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ADMIN

Hallo Thomi,

hier sprichst Du ein großes Thema an. Ja, es gibt eine Menge Faktoren, die Pflanzen (und natürlich auch Tiere) stressen, nicht nur Trockenheit und Hitze. Bei unseren Wäldern nennst Du beispielhaft Bodenbelastungen (z.B. Eintrag von Stoffen, Bodenverdichtung usw.) und die Waldstruktur („Schädigung des Unterholzes“). Jeder Punkt stellt bereits für sich häufig eine mehr oder weniger hohe Belastung für viele Lebewesen dar.

Wie geht die Wissenschaft damit um?

Unsere Wissenschaft ist in der Regel so aufgestellt, dass sie die Folgen von Belastungen isoliert untersucht. So wird beispielsweise die Auswirkung von schweren Maschinen auf Waldböden untersucht, oder der Bodeneintrag von Schadstoff X bei der chemischen Bekämpfung des Falters Y in Eichenwäldern. Diese Untersuchungen liefern – jede für sich – ein bestimmtes Ergebnis. Nicht aber wird untersucht, was passiert, wenn beide Faktoren zusammentreffen – wie sich also der Schadstoff X in einem verdichteten Boden eines Eichenwaldes verhält. Hier wäre das Ergebnis vielleicht völlig anders als bei der isolierten Betrachtung.

Der Cocktail

Kommen nun weitere Faktoren wie Wassermangel (kurzfristig infolge wochenlanger Trockenheit sowie langfristige Grundwassersenkung), hohe Temperaturen weit über 30 Grad Celsius über viele aufeinanderfolgende Tage (so etwas „kennen“ unsere Ökosysteme nicht!) und waldschädigende Bewirtschaftungsform durch schematische, nicht ökosystemgerechte Baum- und Totholzentnahme (Bäume lässt man nicht mehr alt werden, der Wald wird ordnungsgemäß „aufgeräumt“), dann sprechen wir von einem sogenannten Einfluss-Cocktail. Hierbei passiert es sehr häufig, dass sich die negativen Einflüsse gegenseitig verstärken. So etwas untersuchen wir nicht!

Wir sind mit uns selbst nicht "besser"...

Interessant: Im medizinischen Bereich gehen wir mit uns selbst auch so um. Nebenwirkungen von Tabletten beispielsweise werden fast immer „isoliert“ untersucht, dass heißt unter den Bedingungen, die herrschen, wenn der Patient ausschließlich dieses jeweilige Medikament zu sich nimmt. Die meisten Nebenwirkungen fallen aber ganz anders aus, wenn gleichzeitig viele weitere Tablettenarten – ein Tabletten-Cocktail – eingenommen wird. Dann potenzieren sich häufig die bei Einzeleinnahme des jeweiligen Medikaments festgestellten Nebenwirkungen – und zwar bei jedem der unterschiedlichen Medikamente! Dies ist die Folge von Wechselbeziehungen.

Durchbrochene Rückkopplungsschleifen

Genau das passiert aktuell mit den Ökosystemen der Erde. Ökosysteme entwickeln sich über Jahrmillionen. Sie haben „gelernt“, in einem gewissen Rahmen mit schwankenden negative Systemparametern umzugehen. Sogenannte Rückkopplungsschleifen („Feedbackschleifen“) beispielsweise gleichen solche negative Schwankungen aus; so reguliert sich ein Ökosystem selbst (vereinfachte Darstellung). Diese Selbstregulation funktioniert dann nicht mehr, wenn so viele Parameter nachteilig geändert werden, dass die Rückkopplungsschleifen nicht mehr greifen. Ab dann geht´s abwärts mit dem Ökosystem. Da stehen wir heute – bei fast allen Ökosystemen der Erde!

Wie innen, so außen

Hier bestätigt sich wohl wieder der (psychologische) Grundsatz:

So, wie der Mensch mit sich selbst umgeht, geht er auch mit der ihn umgebenden Natur um.

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