Ein Hallo in die Runde,
ich habe im Herbst mein modifiziertes Pancolar getestet und schnell gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, etwas "Brauchbares" zu fabrizieren. Frei nach dem Motto: "Ist das Kunst oder kann das weg?", wage ich mich mal in den Diskussionsraum und ducke mich schon mal vorsorglich ab ;-).
LG und einen schönen ersten Advent
Katrin
Kommentare
ADMIN
Hallo Katrin,herzlich…
Hallo Katrin,
herzlich willkommen bei Makrotreff!
Die formulierst einen Satz, der großen Diskussions- und Wahrnehmungsspielraum bietet:
"Ist das Kunst oder kann das weg?"
Dieser Satz, diese Frage verdeutlicht das Grundproblem bei solchen Fotos – die individuelle Wahrnehmung. Trotz des großen Spielraums spreche ich verschiedene Aspekte konkret an:
Objektiv-Modifikation
Das Pancolar 1.8/50mm ist in seiner Ursprungsform ein relativ brillant zeichnendes Objektiv mit recht guter Schärfeleistung. Diese Eigenschaften büßen sehr stark ein durch die Veränderung (Modifikation) – was bei Deinem Bild deutlich zu sehen ist; s ist sehr flauh, und selbst die zentrale Punktschärfe leidet infolge der stark reduzierten Kontraste gewaltig.
Ein weiterer Effekt einer Modifikation ist in der Regel ein verstärkter malerischer Bildlook in den Unschärfen gegenüber der "Normform".
Das wird hier bei diesem Bild ein wenig sichtbar vor allem in den länglichen Pflanzenstrukturen (vor allem Halme) des Hintergrunds. Sie werden in einer Trioplan-ähnlichen Charakteristik wiedergegeben.
Da aber das Pancolar bereits in seiner normalen Bauform attraktiv "malen" kann, stellt sich die Frage, ob eine Effektverstärkung für den recht hohen Preis der Kontrast- und Schärfeschwächung sinnvoll ist. In die geeignete Motivsituation gebracht, kann ein gutes, fehlerfreies Pancolar vor einem modernen Sensor sehr feine und brillante Bilder malen... :-).
Bildaufteilung
Das Pancolar in seiner normalen Bauform zeigt auch noch abseits der Bildmitte eine durchaus akzeptable Schärfe (Randschärfe), sodass ein größerer Gestaltungsspielraum bei der Bildkomposition gegeben ist. Es muss dann nicht das Hauptmotiv zwingend in der Bildmitte platziert werden. Eine Platzierung der Hauptmotivblüte im Bild oben auf der linken und ggf. unteren Drittellinie oder im unteren linken Goldenen Schnitt würde das gesamte Bild harmonischer wirken lassen.
Sonstiges
Du hast zwei weitere Blüten der Aster in die Unschärfe mit eingebunden; so etwas wirkt in der Regel sehr gut.
Hierbei ist es jedoch meist günstig, solche isolierten "Farbtupfer" nicht am Bildrand anzuschneiden wie beim Asternfoto am unteren und linken Bildrand. Vielleicht besteht während des Fotografierens die Möglichkeit, solche Blüten so zu arrangieren – z.B. durch leichtes Verbiegen –, dass sie komplett in der Bildfläche liegen. Oder die Veränderung der Kameraperspektive führt dazu, dass sie nicht irgendwo am Bildrand angeschnitten werden.
Auch das führt zu einer Harmonisierung des Gesamtbildes.
Fazit
Wie Dein Foto zeigt, haben Modivikationen bei alten Objektive meist sehr starke Auswirkungen auf das Bildergebnis. Dein Astern-Foto zeigt im Hintergrund diese modifikationsbedingte Verstärkung des Maleffekts vor allem dadurch, dass die länglichen Halmstrukturen ähnlich einer Trioplan-Charakteristik wiedergegeben werden. Das sieht interessant aus, "kostet" aber enorm viel Bildbrillanz und Schärfe.
Ob das Ergebnis innerhalb oder mehr außerhalb des noch akzeptierbaren Bereichs liegt, muss letztendlich jeder (Bildbetrachter) für sich entscheiden; ich bin hier eher etwas defensiver unterwegs und nutze gerne die "Ur-"Eigenschaften der eingesetzten Objektiv-Senioren :-), wenn diese ausreichen, um Bildgemälde zu fotografieren.
Vielen Dank für das Zeigen dieses interessanten Modifikations-Versuchs 😊!
In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht"
Roland
Hallo Roland,ich danke Dir…
Hallo Roland,
ich danke Dir für die Zeit, die Du Dir genommen hast, um das Foto so ausführlich zu besprechen. Die zahlreichen Tipps und Anregungen sind sehr hilfreich. Bei einigen Punkten hatte ich bereits im Vorfeld geahnt, dass diese kritisch gesehen werden könnten, wie z. B. die Bildkomposition (Anschneiden der Restblüten sowie das mittig gesetzte Hauptmotiv). Auch war ich mir nicht sicher, ob der Hintergrund zu "aufgeregt" rüberkommt und vom Hauptmotiv zu sehr ablenkt. Die Zeichnung der Halme im Hintergrund fand ich dennoch sehr ansprechend, weil es das Bild so abstrakt macht. Das Fotografieren mit Altglas macht Hunger auf mehr, fordert aber auch ungemein. Der "Ausschuss" beim Betrachten der gemachten Fotos am PC ist enorm. Was zuerst auf dem Kamerabildschirm ganz gut aussah, entpuppt sich dann im größeren Format als absolut unbrauchbar. Ich schaue mal, ob ich demnächst ein Foto vom nicht-modifizierten Pancolar hochladen kann...
Liebe Grüße
Katrin
ADMIN
Hallo Katrin,was Du…
Hallo Katrin,
was Du schreibst, kann ich alles gut nachvollziehen.
Der enorme Ausschuss am Anfang der Reise in das "Malen mit der Kamera" mit Vintage-Objektiven ist normal. Zu groß ist der Unterschied zur klassischen, modernen Fotografie – nicht nur technisch, sondern vor allem bei Punkten wie der Motivansprache oder der Vorgehensweise. Man muss tatsächlich neu sehen lernen! Hat man das jedoch gelernt, wird es nahezu spielend leicht, Bilder zu malen. Da werden im wahrsten Sinne des Wortes auf einmal überall Dinge zu Motiven, die vorher gar keine waren.
Ich würde mich freuen über ein weiteres Bild von Dir – vielleicht gemalt mit dem nicht modifizierte Pancolar :-).
Liebe Grüße
Roland
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