Das Schmetterlingssterben (Teil 2)
Der Rückgang von Schmetterlingen hat weitreichende ökologische Folgen. Denn die Falter dienen als bewährte Indikatoren für den Zustand des Ökosystems in dem sie vorkommen...
Jedes Insekt ist wie ein Puzzleteil und trägt mit seinem Tun zur Erhaltung des ganzen Ökosystems bei.
Der Rückgang von Schmetterlingen hat weitreichende ökologische Folgen, denn die Falter dienen als bewährte Indikatoren für den Zustand des Ökosystems in dem sie vorkommen. Geht die Population der Falter zurück, bedeutet dies, dass höchstwahrscheinlich zahlreiche andere Insekten, die ähnliche Ansprüche an ihren Lebensraum haben, mit ihnen verschwinden.
Beispiel Käfer
Eine europäische Langzeitstudie im Rahmen des „UK Environmental Change Network“ hat Daten zur Populationsdichte von verschiedenen Laufkäfern in Großbritannien seit 15 Jahren gesammelt. Ein Expertenteam um David Brooks vom Agrarforschungsinstitut Rothamsted Research hat diese Daten ausgewertet und kommt zu einem ähnlichen drastischen Ergebnis wie die Schmetterlingsstudie. Zwar gibt es ebenfalls bestimmte Regionen in denen die Populationen stabil blieben, doch insgesamt zeichnet sich auch bei den Käfern ein Schreckensszenario ab: Etwa 75% der untersuchten Käferarten sind signifikant zurückgegangen. Die Ursachen sind noch unklar, doch mit hoher Wahrscheinlichkeit sind es dieselben, die auch für den Rückgang der Schmetterlinge verantwortlich sind.
Das ökologische Gleichgewicht ist bedroht
Doch was für Auswirkungen hätte ein drastischer Rückgang von verschiedenen Insekten? Es besteht kein Zweifel, dass der ökologische Schaden enorm wäre. Jedes Insekt ist wie ein Puzzleteil und trägt mit seinem Tun zur Erhaltung des ganzen Ökosystems bei. Laufkäfer bspw. sind gerade für die Landwirtschaft von großer Bedeutung da sie Schädlinge und Unkraut fressen und damit in Schach halten. Ein Marienkäfer verspeist bis zu 40.000 Blattläuse in seinem Leben. Es gibt unendlich viele Beispiele dieser Art. Doch die wichtigste Funktion von Insekten ist wohl die Bestäubung. Bienen, Wespen, Schwebfliegen, Käfer, Schmetterlinge etc. - sie alle sorgen dafür, dass Wild- und Kulturpflanzen bestäubt werden, sich Blüte und Frucht ausbilden können und damit die Nahrungsgrundlage für Mensch und Tier gesichert ist. Ein Beispiel für die enorme Bestäubungsleistung von Insekten findet man im US-Staat Kalifornien, welcher mit seinen riesigen Mandelplantagen über 80 % der weltweiten Nachfrage an Mandeln abdeckt. Um die 77 Millionen Mandelbäume zu bestäuben, braucht es 1,5 Millionen Bienenvölker die aus ganz USA pünktlich zur Mandelblüte angekarrt werden.
Fataler Teufelskreis
Durch die intensive Landwirtschaft gibt es kaum noch blütenreiche Flächen. Dadurch nehmen jedoch auch die Bestäuber ab, was wiederum dazu führt, dass die sowieso schon wenig vorkommenden Blütenpflanzen noch weiter zurückgehen.
Was übrig bleibt sind riesige Flächen von Monokulturen die zwar Lebensraum für bestimmte Schädlinge bieten, jedoch nicht für deren Räuber. Dann hilft nur noch der Griff zum Pestizidcocktail.
Blick nach China
Was das zur Folge hat kann man in bestimmten Regionen in China beobachten. Dort wurden unter Mao so gut wie alle Sperlinge ausgerottet da sie u.a. das Getreide wegfraßen. Doch auf der Speisekarte dieser Vögel stehen auch jede Menge Schädlinge. Die Ausrottung der Sperlinge führte deshalb zu einer massiven Ungezieferplage, die wiederum mit dem Einsatz von Unmengen an Pestiziden bekämpft wurde. Die Folge waren nahezu Insektenfreie Regionen. Bienen fehlen dort fast gänzlich. Deshalb werden zur Bestäubung der Obstbaumplantagen Wanderarbeiter mit Bussen angekarrt, die mit Wattestäbchen ausgerüstet auf die Bäume steigen und Blüte um Blüte mit Pollen betupfen. Das dieses Vorgehen niemals die Effizienz von Bienen erreicht und somit keine Bienen ersetzen kann sollte mit Blick auf die kalifornischen Mandelplantagen einleuchten.
In der Broschüre „Wie helfe ich den Schmetterlingen“ vom BUND finden sich zahlreiche Informationen über das Anlegen eines schmetterlingsfreundlichen Gartens.
Mithelfen:
Weitere Informationen:
Broschüre des BUND: „Wie helfe ich den Schmetterlingen“
BUND "Schmetterlinge in Gefahr"
The European Grassland Butterfly Indicator: 1990 - 2011
Apollofalter (Fotografiert von Andreas Kolossa | www.andreaskolossa.de) Vielen Dank!
Kommentare
Hallo Valentin!…
Hallo Valentin!
Ein wirklich notwendiger Beitrag ist hier von Dir verfaßt worden. Leider werden ihn viel zu wenige Menschen und vor allem Entscheider in den entsprechenden Verbands- und politischen Gremien lesen. Es ist in unserer Gesellschaft nocht nicht angekommen, daß es Dinge gibt, die mehr zählen als Geld, Gewinn, Reichtum. Danke für diesen Bericht!
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