Lecker Waldmeister

Auch zwei Bilder, die ich schon vor einiger Zeit geschossen habe und die ich nachreichen möchte.

Inspiriert von Wolfgangs Waldmeisterfoto und innerlich darüber jammernd, dass ich keinen schönen Standort zum Fotografieren habe, ging ich im Garten auf die Suche. Ein halbwegs geeignet erscheinendes Motiv gefunden, ging ich in die Bodenlage. Und weil es das Glück manchmal doch gut mit einem meint, kommt schon nach kurzer Zeit eine Fliege zum Naschen auf den Waldmeister geflogen. 

Glücklicherweise hatte ich mit dem Projektionsobjektiv Pentacon AV 2.8/100 eines meiner schärferen und längeren Gläser drauf, so dass ich die Fliege für kurze Zeit unbemerkt und einigermaßen scharf ablichten konnte.

Die bogenförmige Struktur im Hintergrund resultiert aus einem Clivia-Blatt.

Kommentarbereich

Profile picture for user Roland

ADMIN

Hallo Reinhard,

zwei Fotos mit einem feinen Bokeh!

Du bearbeitest die Fotos recht stark nach – zu stark! Durch zu starkes Nachschärfen und anschließendes Entrauschen werden die Fotos zu flach – mit der Folge, dass viele Bildinformationen verloren gehen. Ich würde ich deutlich defensiver vorgehen.
Auch die Farbintensität ist bei diesen beiden Fotos hier sehr hoch. Lehne ich sie an die natürliche Farbgebung an, ist sie etwas zu hoch. Aber Farbe ist natürlich auch immer ein wenig Geschmacksache :-).

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht"

Roland 

 

 

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Makronist

Hallo Roland,

vielen Dank für Deine Anmerkungen und Deine Verbesserungsvorschläge, die mir jederzeit willkommen sind, schließlich möchte ich mich auch weiterentwickeln.

Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich innerlich über den ungeeigneten Platz des Waldmeisters gejammert habe. Du siehst auch an den EXIF-Daten 1/200 s bei ISO 200), dass das nicht der hellste Ort ist. Gabi hat die Stimmung mit "heimelig" bestens beschrieben. ;-)

Ich habe mir nochmals die RAW-Dateien angesehen. Die sind deutlich flacher und flauer und enthalten viel weniger Details als das hier gezeigte Bild. Ich habe bei der Entwicklung mit DXO Photolab abgeholfen, indem ich die Mikrokontraste angezogen habe, was natürlich wiederum eine Entrauschung erforderte. Diese habe ich mit DXO DeepPRIME XD durchgeführt. Die Entrauschung mit DXO DeepPRIME XD wird separat für jeden Farbkanal der RAW-Datei durchgeführt. Sie ist dadurch sehr zeitintensiv, gleichzeitig aber auch äußerst detailerhaltend. 

Das Ergebnis: ein im Vergleich zur unbearbeiteten RAW-Datei erheblich detailreicheres Bild. 

Geschärft im Sinne echter Schärung habe ich quasi nur die Fliege. Vielleicht war das des Guten zuviel. Natürlich ist mir bewusst, dass das Erhöhen der Mikrokontraste auch zu einem schärferen Bildeindruck führt.

Bezüglich der Farbintensität habe ich kein Problem damit, Dir zuzustimmen. In der Absicht, dem Bild noch etwas mehr Druck zu verleihen, habe ich es möglicherweise übertrieben. 

Herzliche Grüße

Reinhard

(Kurzer, ergänzender Nachtrag zur Erläuterung: 

Das Blatt der Clivie liegt genau im 90°-Winkel zur Blickachse und war nur ca. 10 cm von der Fliege entfernt. Insofern waren dort keine allzu deutlichen Strukturen zu erwarten).

 

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MOD

Guten Morgen Reinhard,

gut, dass Du uns Deinen Waldmeister noch präsentierst, denn das Bokeh gefällt mir hierbei sehr gut. So wie es ausschaut, stand der Waldmeister geschützt unter einem Blatt oder Gras.(?)  Dadurch entsteht eine gewisse heimelige Stimmung im Bild. Ganz in Ruhe kann sich die kleine Fliege bedienen. Sieht hübsch aus.

Liebe Grüße

Gabi

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Makronist

Hallo Gabi,

es freut mich, dass Dir das Foto gefällt.

Von der linken Seite (Süden) ist der Waldmeister von einem Farn beschattet, hinzu kommt eine Clivie links im Hintergrund, deren Blatt gleichzeitig als Hintergrund des Fotos (vor einem Zaun) diente. In Blickrichtung (Westen) hatte ich nur etwas reflektiertes Licht. 

Mit "heimelig" hast du es also bestens getroffen. "Mehr Licht" hat schon Goethe gesagt! ;-)

Liebe Grüße

Reinhard

 

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Makronist

Hallo Reinhard,

ein scharfes Tierchen! Waldmeister suche ich immer und bin zu blöd, ihn zu finden. Dein Foto gefällt mir gut. Die Umstände sind in der natur oder selbst im Garten nicht oder vielleicht auch nie optimal. Da rauscht es dann im Blätterwald :-). "Mehr Licht"- hat Gothe das wirklich gesagt oder hatte er auf gut frankfodderisch gemeent: "Mer liecht - hier so schlecht im Bedde!...?

lg

wolffslicht

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Makronist

... hallo Reinhard,

... in der Tat, Waldmeister zu finden (vor allem dort, wo man ihn erwartet - im Wald) ist schwierig. In manchen Gärten an schattigen, aber hellen Stellen findert er sich auch wohl. In meinem Biotop wächst er auch, allerdings muss ich ihn auch immer wieder suchen ... er ist halt recht winzig und zart!

