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ADMIN

Ein Grundsatzproblem!

Hallo Nicole,

hm, ich habe längere Zeit überlegt, ob ich zu Deinem Kleefoto ein paar Sätze schreiben soll, und wenn ja, was.

Nun, hier zunächst einmal zu Deinem Kleefoto eine

Neutrale und wertfreie Bildbeschreibung

  • Das Foto zeigt einen weißen Klee. Die Einzelblüte wurde großzügig in den Bildraum gesetzt, leicht in die linke Bildhälfte positioniert. Eine Orientierung des Hauptmotivs in den rechten leereren Bildraum ist gegeben.
    Die Blüte selbst befindet sich auf der horizontalen Mittellinie des Fotos. Dies hat einen größeren Abstand des freigestellten Hauptmotivs zum oberen Bildrand zur Folge, der den gleichen Hintergrund zeigt wie auf dem Rest der Bildfläche.
     
  • Die weiße Kleeblüte ist überstrahlt, die Ränder der Einzelblüten laufen teilweise ineinander über.
     
  • Insgesamt wirkt das Bild sehr homogen. Farben und Strukturen sind in vielen Bildbereichen sehr ähnlich zueinander und grenzen sich oft nur schwach gegeneinander ab. Insgesamt weisen Hauptmotiv und Hintergrund eine starke Kontrastarmut und blasse Farbintensität auf. Das gesamte Bild wirkt dadurch sehr flau, wie überzogen von einem hellen Schleier. Woher dieser Schleier kommt, ist nicht eindeutig erkennbar. Mögliche Ursache könnte Streulicht sein, gegebenenfalls verstärkt durch einen hellen Linsenbelag. Aber auch andere Ursachen könnten hierfür verantwortlich sein. Diese Erscheinung ist in jedem Fall auffällig bei der Einstellung von Blende 8.0.
     
  • Der Hintergrund ist unauffällig, trägt aufgrund seiner Farb- und Kontrastgleichheit mit dem Hauptmotiv stark zu der beschriebenen homogenen Gesamtwirkung bei. Die Bokeh-Charakteristik ist unspektakulär und wenig individuell.

So oder so ähnlich wird jede kurze neutrale Bildanalyse dieses Fotos klingen.

Bisher war noch alles ohne Bewertung.

Nähere Betrachtung und Bewertung

Wenn man nun die einzelnen Punkte dieser Analyse genauer betrachtet, stellt man fest, dass alle Feststellungen eher weniger gute Bildeigenschaften oder sogar Bildmängel beschreiben. Sie würden genau so oder ähnlich auf ein Foto zutreffen, das mit einem schlechten oder defekten Objektiv oder fragwürdigen Einstellungen gemacht wurde.

Nun überlasse ich jedem Betrachter, für sich eine individuelle Bewertung genau dieses vorliegenden Fotos vorzunehmen. Hier gibt es sicherlich unterschiedliche Wahrnehmungen. Für mich (!) ist hier diese Reise beendet. Ich hoffe, liebe Nicole, Du verübelst mir dies nun nicht, aber ich kann in diesem Bild keine nennenswerte Qualität oder Eigenschaft erkennen, weder hinsichtlich Licht, Farbe, Komposition oder Bildaussage, noch in der Individualität der Wiedergabecharakteristik der eingesetzten Optik. Was ich dagegen sehe ist die (Minder-)Leistung eines viele Jahrzehnte alten Objektivs gegenüber modernen Optiken.

Ein deutliches Gegenbeispiel ist Deine Bildeinstellung von den Herbstastern. Die ersten beiden Fotos zeichnen sich durch zahlreiche positive Merkmale aus. Diese beiden Fotos sind von Dir übrigens mit Blende 2.8, nicht mit 8.0, aufgenommen worden. Aber Du schwanktest ja bereits selbst bei der Angabe der eingestellten Blende :-).

Generelles

Das Fotografieren und Experimentieren mit Vintage-Linsen ist eine sehr interessante fotografische Tätigkeit. Dennoch gelten auch bei dieser Sonderform der Fotografie viele bis sogar die meisten Kriterien, die auch bei der "normalen" Fotografie zu beachten sind. Auch, wenn wir hier noch freier, mit noch mehr Kreativität unterwegs sind im Sinne von Malen mit der Kamera, handelt es sich dennoch um ein fotografisches Handwerk, bei dessen Erlernen und Umsetzung viele Qualitätsaspekte beachtet werden sollten.

Wir sollten also genau differenzieren, wann wir wie bei der Fotografie die alten Objektive einsetzen. Der Grad ist sehr schmal zwischen einerseits dem besonderen Etwas, realisiert durch geschicktes und gekonntes Hervorbringen der individuellen Besonderheiten der verwendeten Optiken, und andererseits Bildergebnissen, die in erster Linie die schlechten Seiten lange überholter optischer Systeme demonstrieren.

Nun hoffe ich, Dir mit meinen Worten nicht zu nahe getreten zu sein.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

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