Vintage-Ameisen

Eigentlich wollte ich „nur“ die  Blume (Primel?) fotografieren, als mir das Gewimmel auffiel. Habe (ich weiß nicht, ob es hier schon war) irgendwann dann doch die Blende etwas geschlossen, weil die fleißigen Krabbler recht flott unterwegs waren.

Bei solchen Aufnahmen kann ich mich dann immer schwer entscheiden: Worum geht es mir? Habe hier doch mehr beschnitten (also gleich mehrfach gegen Regeln verstoßen😉). Oder dann nur solche Makros „klassisch“ machen?  Oder Fotos in die Tonne, weil wecer „Fisch noch Fleisch“? Ich habe oft Probleme, mich einzuschränken (also gegen die Kunstfreiheit zu „verstoßen“)

Wie entscheidet ihr  in so einem Falle? ?

Kommentare

Profile picture for user IngaEdel
ADMIN

Hallo Kathrin,

eine interessante Frage. Wie ich beurteile, ob ich das, was ich aussagen möchte, überzeugend umgesetzt haben? Taugt mein Bild für ein Publikum? Wenn man jemand ist, der sich vielleicht sowieso schwer von Dingen trennen kann, dann hilft eine distanzierte, gnadenlose Beurteilung. 

Bei der Beurteilung meiner Bilder gehe ich immer meinen persönliche Beurteilungskatalog durch. Nach Punkt 1 und 2 ist schon mal die Spreu vom Weizen getrennt.

  1. Ist das Bild scharf oder verwackelt?
    Wenn grundsätzlich verwackelt, dann ab in den Müll! 
  2. Ist der Schärfepunkt gut gelegt? Und da sollte zunächst mal das „Auge“ scharf sein. Bei einem Tier ist klar, wo das Auge ist, aber auch Pflanzen haben ein „Auge“ oder einen „Blick“.
    Wenn die Schärfe nicht dort sitzt, weg mit dem Bild!
    Ausnahmen sind natürlich, wenn ich z.B. bei einer Ameise die beeindruckenden Beißwerkzeuge zeigen möchte. Dann ist dort natürlich die Schärfe, aber das ist dann so eindeutig gemacht, dass der Betrachter daran keinen Zweifel hat, was ich zeigen möchte.
  3. Wie sehen die Größenverhältnisse zwischen Hauptmotiv und Umfeld aus? Bei winzigen Objekten muss ich von vornherein näher ran, denn viel beschneiden möchte ich nicht. Das geht auf Kosten der Bildqualität. Und völlig verpixelte Bilder gehören bei mir auch in den Müll, es sei denn, ich möchte das bewusst als Gestaltungelement nutzen.
  4. Wie ist die Bildaufteilung? Idealerweise eine Drittelaufteilung
  5. Gibt es störenden Elemente im Vordergrund? Im Hintergrund? Das beurteile ich schon beim Blick durch den Sucher, und „räume“ dann auf oder wechsle die Perspektive. Bei schnell bewegenden Insekten ist das natürlich schwierig, da hat man dann vielleicht nur einen Schuss.
  6. Wie sind die Lichtverhältnisse? Ist abschatten bester/ aufhellen? Taugt der Hintergrund? Manchmal passt es einfach nicht, dann mach ich von vornherein kein Bild. Man muss ja auch mit seinen Kräften haushalten 😉 Ständiges hinknieen, Objektivwechsel, Tasche auf- und absetzen ist anstrengend.
  7. … 

Ich gehe immer 2 x durch meine Bilderausbeute durch. Beim zweiten Durchgang wird dann nochmals aufgeräumt. Und dann selektiere ich nur die allerbesten und entwickle sie. Aus den entwickelten Bildern bleibt vielleicht am Ende nur 1 Top-Bild übrig, und dann war das für mich eine erfolgreiche Fotoexkursion! Manchmal bleibt auch nichts übrig.

Es gibt Motive, die sind so klein oder so agil, da muss ich mich von vornherein „vorbereiten“ mit der Wahl der Ausrüstung. Habe ich das passend Objektiv? Brauch ich ein Stativ, muss ich Blitzen, stacken etc. Wieviel Geduld brauche ich beim „auflauern“? Roland würde wahrscheinlich sagen, wie lang brauche ich, bis ich per Du mit dem Insekt bin. Je intimer, umso höher die Chance auf ein ungewöhnliches Bild. 

Soll man so winzige Insekten nur klassisch, d.h. mit einem modernen Objektiv fotografieren? Kann man, muss man aber nicht. 

Ich habe kürzlich eine winzige Wildbiene (nur wenig größer als eine Ameise) zufällig auf einer Blüte entdeckt, und ich hatte ebenfalls das extrem lichtstarke Olympus 55mm 1.2 mit der geringen Tiefenschärfe drauf. Das wäre für das Insekt nicht meine erste Wahl gewesen. Das Tier war zum Glück geduldig genug und hat mir später noch die Change gelassen das Objektiv zu wechseln. Wir waren auch fast schon beim Du 😉.

 Ich stelle es später ein. Analysiere diese Bilder und überlege Dir, durch was eine Bildwirkung entsteht und was man vielleicht noch besser hätte machen können.  

Liebe Grüße

Inga

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Makronist

Hallo Inga,

entschuldige die späte Antwort!

Bei uns war mal wieder Einiges los. Gürtelrose bei meinem Mann und jetzt am WE hatte ich ein Event mit meiner Band.

Nun also endlich Antwort…

Vielen Dank für die ausführliche Analyse Deines Workflows zum Beurteilen der Fotos.

Ehrlich gesagt engen mich Regeln eher ein. Ich verstoße gern und regelmäßig gegen sie. Eine Art meiner Fotos hat es auf genau diese Weise gerade unerwartet in eine Ausstellung geschafft. 

Beurteilen tue ich eigentlich auch lieber intuitiv. Ich wollte nur gern wissen, wie ihr mit solchen Fotos umgeht, wo unerwartet etwas durch die Linse läuft. Und das weiß ich ja jetzt. Und ja, ich habe noch nicht entrauscht.

Vielen Dank also für Deine Einschätzung.

Liebe Grüße,

Kathrin

 

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