Rolands Anmerkung zur Farbe beschäftigt mich bei der Bearbeitung auch immer wieder. Altgläser haben je nach Produktionsalter keine oder nur eine Single-Coating Beschichtung. Ich habe bemerkt, dass manche Single-Coating Beschichtung "Farbstiche" (was gleichzeitig auch den "Look" dieser Optiken ausmacht) mit sich bringt, die kaum zu korrigieren sind. Meist werden sie durch die BA nur verschlimmbessert (vor allem bei Belichtungs- und Kontrastkorrekturen). In Photoshop gibt es die Möglichkeit, jegliche Tonwertbearbeitung (Belichtung, Kontrast, Histogramkorrekturen usw.) nur auf die Luminanz anzuwenden und die Farbkorrekturen separat nur auf die Farbe ... in DxO wird dies auch möglich sein (innerhalb der Ebene). Eine weitere Möglichkeit wäre eine BA im LAB-Modus, wo Luminanz und Farben völlig getrennt bearbeitet werden können ... allerdings stehen hierbei systembedingt deutlich weniger Bearbeitungswerkzeuge zur Verfügung. Ein weiterer Punkt ist, dass bei der Umwandlung vom LAB-Modus in den RGB-Modus und später dann von 16Bit-RGB in 8Bit-sRGB vor allem die Grün/Gelbwerte oft stärker verändert werden und schnell in die Sättigung gehen (Stichwort: Farbdreieck).

Wer im BA-Prozess 100% "Farbentreu" arbeiten will (oder muss!) muss viel Aufwand bezüglich Hard- & Software betreiben, auch schon vor der Belichtung! Darüber hinaus ist das Farbensehen (physiologisch) ein ganz besonderes Kapitel ... das geht soweit, dass unsere Augen (bzw. Gehirn) z. B. "Farbstiche" zum Teil automatisch (adaptiv) korrigiert. Und ... niemand weis wirklich wie wir eine bestimmte Farbe wahrnehmen ... es gleicht einer Unterhaltung zweier Blinder :) ...

In diesem Sinne, hier & da sind Kompromisse notwendig ... und ... meine Erfahrung, es kann im fertigen Bild große Farbunterschiede geben, je nachdem, wie gleich von Anfang an (nimm es als "Pudels Kern") bei der BA in eine bestimmt Richtung gearbeitet wird. Leider reagieren hierbei genau die kritischen Gelb-Grünen Farbstimmungen besonders kritisch ;,,-) ... bzw. reagieren wir bei Veränderungen in diesen Farben besonders empfindlich. Kein Wunder, sind es doch gerade sie Farbbereiche, die wir locker gesagt seit Anfang an unserer Evolution zwangsläufig schon immer vor Augen hatten und so jeden winzigen Unterschied wahrnehmen (mussten!)!

Gruß
Siegbert

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Makronist

Lieber Siegbert, 

ganz herzlichen Dank für Deinen ausführlichen und sehr lehrreichen Exkurs.

Bei aller wohlmeinenden Kritik an Fotos auf dieser Plattform sollte niemand vergessen, dass die Vintage-Fotografie eine sehr subjektiv gefärbte und durchaus unterschiedlich interpretierbare Form der Fotografie ist. Und das ist gut so, denn "die Gedanken sind frei", sowohl beim Fotografieren, als auch bei der Bildbearbeitung. 

"Geschmacksache", sagte der Affe und biss in die Seife!

Ich wünsche Dir allzeit "gut Licht" und eine gute Zeit

Reinhard

(P.S.: davon solltest Du Dich keineswegs betroffen fühlen)

 

 

Profile picture for user frasiemue
Makronist

guten Morgen Reinhard,

als ich das erste "Vintage-Makro" im Internet gesehen hatte, vielen mir quasi die Schuppen von den Augen: jetzt wusste ich, was schon immer in meinem "Hinterstübchen" herum geisterte ... und das bezog sich auch auf andere Motive als "nur" Makrofotografie! Vintage-Fotografie ist ein Möglichkeit, abseits der gewohnten Sichtweise zu Fotografieren ...

Es ist so ganz in Deinem Sinne: der Betrachter entscheidet völlig subjektiv und oft genug auch nach seinem augenblicklichen "Gemütszustand"! Das ist auch gut & richtig so ... denn was wäre, hätte nicht jeder seine ganz individuellen Stimmungen, Vorlieben und Geschmäcker? Darüber hinaus erfahren wir auch sehr viel über den Urheber eines Werkes ... in diesem Sinne: ein Bild sagt eben viel mehr als geschriebene Worte!

Ich bin mit Deiner Antwort ganz bei Dir! ... ich liebe den bissig-geflügelten Kommentar: "... is´ das Kunst oder kann das wech ...?" in Bezug auf jenes Ereignis (siehe Link)...  :)))

https://www.sueddeutsche.de/kultur/wie-einst-beuys-fettecke-putzfrau-schrubbt-kunstwerk-kaputt-1.1180540

In diesem Sinne weiter so ...
Gruß
Siegbert

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