Erste "Gehversuche" mit neuem/alten Obischätzchen Wollensak Oscillo Paptar 1.9/75

Hallo Erich,

ich hoffe, Du hattest einen schönen Urlaub :-). Sieht aber so aus, denn die Fotos sind schonmal ziemlich gut. Gehen wir sie einzeln durch:

Bild 1

Das tolle Wollensak scheint Dir zu liegen. Das erste Foto (gelbe Blüte) zeigt ein wunderschönes Bokeh. Hier ist sehr schön zu sehen, wie das alte Objektiv mit ganz leichten Lichtunterschieden auf den Hintergrundstrukturen umgeht. Links und unterhalb der Blüte befinden sich wunderschöne Bokehbereiche – nicht wild, aber das muss es auch nicht sein. Die zarten Lichtunterschiede reichen für das Wollensak aus, diese zarten Strukturen ins Bokeh zu schnitzen. Phantastisch!

Und aus der noch geschlossenen Blüte rechts oben auf zwei Uhr hinter der Hauptmotivblüte macht das Wollensak einen kleinen "Monet"; ich sehe förmlich den feinen Pinsel des großen Meisters 😊.

Übrigens: Den hellen Bokehbereich ganz unten rechts in der Bildecke (noch geschlossene Blütenknospe) würde ich entfernen; dieser helle "Fleck" öffnet dort ein wenig das ansonsten sehr harmonisch umrahmte Bild.

Noch ein Hinweis zum Bildaufbau:
Platziere in so einem Fall die Blüte etwas weiter nach links ins Bild, sodass sie dann in den rechts offenen Bildraum hineinschaut.
Dieses Wollensak Oscillo-Raptar 1.9/75mm ist für den Nahbereich korrigiert. Das ist ein für die Makrofotografie sensationelles Merkmal dieses Objektiv. Denn dadurch zeigt es nicht nur im Nahbereich eine für alte Objektive hervorragende Schärfe, sondern diese geht auch noch bis weit zu den Bildrändern/-ecken hinaus. Das ermöglicht eine sehr freie Bildkomposition in Verbindung mit der enormen Lichtstärke von 1.9.

Bild 2

Beim Bild 2 (Rosenblüte) wird die Abbildungscharakteristik dieses Objektivs ein wenig durch starkes Streulicht überdeckt. Es ist (zu) viel diffuses Streulicht im Bild. Hinzu kommt ein zu geringer Schärfebereich auf den zarten, vorderen Blütenblättern. Beides (Streulicht und geringe Schärfe) führt dazu, dass alles ein wenig verwaschen ausschaut – auch die Unschärfen.

Bild 3

Bild 3 (Fliege) zeigt eine ganz andere Seite des Objektivs. Das Bokeh im linken Bilddrittel zeigt: Das Wollensak kann auch zarte Tupftechnik 😊. Die Strukturen sind klein und relativ weit weg vom Hauptmotiv, und trotzdem zeichnet das Objektiv ein ganz leichtes Rendering – so, als würde der Pinsel die Leinwand nur ganz leicht berühren. Sieht klasse aus.

Die Fliege sitzt minimal hinter der Schärfeebene, sodass sie nicht in den Genuss der vollen Schärfeleistung des Objektivs kommt.

Übrigens auch hier: Verdunkle den hellen Bereich in der Bildecke unten rechts. Dann läuft das Bild nicht mehr aus...

Also: Alles zusammen zeigt, dass Du mit dem Objektiv nicht nur auf dem richtigen Weg bist, sondern Dich sogar schon ziemlich gut mit ihm angefreundet hast 😃.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht"
Roland