... Cateyes & Swirl ...

... ich möchte heute sowohl einen neu & wiederbelebten Klassiker als auch seine Produktionsstätte vorstellen ... das Biotar f2.0/58mm von Mayer Optik Görlitz ... www.meyer-optik-goerlitz.com ... auf diesen Seiten könnt ihr die ganze Geschichte lesen. Die Infos sind sehr transparent.

Der neue Namens- und Rechteinhaber "OPC Optical Precision Components Europe GmbH" versteht sein Handwerk und produziert komplett in Deutschland ... www.opc-optics.com ... 

Allerdings gibt es hierzu eine sehr Abenteuerliche Vorgeschichte: Nach der Wiedervereinigung wurde Meyer-Optik aus dem Kombinat Carl Zeiss Jena herausgelöst und als „Feinoptisches Werk Görlitz GmbH“ neu gestartet ... und bereits 1991 von der damaligen Treuhand wieder eingestellt. Ein Investor einer in Koblenz ansässige Gesellschaft erwarb die Markenrechte und veröffentlichte unter dem Markennamen "Meyer-Optik-Görlitz" von 2014 - Anfang 2018 erneut Objektive im Stile der historischen Originale ... und dies offensichtlich im Sinne vom "schnellen Geld verdienen". Wo die eigentlich Produktion statt fand blieb unbekannt (wahrscheinlich Russland und/oder China), also keine deutsche Markenware, wie behauptet, sonder stark überteuerte Billigproduktion ... die mangelhafte Qualität ließ das Kaufinteresse schnell sinken. Leider verloren viele Interessenten ihr Vertrauen an der Marke "Mayer-Optik-Görlitz" ...

Durch den tragischen Tod des Investors waren im Laufe 2018/19 die Rechte und Produktionsunterlagen zu "Mayer-Optik-Görlitz" wieder zu haben und gingen vollständig an OPC über. OPC hatte tatsächlich ein ernsthaftes Interesse, die Tradition ganz im Sinne von Mayer Optik-Görlitz wieder aufleben zu lassen ... und baute sogar eine eigene Produktionsstätte Nähe Hamburg, wo seitdem ein neuer Entwicklungs, Herstellung und Vertriebszweig von OPC endstand ... und die Ergebnisse können sich sehen lassen (in jeder Hinsicht!) ... 

Die Objektive kommen in einem schwarz lakiertem Holzkästchen mit handgeschriebenen Kontrollkärtchen der Endkontrolle (bei Registrierung der Seriennummer gibt es 5 Jahre Garantie). Die Objektive sind vollständig aus Metal, Oberflächen Eloxiert, alle Skalen sind eingraviert, Blendenring und Schärfeschnecke laufen satt, ruckfrei und geschmeidig. Alle mechanischen Elemente sind Top verarbeitet und haben eine klasse Haptik. Die Linsen sind eine Eigenproduktion von OPC (das ist ihr Kerngeschäft). Insgesamt entspricht die Wertigkeit der in Deutschland  gebauten Objektive die von Voigtländer (Cosina), Zeiss oder Leica, auf jedenfall "für Generatioinen gebaut" ... das  mag über den, sicher fairen Preis ein wenig hinweg trösten ...

Das neue Biotar wurde bezüglich der Offenblende auf f1.5 modifiziert. Offen ist es mittig bereits scharf. Schärfe und Kontrast steigern sich mit dem Abblenden (Gewöhnungsbedürftig, aber wie beim Original ist die Blende stufenlos einzustellen und hat 15! Lamellen). Das Gegenlichtverhalten lässt vermuten, das es keine oder nur eine einfache Vergütung (wie bei in den 50zigern produzierten Exemplaren) der Frontlinse gibt. Das Bokeh erzeugt je nach Licht den typischen "Biotar"-Swirl mit reichlich Cat-Eyes ... teils auch Bubbles ála Trioplan. Weil die Schärfeübergänge im Bokeh recht weich sind (und auch beim Abblenden recht weich bleiben) sind die Unschärfenkreise beim Abblenden, dank 15 Blendenlamellen auch sehr rund ...

