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ADMIN

Hallo Geli,

zuerst antworte ich Dir auf Deine zweite Bildeinstellung, die erste folgt später - dafür brauche ich etwas länger ... :-) .


Thema "Büschelblüten":

Du hast bei dem "Büschel" Herbstzeitlose auf eine besonders attraktive Blüte fokussiert. Das ist schonmal gut. Vor allem ist gut, dass Du Dir (in Ansätzen) VORHER überlegst, was Du NACHHER machen wirst. Allerdings lässt sich auch bei diesem Bild Einiges verbessern.
Übrigens: Deine Feststellung, "von oben fotografieren, das kann jeder", trifft nur zu, wenn dieser Jeder keine Ahnung hat. Man kann durchaus auf sehr ansehnliche Art und Weise Blüten, auch solche wie die der Herbstzeitlose, von oben fotografieren. Und wenn man dabei sein Handwerk so richtig gut beherrscht, dann werden auch diese Fotos richtig gut.

Aber nun zu Deinem Bild. Das gibt jetzt auch etwas Längeres!

Man kann solche "Büschelblüten" (Dieser neue Terminus sollte Eingang in die biologische Nomenklatur finden :-) .) auf mehrere verschiedene Arten (erfolgreich) fotografieren. Der erste und auch mit wichtigste Schritt dabei ist, sich vorher zu überlegen, was man will! Das hast Du zwar bei Deinem Foto in Ansätzen gemacht, aber eben nur in Ansätzen. Du hast oben in Deiner Beschreibung mehr geschrieben, was Du nicht willst. Besser ist der umgekehrte Weg: Was will ich! So ist Dir nämlich oben folgendes passiert: Du hast nicht von oben fotografiert (wolltest Du ja auch nicht). Daraus resultierte, dass Du dir eine einzige Blüte rausgesucht und auf die scharf gestellt hast. Was ist mit den anderen? Und die Eine Scharfe: Wo soll die sitzen? Jetzt sitzt sie weder im Goldene Schnitt, noch sonst irgendwie harmonisch platziert. Eigentlich ist sie zu weit unten und zu weit rechts.

Also nochmal. Vorher muss geklärt sein:Welche Aussage will ich mit meinem Foto machen! Eine emotionelle? Eine biologisch-sachliche? Oder nur eine sachliche? Soll die Charakteristik der Art und Weise des arttypischen Wachstums im Bild rauskommen? Oder mehr die Schönheit der Einzelblüte innerhalb des Kollektivs der Gesamtblüten? Das klingt alles sehr kompliziert, weiß schon. Aber das ist bei dem von Dir aufgerufenen Thema "Büschelblüten" von zwingender Relevanz, weil hiervon hängt die Technik ab, die eingesetzt wird! Und diese Technik ist jeweils die Voraussetzung für die Umsetzung der jeweiligen Zielsetzung! Tut mir leid, aber - wie gesagt - , das "Blütenbüschel-Fässchen" hast Du geöffnet, nicht ich :-)!

Gehen wir die einzelnen Möglichkeiten mit Beispielen durch:

Willst Du von vorne bis hinten alles scharf haben (das wäre z.B. eine klassische biologisch-fachliche Sichtweise), dann darfst Du nicht die längste Brennweite Deines Zomms nehmen (wie oben) sondern die kürzeste. Dann Blende relativ weit auf, und den Schärfepunkt auf das Ende des vorderen Drittels des Blütenbüschels legen - dann wird nahezu alles scharf.

Hier ein Beispiel eines "Blütenbüschels" des Frühlings-Adonisröschen: 

Frühlings-Adonisröschen

Keine besondere Aufnahme, entstand bei super ungünstigem Wetter als Beleg. Achte auf die Tiefenschärfe von der ersten Blüte vorne bis hin zur letzen des "Büschels". Allerdings: Hier war tatsächlich eine ordentlich heftige Weitwinkel-Brennweite am Werk. Aber Du siehst die Wirkung.


Das zweite Beispiel zeigt "Büschelblüten" des Leberblümchens (das übrigens auch immer gerne als "Büschelblüten" blüht - ich glaube, diesen Begriff werde ich mit ins Grab nehmen ...:-) ).

Leberblümchen - geschlossene Blüten

Dieses Foto ist mit einer 105mm Makrobrennweite gemacht worden. Es war hierbei aufgrund deren physikalischen Eigenschaft von vornherein klar, dass nicht all Blüten scharf sein können - das geht einfach nicht mit einer Telebrennweite dieser Stärke.
Nun ist es wichtig, dass man überlegt, welche Blüten sollen/müssen scharf sein und wo platziere ich die! Ich habe mich hier entschieden für die beiden rechts, leicht unten (im Goldenen Schnitt) und zusätzlich für die gegenüberliegende (links) als "Ausgleich" im Sinne der Gesamtharmonie. Man muss also "Büschelblüten" finden, bei dem die Blüten entsprechend im "Büschel" liegen und die Kamera dann auch noch entsprechend ausrichten.

Hier das gleiche Bild bei aufgeblühten "Leberblümchen-Büschelblüten":

Leberblümchen - offene Blüten

Achte auf die vielen in der Schärfenebene befindlichen Blüten im vorderen Teil des "Büschels".


Alternativ hierzu besteht auch die Möglichkeit, einzelne Blüten aus den "Büschelblüten" zu betonen, ja sogar herauszuholen, ohne die anderen dabei völlig verschwinden zu lassen (sonst wären es ja auch keine "Büschelblüten" mehr :-) ).

Leberblümchen - Betonung einzelner Blüten

Beachte auch hier wieder die Verteilung von scharfen Bildbestandteilen im Bild: harmonisch nebeneinander mitten im Bild, zusätzlich unten rechts die aufgehende Blüte.
Hier müssen für das Betrachterauge schnell "klare Verhältnisse" geschaffen werden, was nun scharf ist und was nicht, wohin es sich wenden soll und wohin nicht.
Insbesondere bei dieser Variante ist es von Vorteil, wenn noch ein weiteres, zusätzliches ansprechendes Element mit ins Bild kommt: zum Beispiel ein spannendes Licht oder ähnliches.


Es wird deutlich, dass beim Fotografieren von "Büschelblüten" (einfach geniales Wort!) das Verhalten der Tiefenschärfe eine wesentliche Rolle spielt. Man muss vorher genau wissen, wie viel Tiefenschärfe eine verwendete Brennweite in Verbindung mit der eingestellten Blende bringt und wie viel nicht. Siehe hierzu folgende Beispiele:

Gruppe (ähnlich wie "Büschelblüten") von Sand-Silberscharten - viel Tiefenschärfe

Gruppe (ähnlich wie "Büschelblüten") von Sand-Silberscharte - wenig Tiefenschärfe

Obwohl bei offeneren Blende im zweiten Bild weniger Tiefenschärfe vorliegt, sind nicht wirklich dadurch auch weniger Blüten des Hauptmotivs, der Sand-Silberscharte, betroffen. Andererseits führt aber die geringere Tiefenschärfe zu einer höheren Beruhigung des Hintergrunds, was wiederum die davor stehende Blütengruppe der Sand-Silberscharte mehr hervorhebt.

Also: Beim Fotografieren von "Büschelblüten" ist die Wahl der Brennweite sowie deren optimaler Einsatz in Verbindung mit der Ausrichtung der "Büschelblüten" entscheidend und bestimmt, ob ein Foto harmonisch wirkt oder nicht.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

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