Brachymeria spec

Hallo Ehab,

herzlich willkommen bei Makrotreff!

Brachymeria spec. sind sehr interessante, parasitisch lebende Wespen, die man relativ selten zu Gesicht bekommt. Um so bemerkenswerter ist dieses gelungene Foto von Dir.

Du hast die kleine Wespe in relativ großem Abbildungsmaßstab in einer attraktiven Diagonalen ins Bild gesetzt. Interessant ist insbesondere die Beleuchtung: mit einer SoftBox. Das Foto zeigt sehr deutlich die Wirkungsweise einer solchen SoftBox; Lichtreflexe werden in hohem Maße eliminiert.

In der Regel setzt man eine SoftBox in Verbindung mit einem Blitz ein. Ist dies auch hier bei diesem Foto der Fall gewesen? Hast Du geblitzt?

So positiv die erfolgreiche Vermeidung (zu) starker Reflexe beim Einsatz einer SoftBox ist, so wichtig ist es aber auch, die positive Seite von Reflexen nicht aus den Augen zu verlieren. Das Foto oben zeigt aufgrund der stark reduzierten Reflexe auch eine reduzierte Brillanz; Schwarz wird eher Grau, Weiß eher Beige wiedergegeben. Und aufgrund des sehr stark gedämpften direkten Lichts erhalten die Schattenbereiche nur noch eine geringe bis keine Durchzeichnung mehr – insbesondere gut zu sehen an der Körperunterseite und am Hinterleib der Wespe, also an den Körperstellen, die von der Wespe selbst beschattet werden.

Und damit wir das Dilemma deutlich: einerseits Dämpfung zu starker Reflexe, andererseits Erhaltung der Brillanz z.B. durch kleine Spitzlichter und Durchzeichnung wenig kontrastreicher Motivbereiche. In der Regel ist wohl der berühmte Mittelweg der beste...

Ich setzte SoftBoxen hauptsächlich beim Fotografieren überdurchschnittlich stark reflektierender Flächen ein, beispielsweise bei der Fotografie von Käfern mit ihren häufig glatten, glänzenden Chitinflächen. Diese Flächen führen selbst bei stärker gedämpften Blitzlicht immer noch zu recht starken Reflexen. Bei raueren Motivflächen – wie beispielsweise der Körper einer Brachymeria-Wespe – nehme ich die Dämpfung wieder etwas zurück und akzeptiere die punktuellen Spitzlicht-Reflexe auf der "löchrig-porösen" Körperoberfläche des Insekts. Damit wird die direkte Lichteinstrahlung stärker, das Licht erreicht auch beschattete Körperbereiche, und die Brillanz steigt deutlich.

Aber hier gehen sicherlich die Meinungen auseinander.

Auf jeden Fall ist Dir ein tolles Foto eines selten zu findenden Insekts mit einer sehr wirkungsvollen Lichttechnik gelungen.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht"

Roland