es an. Habe mir grad dennoch deine Kamera angesehen und finde, dass die, auch ohne die Möglichkeit ein Makroobjektiv oder Zwischenringe zu verwenden, eine wirklich beeindruckende Naheinstellgrenze hat. Was da genau möglich ist, kannst du herausfinden, wenn du ein Maßband mit deinen verschiedenen Brennweiten fotografierst. Dabei den MF nehmen und immer so nah wie möglich scharfstellen. Dann kannst du ablesen, welche Abbildungsmaßstäbe (Größe deines Sensors in Bezug zur Strecke) bereits möglich sind. Und da du ein Filtergewinde hast, könntest du auch zusätzlich mit Nahlinsen (relativ günstig) arbeiten.

Welche Brennweite für dich am besten ist, hängt vom jeweiligen Motiv, deiner Bildidee und auch von den eigenen Fähigkeiten ab. Bei 400mm wirst du im Makrobereich (ohne Stativ) große Probleme haben das Motiv und den "Schärfeabstand" überhaupt zu finden. Auf der anderen Seite sind Brennweiten über 100mm gut geeignet, um auch "aus der Ferne" Makros zu machen. Bei 25mm bist du weitwinklig unterwegs, musst nah ran an das Motiv und kannst mehr von dem Lebensraum zeigen. Die Brennweite hat aber auch noch einige andere Aspekte...

Thema AF/MF:

Klar, es kommt drauf an was man vorhat, aber bei meinen Anwendungen macht AF keinerlei Sinn und wird auch nicht benötigt, bzw. liefert "zufällige Ergebnisse". Eine gute Regel ist, dass das mindestens das (vordere) Auge eines Tieres scharf sein sollte und der Autofokus wird das selten hinbekommen. Der Schärfebereich ist im Makrobereich äußerst dünn, und das sogar auch noch bei höheren Blendenwerten und kleineren Abbildungsmaßstäben. Es kommt wirklich auf die jeweilige Situation an, aber wenn du kleine Tiere gerne fotografieren möchtest, dann würde ich den Fokus so voreinstellen, dass der Bildausschnitt (Abbildungsmaßstab) das (scharf) abbilden kann, was du abbilden möchtest, also beispielsweise eine Wespe und die Blüte auf der sie sitzt. Dann mit dem Körper scharfstellen, also minimal näher hin oder weiter weg gehen. Deine Kamera hat Fokus-Peaking und das solltest du echt probieren.

Thema Serienbild/Verschlusszeit:

Wenn man ohne Blitz und ohne Stativ arbeitet ist die Serienaufnahme und eine kurze Verschlusszeit sehr zu empfehlen. Das Tier bewegt sich, meist auch die Pflanze und du natürlich auch. Wenn du durch den Sucher schaust und die Schärfe gefunden hast, dann drück länger durch. Die Chance auf eine Aufnahme mit scharfem Auge, oder scharfem Kopf oder sogar scharfem Körper erhöht sich dann deutlich. Komplett kontrollieren lässt sich das aber aus der Hand nicht. Wenn du nicht eine extrem ruhige Hand hast, sind Verschlusszeiten von 1/250s oder kürzer zu empfehlen, auch wenn das Tier ruhig sitzt und kein Wind weht. Aber auch hier kommt es auf die jeweilige Situation und den Abbildungsmaßstab (bei 1:1 verwackelst du schneller als bei 1:4.) an. Wenn du beispielsweise deine Hand auflegen kannst geht wohl auch eine längere Zeit klar. Wenn das Insekt unruhig ist, musst du kürzer belichten. Für den Flug nehme ich Werte zwischen 1/1600 und 1/4000.

Thema Blende:

Auch das ist ein weitreichendes Thema. Der Schärfebereich ist in Abhängigkeit von der Blende, dem Abbildungsmaßstab und auch der Brennweite zum Teil nur Millimeter-Bruchteile groß. Mit Blenden-Werten zwischen 1,8 und 6,4 ist es schon meist eine Lotterie. Mit Werten ab 8 wirds leichter. Bei höheren Blendenwerten tritt jedoch auch Beugungsunschärfe zunehmend auf. Hier auf der Seite gibt es einen wunderbaren Artikel hierzu: http://makrotreff.de/de/article/die-optimale-blende-der-makrofotografie

Thema ISO:

Bei kurzen Verschlusszeiten, hohen Blendewerten (und ohne Blitz) ist das Licht meist sehr knapp und es hilft oft nichts anderes, als ISO hochzufahren. Bis ISO 2000 liefert meine Kamera noch ganz ansprechende Ergebnisse. Die Rawdatei muss dann aber meist entrauscht werden und das nimmt dem Bild etwas die Schärfe. Zudem können Artefakte und komische Muster entstehen, wenn man es übertreibt. Es gibt so einige Herausforderungen im Makrobereich...

Thema Stativ/Blitz:

Stative helfen natürlich, mit längeren Verschlusszeiten arbeiten zu können. Mir persönlich ist das ganze aber im Moment zu unflexibel im Feld. Ein Blitz kann Bewegungen einfrieren und ermöglicht höhere Blenden- und niedrigere ISO-Werte. Allerdings ist da die Sache mit dem Hintergrund und auch da gibt es 2 Artikel auf dieser Seite die wärmstens zu empfehlen sind: http://makrotreff.de/de/article/makro-blitzen-die-sache-mit-dem-hinterg…

Bestimmt lässt sich über diese Sichtweisen debattieren. Es ist mein momentaner Kenntnisstand und ich versuche täglich dazu zu lernen. Den einen richtigen Weg gibt es auch in der Makrofotografie nicht. Jeder muss seinen Weg finden. Ausprobieren und dabei Freude und Hochachtung vor der Natur haben, ist aus meiner Sicht das Wichtigste.

Ich hoffe, ich konnte etwas weiter helfen!

Schöne Grüße und viel Spass!

Rob

 

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