Neuen Kommentar hinzufügen

Profile picture for user Michael-AC
Makronist

Hallo Rene,

zur Erklärung und Ausräumung deiner Zweifel erstmal ein Rückgriff auf den mechanischen Verschluss: Er besteht aus zwei "Vorhängen". Bei der Belichtung öffnet sich zunächst der erste und der zweite folgt schließend nach. Die sog. Blitzsynchronisationszeit (bei aktuellen Verschlüssen meist 1/250s) ist die kürzeste Belichtungszeit, bei der der Verschluss einmal vollständig aufgeht bevor der zweite Vorhang schließt. Selbstverständlich lassen sich kürzere Verschlusszeiten einstellen, dann folgt der zweite Vorhang aber dicht hinter dem ersten und die Öffnung läuft (als "rolling shutter") über den Sensor (oder Film). Je kürzer die Verschlusszeit, um so schmaler ist dieser Spalt. Die eigentliche Geschwindigkeit, mit der sich die Vorhänge öffnen und schließen bleibt dabei gleich. Damit ein Blitz (obwohl er sehr kurz ist) das Bild vollständig ausleuchten kann, muss der Verschluss für einen Moment vollständig offen sein und die kürzeste Zeit, bei der dies gegeben ist, ist eben die Blitzsynchronisationszeit. Eine längere Zeit kann selbstverständlich beim Blitzen gewählt werden, wenn man z.B. Bewegungsunschärfe trotz kurzem Blitz sichtbar machen will (Stichwort Blitz auf zweiten Verschlussvorhang).

Beim elektronischen Verschluss geschieht im Grunde ähnliches nur dass der "Belichtungsspalt" virtuell (Zeile für Zeile) über den Sensor läuft. Die eingestellt Belichtungszeit bestimmt, wie lange jede Zelle Licht aufnimmt, bevor sie auf Auslesen umschaltet. Da Halbleiter sehr schnell schalten, kann das eben auch eine 1/8000s sein. Die Geschwindigkeit mit der Zeile für Zeile ausgelesen und die Daten in den Speicher geleitet werden ist aber wesentlich langsamer, eben insgesamt ca. 50ms oder mehr. Um ein Blitzlicht auf dem ganzen Sensor einzufangen, muss der Sensor auch elektronisch einmal kurz vollständig "offen" sein und das geht eben nur, wenn die Belichtungszeit nicht kürzer als 1/50s ist.

Stacked Sensoren sind anders aufgebaut: sie haben eine zusätzliche Schicht Halbleiter, die jeder Sensorzelle eine eigene Ausleseeinheit hinzufügt, so dass nicht Zeile für Zeile ausgelesen werden muss, was den ganzen Vorgang stark beschleunigt. Deshalb sind bei diesen Sensoren deutlich kürzere Blitzsynchronisationszeiten möglich (und außerdem auch schnellere Bildfolgen bei elektronischem (lautlosem) Verschluss. Aber das macht sie halt auch deutlich schwieriger herzustellen und teurer.

P.S. im letzten Jahrhundert waren übrigens auch die mechanischen Verschlüsse noch langsamer und die Blitzsynchronisationszeit lag bei ca. 1/100s. Zentralverschlüsse (wie heutzutage in der Fuji X100) haben das ganze Problem konstruktionsbedingt nicht.

Ich hoffe ich konnte etwas Durchblick vermitteln, sonst frag gerne weiter.

LG Michael

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich angezeigt. Deine Emailadresse ist nötig, um Dich über neue Antworten zu informieren.