Senfpflanzenreste auf einem Acker

Bin mit meinem "neuen" Domiplan losgezogen. Eine Runde üben ist angesagt ;-)

Die hellen, ausgefressenen Stellen in der Blüte kann ich leider nicht bearbeiten. Ich arbeite in JPEG, da mein Rechner für RAW-Bildbearbeitung und Speicherung viel zu langsam ist. 

Offenblende 2.8, beschnitten

Kommentarbereich

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ADMIN

Hallo Marny,

der Hintergrund dieses Fotos zeigt sehr schön die Abbildungscharakteristik des Domiplans. Sieht aus wie wildeste Malerei :-).

Das Hauptmotiv allerdings kommt mir ein wenig zu krass vom unteren linken Bildrand ist Bild. Die Blüten des Senfs befinden sich zwar an einer eigentlich bildwirksamen Stelle, aber das "Dorthinkommen" wirkt eher staksig.

Natürlich spielen bei der Vintage-Makrofotografie viele der klassischen Regeln genau die gleiche Rolle wie bei der "normalen" Makrofotografie. Stelle Dir vor, das Foto sei mit einem modernen Makroobjektiv aufgenommen worden. Da würdest Du wahrscheinlich nie den Senf von unten links dieses kleine Stück ins Bild kommen lassen und nach wenigen Zentimetern irgendwo in der Nähe des Goldenen Schnitts platzieren. Du würdest wahrscheinlich eine andere Blüte suchen, eine, die irgendwie einen Schwung oder zumindest eine längere Diagonale aufweist. Damit würdest Du die Harmonie ins Bild bringen.

Das gilt auch für die Vintage-Makrofotografie. Klar, der Hintergrund übernimmt hier eine deutlich größere Rolle im Bild. Dies entbindet aber nicht vom Einsatz der Möglichkeiten, die hinsichtlich der Komposition und Gestaltung des Hauptmotivs zur Verfügung stehen. Wenn beides zusammenkommt – eine gekonnte Inszenesetzung des Hauptmotivs sowie ein charakteristisches, individuelles Bokeh –, dann befinden wir uns im spannenden Kosmos der Vintage-Makrofotografie :-).

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

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Makronist

Hi Roland

Ich schmeiß mich gerade weg. Das staksig dorthin kommen, trifft den Nagel auf den Kopf. Ich bin bei dem Bild fast in den matschigen Acker geflogen. Ich habe irgendwie versucht den Senf ins Bild zu bekommen, während ich auf dem Grasrand neben dem Acker herumbalanciert bin. Ich konnte mit den Schuhen, die ich anhatte, unmöglich in den Matsch latschen. Da mir der Hintergrund aber so gefiel, habe ich das Bild trotzdem eingestellt.

Ich gebe dir vollkommen Recht. Der Senf scheint unten aus dem "Off" zu kommen. ;-) 

Nächstes mal an die Wander"Matsch"Stiefel denken....... ;-)

LG Marny

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ADMIN

Selbst- und Fremdwahrnehmung von Fotos

Hallo Marny,

siehste, und da sind wir bei einem anderen Problem. Bei dieser Bildeinstellung hast Du die tolle Making-Off-Geschichte, oder besser gesagt die Backdoor-Story, nicht mitgeliefert. Der Bildbetrachter, hier durch meine Ausführungen zum Ausdruck gebracht, sah nur den staksig ins Bild gesetzten Senf-Stängel – und wundert sich, kratzt sich gegebenenfalls grübelnd am Hinterhals, kommt bestenfalls zum Ergebnis, dass er das Foto nicht so richtig versteht bzw. das, was die Makronisten damit aussagen will. Und klar, genau so war es ja dann auch. Er hat´s nicht verstanden. Warum? Weil es eine Backdoor-Geschichte mit schlammigen Inhalten gibt, die eine große Rolle bei der staksigen Platzierung spielt.

Das muss man als (Makro-)Fotograf immer bedenken. Der Bildbetrachter kennt kein Leiden, keine Qualen, keine Unglücke, keine Freudentaumelgefühle oder ähnliches, die den Makronisten während des Schaffungsprozesses seines Werkes heimsuchten. Somit kann er all diese Gefühle und Geschehnisse nicht in seine Empfindung oder Bewertung des Bildes mit einbeziehen. Er hat also völlig andere Voraussetzungen beim Betrachten des Bildes als sein Schöpfer (natürlich des Bildes – grins).

Was folgt daraus?

Entweder muss das Bild so, wie es ist, genügend Aussagekraft haben, um seinen Betrachter zu erreichen bzw. zu berühren.
Oder das, was den Makronisten tragisch begleitet hat bei der Erstellung des Fotos, wird mit dem Foto mitgeliefert, sodass der Betrachter dieses Wissen dann mit in seine Betrachtung einfließen lassen kann.

Hierbei stellt sich natürlich immer die Frage, ob die Geschichten um das Bild herum es auch wirklich wert sind, mitgeliefert zu werden. Denn der Betrachter befindet sich nunmal nicht hinter der Kamera und vor dem Motiv bei 40 Grad Schattentemperatur, seit 7 Stunden völlig dehydriert, die Bandscheibe bereits zweimal herausgesprungen und mit beiden Füßen knöcheltief in einem warmen Kuhfladen. Nein, er sitzt entweder bequem auf seinem Sessel und schaut in einen Monitor. Oder er steht vor einer Wand, an der das Bild hängt, in einem schön temperierten Raum und nach einer Tasse Kaffee mit einem Stück Marzipantorte.

