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ADMIN

Wie auf der Titanic?

Hallo Gabi,

interessant, dass es anscheinend nicht nur mir so geht. Mir geht es den gesamten Sommer über schon langsam richtig auf den Geist, dass, sobald ich das Radio anschalte, sofort Freudenergüsse darüber zu hören sind, dass wieder einmal Freibad- oder Grillwetter ist. Die Menschen werden von diesen Dumpfköpfen auch noch dazu aufgefordert, unreflektiert den Geist der "Party-Gesellschaft" auszuleben. Wenn da nicht mal irgendeiner anfängt nachzudenken... Oder wird das nie passieren?

Hier wird das klassische Prinzip der Verdrängung gelebt. Klar, Verdrängung ist eine überlebenswichtige "Einrichtung" der Natur für uns Menschen, mit Leid und Schmerz umzugehen. Gäben wir uns davon zu viel auf einmal, kollabiert unser System. Das ist in bestimmten Situationen nicht überlebensförderlich.

Ist es so eine Art Verdrängung, wie sie der Legende nach beim Untergang der Titanic seitens der Bordkapelle sehr augenscheinlich vollzogen wurde, indem sie auf dem untergehenden Schiff weiterspielte?
Nein, eher nicht, denn die Spieler sahen wohl so ganz alleine da draußen auf dem weiten Meer, Aug in Aug mit einem riesigen Eisberg, der die Bordwand aufgeschlitzt hatte, keine Chance auf einen Ausweg.

Wir können aber noch handeln – und wenn dieses Handeln ausschließlich darin bestünde, mit dem aktiven Zerstörungs-Wahnsinn aufzuhören. Tun wir das? Nein! Wir fahren sehenden Auges auf die dicke Betonwand zu und tun so, als gäbe es sie nicht. Das ist nicht sinnvolle Verdrängung am richtigen Ort und zur richtigen Zeit gemäß der evulotiven Sinnhaftigkeit, sondern reine Dummheit. Und unsere Situation ist auch nicht ganz so aussichtslos wie seinerzeit auf der Titanic, als die Kapelle sich in den Tod spielte.

Genau diese Überzeugung macht sich jedesmal bei mir breit, wenn ich die grenzenlosen Freudenausdrücke der deutschen Griller (man mag glauben, das sind mindestens 80% der deutschen Bevölkerung!) oder Freibad-Junkies höre. Da sitzt man unter kaputtgehenden Bäumen, die krassest um Hilfe rufen, wendet frohgelaunt sein Schweinenacken-Steak, bis es ordentlich knusprig ist, und lobpreist – wie nennst Du es treffend? – das "Südfeeling".

Ohne Worte!

Lieber Gruß,

Roland

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