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ADMIN

Hallo Rob,

Du sprichst einen sehr wichtigen Punkt an insbesondere bezüglich der Vintage-Makrofotografie: die motivabhängig bewusste Entscheidung für eine bestimmte Brennweite. Die Unterschiede der Darstellungen variiert je nach eingesetzter Brennweite oft extrem stark. Neben vielen anderen Faktoren spielt sie eine große Rolle hinsichtlich der Ausgestaltung des Bildergebnisses.

Wenn ich die obige Situation mit dem Cooke Kinik 1.5/25mm aufgenommen hätte – darauf spielst Du in Deinen Zeilen an –, wäre ein Foto herausgekommen, das aber auch so was von anders ausgesehen hätte :-)! Und ich bin ziemlich sicher, es wäre nicht "Ruhe im Karton" gewesen, sondern das Gegenteil. Die extrem kurze Brennweite von 25mm bringt trotz der sehr offenen Blende 1.5 so viel Umgebung mit ins Bild, dass das Bokeh eventuell sogar das Hauptmotiv erschlagen hätte.

Interessant hierbei ist tatsächlich diese Blende 1.5. Bei vielen der alten Objektive ist sie bezüglich ihrer "Wirkung" eher eine Art "Richtmaß" mit weniger Allgemeingültigkeit als bei modernen Objektiven. Die meisten modernen Objektive produzieren bei gleicher Blende gleiche bis sehr ähnliche Hintergrund- bzw. Unschärfestrukturen – und zwar weitestgehend unabhängig von der Brennweite; dies zeige ich in einer Bilder-Vergleichsreihe beim Makrofoto-Workshop.

Bei den meisten malfähigen Vintage-Objektiven kommt die eigene Abbildungscharakteristik hinzu. Wie malt des jeweilige Objektiv die Strukturen? Wie stark ist sein Rendering? Wie geht es mit Licht/Schatten-Unterschieden um? Diese und weitere Faktoren haben große Auswirkungen auf die Wiedergabe von Unschärfen. So kommt es, dass es beispielsweise Objektive gleicher Brennweite gibt, die mit Blende 1.9 ein "ruhigeres" Bokeh gestalten als ein anderes mit Blende 1.4 – obwohl nach klassischer Lehre die offenere Blende 1.4 deutlich stärker beruhigen sollte.

Tja, das alles und noch viel mehr macht die Fotografie mit diesen alten Objektiv-Schätzen so spannend – und so kreativ!

Liebe Grüße 

Roland

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