Das, was ich hier schreibe, ist übrigens der Hauptgrund für das häufige Auseinanderdriften von Selbst- und Fremdwahrnehmung der selbst erstellten Fotos. Es ist also eine sehr hohe Kunst, zumindest Fragmente der Gefühle, die den Makronist bei der Erstellung des Bildes bewegten, mit ins Foto zu nehmen und mit diesem an den Bildbetrachter weiterzuleiten.

Du siehst, der staksige Senfstängel liefert ´ne Menge Content... :-).

Lieber Gruß,

Roland

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Makronist

Sag mal Roland,

ich lese ja immer mit Genuss deine Beiträge hier, und warum? Natürlich will ich was dazulernen, und so ist es dann auch "grins"

Aber als ich diesen Beitrag hier so gelesen habe, dachte ich mir, jetzt befinde ich mich inmitten von einem spannenden Buch über die Philosophie der Fotografie und deren Tüken. Dieses Buch hätte von Roland verfasst worden sein können, denn wer schafft es schon, über ein Thema derartig ausschweifend und umfänglich im positiven Sinne zu schreiben, ich kenn keinen bislang. Und am Ende gibt es immer was zu lachen.

Guten Rutsch und weierhin solche Beiträge wünscht

Sigi

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ADMIN

Fotografie und Psychologie

Hallo Sigi,

Du wirst mir doch wohl nicht zum Jahresende noch eine leichte Röte ins Gesicht zaubern!?

Nein, Spaß beiseite. Sich mit den Hintergründen von Fotos zu beschäftigen, ist nicht nur interessant, sondern auch wichtig – will man sie verstehen! Und das Ganze geht noch viel weiter als oben beschrieben. Fotos sind nicht einfach nur so da, einfach so gegeben. Sie werden gemacht, und zwar von einem Menschen, einem Menschen mit Geist und Emotionen. Das Foto ist immer ein Kombi-Produkt aus der angewendeten Technik und dem Geist sowie den Emotionen dahinter. Was die meisten Menschen unterschätzen ist, dass hierbei der Anteil des Geistes und der Emotionen, also des Menschen hinter der Kamera, den deutlich größeren Part übernimmt.

Vielen ist noch verständlich, dass das fotografische Wissen des Menschen hinter der Kamera sowohl über fototechnische als auch bildgestalterische Details eine Rolle spielt. Aber auch das ist nur ein Teil dessen, was letztendlich das Bild ausmacht. Einen wirklich großen Part haben eben auch der Geist und die Emotionen – und das ist nur wenigen Fotografen bewusst.

Übrigens spielt dies auch eine große Rolle bei Malern. Es ist also nichts Neues, was ich hier erzähle. Ich spanne nur den Bogen vom rein Technischen ins Künstlerische und darüber hinaus ins Menschliche. Und überall da, wo der Mensch in irgendeiner Weise beteiligt ist, spielt die Psychologie eine deutliche und spannende Rolle. Dieses Wissen setzt sich Gott sei Dank allmählich immer mehr durch – gut 100 Jahre nach Sigmund Freud und C. G. Jung!

Und nochmals übrigens :-): Übrigens sind diese Zusammenhänge von gleicher Relevanz bei unserer heutigen Problematik und Auseinandersetzung mit derselben bei den Themen des Naturschutzes. Wer ist es, der die Erde global in die Knie zwingt? Die Spezies Mensch. Warum macht er das? Und vor allem: Warum hört er nicht auf, obwohl er die Zusammenhänge begriffen hat? Diese Fragen können nicht Biologen beantworten, sondern Psychologen.

Lieber Gruß,

Roland 

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Makronist

Hi Roland 

Dass die Psychologie und Emotionen des Fotografen eine Rolle spielen, war mir nur am Rande bewusst. Ich merke gerade, dass in den Engelsbildern eine weiche Seite von mir zum Vorschein kommt, die nur sehr wenige Menschen von mir kennen. Meist tue ich es als kitschige Spielerei ab. ...... Ist es aber, nach längerer Überlegung, ganz und gar nicht. Sie ist ein Teil meiner sensiblen Fische-Seele. :-) 

Guten Rutsch 

Liebe Grüße Marny 

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Makronist

Hallo Marny und Roland,

als ich zu Anfangs mit der Kamera noch bei den sogenannten Knipsern angesiedelt war, verspürte ich weder Emotionen noch hatte ich den Eindruck dass da etwas persönliches dahintersteckt.

Inzwischen bin ich durch die Makrofotografie hier in eine Welt eingetaucht, wo viele Emotionen und noch mehr künstlerisch begabte Personen vertreten sind, die es den Malern gleichtun, inbesondere beim Vintage Blog.

Durch diese in vielen Beispielen gezeigte Vielfalt fühlen sich wohl alle User hier beim Makrotreff gut aufgenommen, und jeder beweist mit seinen Bildern dass die Kreativität im Grunde grenzenlos ist.

In der Natur um uns herum ist das in verschiedenen Bereichen noch zu finden, solange diese Schätze noch erhalten werden, und viele der hier vertretenen Usern zeigen eindrucksvoll was da oft im verborgenen schlummert, gerade mit der Art und Weise wie die Fotos dann Dinge zeigen, die man sonst kaum wahrnimmt, werden die Sinne für die Bedeutung der naturgemäßen Zusammenhänge geweckt.

So erreichen diese Werke hier immer aufs neue Zeitgenossen, die sonst vielleicht in ihrem Altagsstress kaum einen Blick dahin gefunden hätten.

Nochmal guten Rutsch und gut Licht

Sigi

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Makronist

Hihihi........... werde den Background nächstes mal dazu liefern...... evtl. noch mit einem Selfie..... im Matsch liegend versteht sich... Grins ;-) 

Wünsche dir noch einen schönen Abend

Gruß Marny

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