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ADMIN

Hallo Manfred401,

ja, Du hast selbst bereits sehr viele "Problempunkte" herausanalysiert. Ein sehr wichtiger Punkt ist tatsächlich die förderliche Blende. Dazu haben wir hier in Makrotreff einen hilfreichen Artikel eingestellt: Die förderliche Blende in der Makrofotografie - falls Du ihn ohnehin nicht schon gefunden hast. Meine Erfahrung zeigt, dass es oft auch noch ausreicht, eine Stufe weiter als die tatsächlich laut Tabelle angegebenen förderlichen Blende abzublenden. Mehr ist aber kaum drin, sonst verschwimmt alles in einer Art Sauce! Nun bekommt natürlich aufgrund der sehr geringen Tiefenschärfe die optimale Ausrichtung derselben eine große Rolle! Und: hier wird nun auch das Prinzip des Focus-Stackings interessant. Damit wurde beispielsweise die schöne Aufnahme des Users "der-photowerker" von der Fliege erstellt, wie Valentin schon anmerkte. Aber das ist erst einmal natürlich nicht mit der von Dir eingesetzten Technik vergleichbar, bei der man völlig anders vorgeht. Natürlich darf man hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Dennoch: Deine Technik ist deswegen nicht unbrauchbar! Sie muss nur richtig eingesetzt werden.
 

Kurze Anmerkung zum Fokus-Stacking:

Heute werden viele Makrofotos mit der Focus-Stacking-Methode gemacht - und vor allem kräftig angepriesen! Diese Methode ist auch tatsächlich sehr interessant, aber nicht das Allheilmittel, für das sie oft hingestellt wird. Zum einen ist es ja nicht so, dass es vor der Entwicklung dieser Technik keine guten Fotos im (extremen) Nahbereich gab! Wer die Makrofotografie gut beherrscht, kann auch ohne Fokus-Stacking zu sehr guten Aufnahmen kommen. Fokus-Stacking ersetzt nicht die bisherige Vorgehensweise, sondern erweitert bisherige Möglichkeiten - und das auch nur in begrenzten Situationen. Eine der größten Einschränkungen ist, dass sich das Motiv nicht oder nur wenig bewegen darf. Damit scheiden viele Motive mit hoher biologischer Relevanz, so z.B. bewegte Verhaltensweisen von Insekten. Man muss ein wenig aufpassen, dass man mit einer übertriebenen Fokus-Stacking-Anwendung nicht mit der Zeit zu viele zwar optisch schöne, aber doch recht starre, langweilige Fotos mit geringer inhaltlicher Aussage macht. Hier bewahrheitet sich wieder einmal ein guter, alter Grundsatz: Erst, wer die alten Regeln und Methoden beherrscht, kann neue wirklich gut und bereichernd einsetzen!


Und damit sind wir bei Deiner Frage bezüglich des "einen scharfen Fixpunktes":

Sehr häufig reicht natürlich ein scharfer Fixpunkt! Aber man kann das unmöglich verallgemeinern. Hier kommen viele andere entscheidende Punkte dazu wie z.B. die Form und Stärke der Dreidimensionalität des Motivs oder die Ausrichtung der Schärfenebene. Zur Ausrichtung der Schärfeneben habe ich kürzlich einen Artikel bei Makrotreff eingestellt:

Die Schärfenebene in der Makrofotografie

Hier findest Du viele praxisrelevante Hinweise genau zu diesem Punkt.

Schau Dir auch das folgende Foto des Weibchens der Purpurringbremse (Heptatoma pellucens) an:

Purpurringbremse (Heptatoma pellucens)

vergrößerte Ansicht

Dieses Foto habe ich nicht gestackt, es wurde vom Grundprinzip her gesehen mit der gleichen Technik gemacht, mit der Du auch arbeitest. Aber hier trifft die optimale Blende zusammen mit der optimalen Lage des Fixpunktes - eines Fixpunktes! Und der liegt auf dem rechten Facettenauge und der Gesichtsmaske. Dadurch, dass ich nicht gestackt habe, erhält das Bremsendamen-Portrait einen weichen Übergang in die unscharfen Bereiche - die aber auch nicht mehr bildwesentlich sind. Dies entspricht weitestgehend unserem natürlichen Sehen!

Also, lange Rede, kurzer Sinn: Du hast, wie bereits gesagt, eine leistungsfähige Technik und Optik. Und ich denke, Du bist auf einem guten Weg, aus dieser Ausgangslage heraus auch gute Bilder zu machen!

TIPP:    Du schreibst, dass Du nun mehr Zeit als früher hast und damit jetzt den Wechsel von der Analog- in die Digitalfotografie vollziehen willst. Arbeite zunächst mehr in Abbildungsbereichen bis etwa 1:1. Erst, wenn hier alles läuft, gehe in die weitere Vergrößerung. Jenseits von 1:1 fangen neue Welten an!!! Hier werden die physikalischen Grenzen schnell erbarmungslos enger! Es wird Dir leichter fallen, diese Grenzen erfolgreich herauszufordern, wenn die übrigen Unterschiede zur digitalen Fotografie keine Rolle mehr spielen. (Die Lupenobjektive laufen Dir ja nicht weg :-) .)

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

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