Der Lebensweg des Biotar ist sehr interessant: Biotar > Pancolar > Praktikar/Pentagon ... sowie einige Clone, z. B. die Zenit Helios Serie 40-x ... heute weit verbreitet und für einen geringen Obolus zu erwerben ist der entfernte "Enkel" das Praktikar/Pentagon (auch Porst) f1.8/50mm "Normalobjektiv"

Einen wichtigen Hinweis habe ich noch: 
Es sind noch einige gebrauchte "Mayer-Optik-Görlitz" Objektive (Hauptsächlich das Trioplan) aus "unbekannter" Produktion der Jahre 2014-2018 (wahrscheinlich Russland/China) in Umlauf, die eine zweifelhafte Qualität aufweisen und für viel Geld gebraucht angeboten werden ... diese Objektive sind leicht zu erkennen. Die Frontlinsen haben einen minimalen gelb-grünlichen Schimmer und ihre Bilder weisen einen leichten Farbstich in diesen Farben auf (also unbedingt Probefotos machen!)

Alle Objektive aus der aktuellen originalen OPC-Produktion seit 2019 sind an der Seriennummer erkennbar! Die Seriennummer beginnt immer mit einer römischen "II", also II0012345 ... mehr Sicherheit gibt es, wenn die Seriennummer bei OPC registriert wird!

Im weiteren werde ich hier noch einige Beispiele des Biotars hochladen ...

Viel Spass

Kommentarbereich

Profile picture for user ReBe FotoArt

Makronist

Grüß Dich Siegbert,

dankeschön, dass Du Dir eine solche Arbeit gemacht hast, das neuaufgelegte Biotar 58 mm vorzustellen. Ich wünsche OPC und deren Objektive, dass sie im Markt ankommen und ihre Anwender finden mögen. Nach Deiner Beschreibung hat es dieses Glas allemal verdient.

Ich finde erstaunlich, welche Bokeh-Elemente dieses Fotos in sich vereint.

Rechts im Hintergrund die noch zu erahnenden Strukturen im hellgünen Bereich, dazu die hellen Katzenaugen und der sichtbare Swirl-Effekt.

Ich wünsche Dir noch ganz viel Freuede mit diesem Glas. Ich denke, dass wir auf weitere Fotos gespannt sein dürfen.

Servus 

Reinhard

Profile picture for user frasiemue
Makronist

Ich kann einen gewissen Suchtfaktor bestätigen :) ... der jedoch reichlich "Nervosität" mitbringt. Abgesehen von den üblichen "Problemen" im Umgang mit Scharfstellen usw. spielt der Kollege "Zufall" einem immer wieder hinterhältige Streiche je mehr man sich in den Nah- und Makrobreich begibt. Das Biotar reagiert dann sehr oft völlig spontan auf kleinste Veränderungen beim Lichteinfall. Auch kleinere Veränderungen im Abstand oder Betrachtungswinkel zum Motiv, Über- oder Unterbelichtung ... und das auch noch in Abhängigkeit von der gewählten Blende ... können den Bildeindruck (Vordergrund und Hintergrund) teils radikal verändern!

Ich habe inzwischen aus dem "Schlamassel" eine Tugend gemacht und sehe das Fotografieren mit dem Biotar im Nahbreich als kreative "Spielerei".

Ab Blende f2.8-4.0 und im s. g. "sozialen" Umfeld (Portraits, Street usw.) arbeitet das Teil genügsamer, knackscharf mit tollem Tiefenkontrast mit einem herrlichen Oldfashion-Look. Gegen Unendlich (weite Landschaften sind nicht sein Ding) und ab f11 kommt noch ein deutlicher Qualitätsabfall von wegen Beugung usw. ins Spiel. Das Objektiv scheint auf mittlere Distanzen als Normalobjektiv für typische Gruppenfotos, Urlaubserinnerungen oder andere Geselligkeiten (oder Reportage) optimiert zu sein ... und wird mein Ausflugs- und Urlaubsgepäck nicht nur durch sein Gewicht ein wenig erweitern :))))

Gruß

Siegbert

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich angezeigt. Deine Emailadresse ist nötig, um Dich über neue Antworten zu informieren.