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ADMIN

Kreativspielraum mit unterschiedlichen Vintage-Objektiven

Hallo Gabi,

auch Dir wünsche ich ein Frohes Neues Jahr!

Wie wollen wir´s machen mit den berühmten und berüchtigten Vorsätzen zum Jahresanfang? Wollen wir die Allgemeine Makroklatsche und den Globalen Vintage-Infekt im neuen Jahr bekämpfen? Oder bedienen?! Was meinst Du? Wir haben es in der Hand – hier bei Makrotreff!!!

(Obergrins)

Ich komme zum Fakt, sprich zu Deiner Bildeinstellung.

Du hast die mit schönsten Blätter fotografiert, die zur Zeit draußen zu finden sind: Brombeer-Blätter. Sie schimmern in allen Farben. Ein sau-schönes Makromotiv!

Diese Farben hast Du wunderbar eingefangen.

Ein Gedanke dazu:

Reduziere Hauptmotiv und Nebenmotiv noch etwas klarer. Grenze beide deutlicher voneinander ab, sodass die Aussage bzw. das, was Du als Bildautorin zeigen willst, noch schneller vom Betrachter erkannt wird. Ziel ist es, einen größeren Unterschied in der Abbildung zwischen Hauptmotiv und Nebenmotiv herzustellen.

Wie erreichst Du das?

Setze beispielsweise das Hauptmotiv noch deutlicher in den Vordergrund, zusätzlich betont durch eine präzise Schärfelage auf dasselbe. Und dann bringst Du das Nebenmotiv (unscharfe Hintergrundblätter bei allen drei von Dir eingestellten Fotos) in mehr Unschärfe, drückst es damit weiter zurück, weiter nach hinten, reduzierst seine Präsenz. Gleichzeitig gibst Du den Hintergrundblättern weniger Raum.
Auf Bild eins und zwei beispielsweise räumst Du den (leicht) unscharfen Hintergrundblättern mehr Bildfläche ein als dem eigentlichen (scharfen) Hauptmotiv. Das ist natürlich möglich, aber dann sollten die flächenmäßig überlegenen Hintergrundblätter deutlich mehr Unschärfe aufweisen und dadurch "in den Hintergrund" gedrängt werden.

Wenn Du diese Kriterien mit dem Werkzeug, das Du gerade in der Hand hältst (hier im Beispiel das Tripolan 2.8/100) nicht durch Standort- oder Perspektivenwechsel am Motiv umsetzen kannst (weil das Motiv verschiedene Ausweichmöglichkeiten wie zum Beispiel unterschiedliche Entfernungen zwischen Haupt- und Nebenmotivblättern einfach nicht hergibt), nimm ein anderes Werkzeug (= Objektiv). Hierbei spielen Kriterien wie Brennweite, Lichtstärke und individuelle Abbildungscharakteristik eine große Rolle. 

Riesiger Kreativspielraum

Dies ist ein Grund, weshalb es sinnvoll sein kann, auf verschiedene Brennweiten bzw. Lichtstärken zurückgreifen zu können. Ein Brennweite im leichten Telebereich (so zwischen etwa 80 und 100mm), die nochmals deutlich lichtstärker als das von Dir eingesetzte Trioplan 2.8/100 ist, würde aufgrund der offeneren Blende die Hintergrundblätter unschärfer abbilden – bei gleicher Ausgangssituation.

Nochmal: Es geht darum, einen größeren Unterschied in der Abbildung zwischen Hauptmotiv und Nebenmotiv herzustellen.

Auch eine andere, ruhigere Abbildungscharakteristik in den Unschärfebereichen als das Trioplan 100 wäre hier hilfreich, wenn der Abstand zwischen Hintergrundblättern und Hauptmotiv so nahe wie bei Deinem Beispiel oben ist.

Ich stelle unter anderem auch aus genau diesen Gründen beim Workshop im Mai/Juni so viele verschiedene Vintage-Objektive zum eigenen Arbeiten zur Verfügung. Gerne kannst Du dann verschiedene Objektive miteinander vergleichen – und feststellen, welche sich für welche Ausgangslage bzw. für die Umsetzung Deiner jeweilige Bildidee am besten eignen.
Speziell für die Ausgangslage bei den Brombeerblättern oben in Deinen Bildern kämen mehrere Alternativen in Frage. Du kannst beim Workshop genau solche Vergleiche selbst machen – und ein Gefühl dafür entwickeln. Das ist super interessant und spannend, weil Du das sofort selbst und mit Deiner eigenen Kamera in der Praxis umsetzen und ausprobieren kannst. Du wirst erstaunt sein über die Unterschiede und dem damit verbundenen Kreativspielraum.

Um zu verdeutlichen, was ich hier meine, hänge ich ein Foto an, dass zwar nicht die gleiche, aber eine vergleichbare Situation zeigt: Hauptmotiv-Blatt (Weidenblatt) im Vordergrund mit Nebenmotivblatt im Hintergrund (Bokeh), dass Form und Farbe des Hauptmotivs spiegeln und dadurch die Aussage des Hauptmotivs (Form und Farbe) verstärken soll. Ich habe dieses Foto mit einem 85mm Vintage-Objektiv mit Blende 1.5 gemacht.

Hier geht es mir jetzt weniger darum, welches Foto objektiv besser ist oder subjektiv besser gefällt, sondern vielmehr um die Unterschiede in der Darstellung. Die Objektive stellen Werkzeuge dar, mit denen der Makronist unterschiedliche Ergebnisse erzielen kann – da haben wir es wieder: wie der Pinsel in der Hand eines Malers :-). Betrachte es unter diesem Aspekt.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

Beachte insbesondere die "Distanz" zwischen Hauptmotiv (Vordergrund) und Nebenmotiv (Hintergrund) unter Beibehaltung der dienenden Funktion des Hintergrunds, die Hauptaussage im Bild zu stärken (Aussageverdichtung). Siehe hier insbesondere die Wiederholung von Form und Farbe des scharfen Blattes im unscharfen Blatt links oben im Bild – bis hin zur angedeuteten gekrümmten Blattspitze (Winkelstellung, Licht, dunkle Spitze – alles identisch, und doch wie gemalt).

[Hinweis: Bild mit rechter Maustaste im eigenen Tab öffnen und dadurch vergrößern.]

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