Der Farbwechsel der Veränderlichen Krabbenspinne (Misumena vatia) – Ausscheidung des Farbstoffs Gelb

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Die Makrotreff-Userin Flora1958 hat dieses Bild einer Veränderlichen Krabbenspinne (Misumena vatia) eingestellt, die in einer klar abgegrenzten Kugel eine gelbe Flüssigkeit absondert. Ob es sich um die Ausscheidung des gelben Farbstoffs handelt, mit dem sie sich auf gelben Blüten tarnt, ist nicht sicher, aber wahrscheinlich.

Aus diesem Anlass und zu diesem Foto schreibe ich hier ein paar Zeilen zur Veränderlichen Krabbenspinne mit besonderer Bezugnahme auf die Fähigkeit, ihre Farbe zu wechseln (auf diese Fähigkeit bezieht sich auch ihre deutsche Namensgebung).

Zur Biologie der Veränderlichen Krabbenspinne (Misumena vatia)

Das Besondere bei der Veränderlichen Krabbenspinne ist ihre Fähigkeit, ihre Farbe der Blütenfarbe anzupassen, auf der sie jagt. Am deutlichsten wird dies auf gelben und weißen Blüten. Macht es sich eine – ich nenne sie ab jetzt kurz und praktisch Misumena – Misumena beispielsweise auf einer Löwenzahnblüte bequem, gleicht sie sich der Gelbfärbung der Blüten an. Dadurch ist sie auf der Blüte perfekt getarnt.

Wer verfärbt sich und wie lange dauert die Verfärbung?

Ausschließlich reife Weibchen von Misumena vatia sind dazu in der Lage. Männchen, die wesentlich kleiner sind, können ihre Farbe nicht verändern.
Der Farbwechsel dauert einige Zeit, nach Dick Jones etwa 3 Tage (1985).

Ist nun ein Misumena-Weibchen der Ansicht, auf einer benachbarten weißen Blüte besteht eine größer Aussicht auf Jagderfolg als auf der gelben, auf der sie sich gerade befindet (oder wenn diese abblüht), wechselt sie dort hin (sie jagt übrigens am liebsten Bienen und Wespen) – und wechselt damit auch ihre Körperfarbe auf Weiß. Dieser Vorgang dauert wieder etwa 3 Tage.

Anatomie des Farbwechsels

Bei der Gelbfärbung wird flüssiger, gelber Farbstoff in die obersten Zellgewebe eingelagert. Beim Wechsel auf Weiß wird dieser Farbstoff ins Körperinnere verlagert. Damit liegen unterhalb der Bereiche, wo vorher der gelbe Farbstoff eingelagert war, mit weißem Guanin gefüllte Drüsen frei, sodass sie sichtbar werden. Dadurch wird die Spinne weiß.

Bleibt Misumena längere Zeit auf einer weißen Blüte, muss sie sich entscheiden: entweder zurück zur gelben (mit der Möglichkeit, sich nochmals umfärben zu können), oder für immer weiß bleiben. Denn nach einigen Tagen der Weißfärbung wird der gelbe Farbstoff mit dem Kot ausgeschieden (diesen Vorgang hast die Makrotreff-Userin Flora1958 wahrscheinlich fotografiert!). Nun ist es für die Spinne nur noch schwer oder gar nicht mehr möglich, sich gelb zu färben, auch nicht, wenn sie wochenlang auf eine gelbe Blüte hockt.

Steuerung des Farbwechsels

Übrigens wird der Farbwechsel über den Sehsinn gesteuert: Klebt man Misumena ihre Augen zu (was man natürlich normalerweise nicht machen sollte :-)), kann sie sich nicht verfärben, egal, auf welcher Blüte sie gerade hockt.

Ob es sich bei der von Flora1958 fotografierten Ausscheidung tatsächlich um den gelben Farbstoffs handelt, kann ich nicht sicher sagen. Aber es sieht meines Erachtens tatsächlich so aus.

Solange wir hier nicht eines Besseren belehrt werden, gehen wir also mal davon aus, dass es Flora 1958 gelungen ist, diesen Farbstoff-Ausscheidungsvorgang abzulichten. Vielleicht können hierzu Makrotreff-User, allgemeine Makronisten, Leser oder irgendwelche andere Menschen auf dieser Welt etwas beitragen. Es würde uns hier auf Makrotreff sehr interessieren.

Roland Günter

Roland Günter ist Betreiber von Makrotreff und Chefredakteur von MAKROFOTO. Der Dipl. Forst-Ingenieur betreibt die Makrofotografie hauptberuflich und verwaltet ein umfangreiches biologisch-wissenschaftliches Bildarchiv.

Der Kern seiner Arbeit liegt in der Dokumentation biologischer Vielfalt. Zu diesem Themenkomplex werden seit vielen Jahren seine Fotos und Reportagen im In- und Ausland in vielen gängigen Zeitschriften und Buchproduktionen publiziert.

Einen weiteren Schwerpunkt seiner Tätigkeit bildet die von ihm auf professionelles Niveau gehobene künstlerisch-kreative Vintage-Makrofotografie – also die Fotografie mit alten Objektiven an modernen Sensoren. Unter anderem hat er den einzigartigen Multivisions-Vortrag Fotografie mit Flair – Malen mit der Kamera konzipiert und neben anderen Events bei den Internationalen Fürstenfelder Naturfototagen vor großem Publikum gehalten.

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