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ADMIN

Hallo Frank,

zum Foto wurde bereits viel Sinniges geschrieben.

Hochinteressant sind die

Eier auf der Thorax-Unterseite der Libelle.

Die sind nicht von der Libelle selbst, das wurde auch bereits festgestellt.
Allerdings spricht auch eine ganze Menge gegen Parasit-Eier. Werden Parasit-Eier außen am Wirtskörper abgelegt, wird in der Regel nur ein einziges Ei gelegt. Und das sieht dann auch anders aus als im vorliegenden Fall. Beispiele hierfür sind diverse Raupenfliegen. Werden mehr als nur ein Ei gelegt, werden sie in der Regel in den Wirt hinein gelegt. Beispiele hierfür sind Schlupf-, Erz- oder Brackwespen.

Hierbei spielt eine Rolle, wieviele Parasiten ein Wirt "ernähren" kann. Da diese Parasiten in der Regel den Wirt letztendlich töten und auffressen, spielt also das Größenverhältnis Wirt/Parasit eine wichtige Rolle. In Frage kommende Schlupf-, Erz- oder Brackwespen beispielsweise sind sehr klein, sodass ein großer Libellenkörper durchaus in der Lage ist, mehrere dieser Insekten erfolgreich zu ernähren. So können also auch mehrere Eier in den Wirt hineingelegt werden. 

Nun sind die Eier an der Unterseite der Libelle ziemlich groß. Würden hieraus Parasiten schlüpfen, wären es zu viele und die dann auch noch zu groß, um sich erfolgreich von der Libelle zu ernähren.
 

[Zusätzliche Erklärung: Man muss sich bewusst werden, dass ein solcher Wirt-Parasit-Komplex ein in sich geschlossenes System ist. Ist der Wirt verzehrt, ehe der Parasit seine vollständige Entwicklung abgeschlossen hat, also vollständig reif ist, stirbt der Parasit ebenfalls ab. Er kann dann nicht mehr zu einem neuen Wirt wechseln, um den Rest seiner notwendigen Entwicklung abzuschließen. So etwas führt für den Parasiten also in eine tödliche Sackgasse – und wird deshalb vermieden.]


Lange Rede, kurzer Sinn: Vieles spricht gegen Parasit-Eier. Um was für Eier handelt es sich denn dann?

Tja, und das ist das Interessante! Ich vermute mal, hier war Meister Zufall am Werk. Ich vermute – und das ist nun wirklich eine äußerst subjektive Vermutung –, dass unmittelbar nach dem Schlupf der Libelle, also in der Phase, in der sie regungslos rumsaß und ihre Flügel "aufpumpte", ein anderes Insekt gekommen ist, die Libelle als statisches "Irgendetwas" entdeckt und als guten Eiablageplatz eingewertet hat – und dann seine Eier an ihre Unterseite geheftet hat. In Frage kommen hier aufgrund des Aussehens der Eier (soweit ich das auf dem Foto erkennen kann) Wanzen oder Schmetterlinge.

Eine andere Möglichkeit ist die, dass es sich um Arrenurus-Eier bzw.-larven handelt (und damit dann doch um Parasit-Eier). Das sind parasitierende Wassermilben. Dafür spricht der Ort dieser Gebilde: Bei Kleinlibellen heften sich diese Milben in der Regel an den Körper (im Gegensatz zu den Großlibellen, wo sie meist an den Flügeln sitzen). Dagegen spricht das Aussehen der Eier. Diese Eier hier ähneln mehr Insekteneiern als Milbeneiern.

Wie dem auch sei, wäre es natürlich hochinteressant zu erfahren, wie das Ganze weitergeht. Kommen die Eier zur Reife? Schlüpfen die Larven erfolgreich? Stirbt die Libelle vielleicht sogar vorher ab (Libellen haben in der Regel eine kurze Lebensdauer als Imago)? Fragen über Fragen...

Wie dem auch sei: Dieses Foto ist eine kleine bis mittelgroße Sensation!

Bitte suche diese Libelle auf (auch, wenn es Tage und Wochen dauert), lasse sie nie mehr aus den Augen, hefte Dich an ihre Flügel, folge ihr auf Schritt und Tritt (besser gesagt: auf jeden Flügelschlag) und berichte (mit Fotobeleg!), was mit diesen Eiern passiert (grins)!!!

Weil dieses Bild – unabhängig von seiner sehr guten fotografischen Qualität (abgesehen vom etwas zu knappen Beschnitt an der linken Bildkante) und seinem gewöhnungsbedürftigen Format (weder Quadrat noch klares Rechteck) – so extrem spektakulär ist, schiebe ich es in die TOP-Galerie und sage

GRATULATION zu diesem extrem außergewöhnlichen Foto!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

(PS: Ich ergänze im Bildtitel oben das Wort "Eier", weil dies das eigentlich Interessante und vor allem Spektakuläre am Bild ist.)

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