Neuen Kommentar hinzufügen

Profile picture for user Roland

ADMIN

Die kleinen und die größeren Schräubchen...

Hallo Thomas,

ich kann vieles von dem, was Du schreibst, nachvollziehen. Wir leben in einer Zeit des Wandels. Immer mehr Menschen erkennen, dass es so wie bisher nicht weitergeht. Andere leben umso verstärkter das Gegenprinzip business as usual. Dennoch: Die Wende geht weiter.

Natürlich hat jeder Mensch seine Reichweite, in der er handeln kann, in der er Veränderungen geltend machen kann. Dazu gehört, wie Du oben (und auch Sigi in seinem Statement) schreibst, beispielsweise das  Handeln im eigenen Garten. Hier ist man Herr über die Entscheidung zu versiegeln oder Kleinlebensräume für Pflanzen und Tiere zu schaffen.

Hierbei ist folgender Aspekt wesentlich: Die negativen Veränderungen unserer Umwelt samt ihrer Lebewesen finden auf großer Fläche statt, genau genommen überall. Wir leben in einem System, das diese Veränderungen zwangsweise verursacht. Dadurch finden wir die Verluste und Zerstörungen überall: in der landwirtschaftlichen Flur (Grünland und Ackerbau), im Wald, in den Gärten und in den Städten. Das bedeutet, wir sollten neben unseren Überlegungen, wie wir uns im Garten, bei der Arbeit, im Verkehr usw. aufstellen ("kleine Schräubchen") auch überlegen, welche Möglichkeiten wir haben, an den "großen Schrauben" zu drehen – also an den Schrauben, die auch zu Veränderungen im großen System führen.

Vor dieser Frage steht beispielsweise jeder Wahlberechtigte, wenn er zur Urne schreitet. Anders ausgedrückt: Ist es stringent, einen naturnahen Garten anzulegen und gleichzeitig eine etablierte Wirtschaftspartei zu befürworten, deren oberstes Ziel grenzenloses Wirtschaftswachstum ist? Ich spreche hier das Phänomen der vielen SUV-fahrenden Naturschutzverbandsmitglieder an :-). Werten wir es nüchtern aus: Dieses Phänomen hat in den vergangenen Jahrzehnten die Naturzerstörung nicht verhindert sondern bestenfalls begleitet.

Wir müssen also bereit sein für wesentlich stärkere Veränderungen – Veränderungen, die auch wirklich welche sind und nicht unterm Strich in business as usual münden. Eine solche wirkliche Bereitschaft für wirkliche Veränderung kann sich beispielsweise auch dort zeigen, wo wir bei Wahlen unser Kreuzchen machen. Auch das liegt in der Reichweite eines jeden Menschen, zumindest eines jeden wahlberechtigen Menschen.

Das bisherige Wahlverhalten in unserer Gesellschaft spiegelt das Gegenteil wider: Etwa 95 % der Wählenden geben ihre Stimme einer der Wirtschaftsparteien (dazu gehören alle Parteien, die die Fünf-Prozent-Hürde knacken, egal, welche "Farbe" sie haben) – und verhindern damit Veränderungen, die etwas verändern. Dann führt auch der naturnahe Garten nicht zu dem Ziel, das man eigentlich gerne hätte bzw. das zwingend erreicht werden muss. Wir haben also doch noch einen weiten Weg vor uns...

Lieber Gruß,

Roland

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich angezeigt. Deine Emailadresse ist nötig, um Dich über neue Antworten zu informieren.