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Klima-Veränderungen und ihre Folgen für Pflanzen und Tiere

Guten Morgen Sabine,

ja, das, was Du bei Dir beobachtest, deutet darauf hin, dass etwas nicht wirklich passt. Man könnte wohl sagen: "Die Natur ist momentan etwas verwirrt".

Es ist natürlich nicht ungewöhnlich, dass manche Stauden lange im Jahr blühen, wenn es bis in den Winter hinein mild und vor allem frostfrei bleibt. So kenne ich es seit vielen Jahren beispielsweise beim Blutroten Storchschnabel (Geranium sanguineum) oder bei der Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum); sie treiben je nach Witterungsverlauf bis zum Jahresende noch vereinzelt Blüten.
Diese Fähigkeit ist aus Sicht der Pflanzen eine tolle Anpassungsmöglichkeit an Witterungsschwankungen, weil sie dann noch die späten Wochen/Monate im Jahr nutzen können, um gegebenenfalls weitere Früchte zu bilden. Denn bei milden Temperaturen fliegen auch einige bestäubende Insekten noch recht lange und finden dann auf diesen Blüten Nahrung.

Anders sieht das aus bei eindeutig definierten Blüh- bzw. Aktivitätsphasen von Pflanzen oder Tieren. Eine Kastanie beispielsweise blüht in einem engen Zeitfenster im Frühjahr – und dann ist Schluss. Schiebt sie nochmals spät im Jahr Blüten, ist dies nicht das Ergebnis eine "Verlängerung" ihres Blühprogramms, sondern vielmehr eine regelrechte Fehlschaltung infolge äußerer Umstände. Hier wird also ein eigentlich festgezurrtes Programm ordentlich durcheinandergewirbelt.

Ähnlich ist es bei vielen Tieren. Bei mir sind beispielsweise Mitte Oktober Sandbienen – und zwar Andrena cineraria – geschlüpft. Hierbei handelt es sich um ausgesprochene Frühlingsbienen, die normalerweise im April/Mai schlüpfen, ihre Nahrung auf den zu diesem Zeitpunkt blühenden Pflanzen wie z.B. Obstbäumen aufnehmen und im Boden ihre Nester bauen. Die im Oktober geschlüpften Bienen "sollten" eigentlich erst im kommenden April schlüpfen. Jetzt im Oktober fanden sie natürlich keine Nahrung. Und selbst, wenn sie Nahrung gefunden hätten, reicht das Zeitfenster nicht mehr aus, um Nester zu graben und erfolgreich zu versorgen. Sie sind verhungert.

Solche Fälle gibt es wohl immer wieder. Witterung ist dynamisch, und viele Tiere und Pflanzen können darauf reagieren, was ihnen die Möglichkeit gibt, eventuelle Vorteile daraus zu ziehen. Auf solche Weisen entstehen auch genetische Anpassungen an die Umwelt, was ein wichtiger Bestandteil der Evolutions-Dynamik ist. Aber in diesem Kontext sind das Einzelfälle. Passiert dies in größerem oder sogar großen Stil, dann sind die Veränderungen so stark, dass sie für Arten bzw. für deren Fortbestehen problematisch werden können; das Zusammenleben der Arten mit- und untereinander (z.B. Tier-Pflanzen-Interaktionen) in Ökosystemen wird durcheinandergewirbelt. Die Frage hierbei ist:

Wieviel vertragen unsere (ohnehin bereits stark lädierten) Ökosysteme?

Liebe Grüße 

Roland

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