Fliegen bei der Paarung 2

Frohe Weihnachten, lieber Martin,

und herzlich Willkommen auf Makrotreff!

Ich fürchte, bei der Bestimmung der beiden werden wir nicht sehr weit kommen, da sie einfach zu dunkel geraten sind. Hier hättest du einen Blitz einsetzen müssen, da die beiden unterhalb des Blattes zu gut abgeschirmt waren.  

Dein Motiv sind die beiden Tiere, auf die du versucht hast, die Schärfe zu legen. Das ist auch korrekt. Wir lenken die Augen des Betrachters durch die gezielte Platzierung der Schärfe. Jetzt hast du es bei deinem Motiv aber mit einem dreidimensionalen zu tun. Das führt dazu, dass sich die nur wenige Millimeter dicke Schärfeebene zwar auf die Füße, nicht aber mehr auf die Leiber der Tiere erstreckt. Ihre Seiten, die wir hier nahezu parallel zur Kamera sehen (auch das ist richtig!) sind bereits vor der Schärfeebene. Daher hättest du die Blende etwas mehr schließen müssen, was aber vermutlich wegen des fehlenden Lichtes und der ohnehin schon hohen ISO nicht mehr gegangen wäre. 

Du hast ein dominierendes Zweitmotiv, das sich schlank in die Höhe streckt, auch wenn es sich an einer Stelle in die Breite bewegt. Da die Pflanze eben das zweite Motiv deines Bildes ist, kannst du auch über ein hochformatiges Foto nachdenken. Ein Querformat nutzt man, auch bei Pflanzen, eher dazu, entweder auf den Hintergrund oder den leeren Raum, den sog. Negativraum, aufmerksam zu machen. 

Für einen tollen Hintergrund ist zum Beispiel das Bild von Adrian Scheel, "Herbstlaub", zu nennen. Darauf will ich aber nicht weiter eingehen, da hier noch weitere Parameter zu beachten sind.Ein gutes Beispiel für die geschickte Nutzung des Negativraums siehst du bei Flora1958s Bild "Pause". Die Fliege hat vor sich eine Menge leeren Raums.. Dennoch wirkt er gut. Warum? Weil erstens die Fliege in diese Richtung schaut und wir das als angenehm empfinden, und zweitens der Hintergrund in seinen Farbschichten die Biegung des Halmes wieder aufnimmt.

Zurück zu deinem Bild. Weder ist das Bokeh besonders bemerkenswert noch der Negativraum (das meine ich nicht als Kritik, denn das war ja auch nicht deine Absicht). Wenn aber beide Gründe für ein Querformat ausscheiden, warum es dann nicht mal mit einem Hochformat ausprobieren? Das ist allerdings kein Muss, denn durch die Biegung der Pflanze aus dem Bild heraus ist ein gewisses Gegengewicht zu den linken leeren Raum geschaffen. Es wäre eine Möglichkeit.

Zum Abschluss noch zwei Hinweise: Die beiden Blätter am unteren Ende des Bildes mittig und rechts in der Ecke sind überflüssig und auch nicht schön. Sie würde ich - falls vorhanden - mit Bildbearbeitung noch entfernen.

Was ich dir auch noch mitgeben möchte, ist ein Hinweis, den ich mir auch immer wieder vorsagen muss: Versuche, dichter an deine Motive heranzukommen. Leichter gesagt als getan, ich weiß. Man muss Zeit mitbringen, wenn man ein guter Makrofotograf werden will.

Du hast von einem weiteren Foto gesprochen, doch das finde ich nicht. Hast du es dann doch nicht hochgeladen?

Lieber Martin, ich hoffe, du konntest meine Gedankengänge nachvollziehen. Du hast mit der A 99 und dem Tamron ein feines Gespann. Ich bin gespannt, was wir noch von dir sehen werden!

Viele Grüße

Mainecoon