Biene auf Baldrianblüte

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ADMIN

Hallo Chris,

herzlich willkommen bei Makrotreff! 

Ein wunderschönes Foto einer futternden Honigbiene :-). Gehen wir gleich ins Detail:

Perspektive

Das Auffälligste bei diesem Bild ist wohl die niedrige Perspektive. Du (und damit der Blick des Bildbetrachters) bist tiefer als die Biene, der Bildbetrachter befindet sich beim Betrachten also quasi "unter Null".

Eine solch niedrige Perspektive verleiht der Biene eine sehr hohe Würde, fast schon eine Macht. Einen solchen Aufnahmestandpunkt wählt man gerne bei beispielsweise wehrhaften, streng aussehenden Hauptdarstellern; Napoleon ließ sich liebend gerne so darstellen. Der Blick nach oben verleiht dem Protagonisten Macht und Ansehen.
Aber auch bei der Biene wirkt die niedrige Perspektive gut; sie schafft eine respektvolle Beziehung vom Betrachter zur Biene.

Licht

Das Licht ist auffallend weich. Dein Diffusor hat also ganze Arbeit geleistet.

Hier wäre vielleicht sogar interessant, die Wirkung des Diffusors leicht abzuschwächen, sodass die Reflexe auf der Biene etwas zunehmen. Ich rede hier von Nuancen!
Es ist völlig richtig und gut, mittels Diffusor zu starken Reflexen infolge des Blitzlichts entgegenzuwirken. Aber hierbei wird oft unterschätzt, dass es auch in der Natur überall Reflexe gibt und es gerade diese Reflexe sind, die einem Foto meist eine hohe Brillanz und Bildtiefe verleihen. Es geht bei diesem Thema also nicht um die Frage Reflexe ja oder nein?, sondern vielmehr um wieviele Reflexe?.

Die Ausprägung von Reflexen hängt natürlich auch sehr stark vom Motiv ab: Ein Käfer mit einem glänzenden Rückenschild beispielsweise reflektiert stärker als ein Schmetterling. Eine Biene liegt da so in etwa in der Mitte. Es wird also erkennbar, dass es manchmal sinnvoll ist, die Stärke eines Diffusors zu variieren und dem Motiv etwas anzupassen.

Es kann durchaus sein, dass ein Vergleichsfoto mit leicht abgeschwächtem Diffusor nicht das bessere Bildergebnis liefert; man müsste es tatsächlich im Vergleich sehen. Hier an dieser Stelle ist es vielmehr mein Ziel, bezüglich dieses Sachverhalts zu sensibilisieren.

Schärfe

Die Schärfe der Blende 11 ist perfekt platziert.

Hintergrund

Der Hintergrund ist sehr homogen – unter anderem bedingt durch den tiefen Aufnahmestandpunkt; ein Großteil des Bokehs zeigt den Himmel.

Der Vorteil eines solch stark beruhigten Bokehs ist, dass der Bildbetrachter sich völlig "ungestört" auf das Hauptmotiv konzentrieren kann. Von der Biene lenkt nichts ab.

Allerdings ist der Hintergrund aber auch ein wenig langweilig. Dies ist jetzt ein recht harter Begriff. Aber dieser homogene Hintergrund verstärkt sogar noch die oben beschriebene sehr diffuse Ausleuchtung und den damit verbundenen leicht matten Bildeffekt. Es fehlt ein wenig an Brillanz.

Wären im Hintergrund dezente, aber attraktive Farb- und Lichtbereiche, wäre dies eine interessante Alternative zu dieser starken Beruhigung. Natürlich dürfen auch solche Akzente nicht zu "mächtig" werden und damit zu stark vom Hauptmotiv ablenken. Dennoch kann ein gelungenes Bokeh die Wirkung eines Hauptmotivs nicht nur nicht stören (z.B. durch passive Zurückhaltung), sondern sogar unterstützen. Dies wird insbesondere bei der Vintage-Makro-Fotografie deutlich.


Fazit: ein Foto, bei dem viele Punkte hervorragend umgesetzt sind. Einen Diskussionsspielraum gibt es insbesondere bei der Ausprägung des Hintergrunds.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" 

Roland

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