Honigbiene liebt Löwenzahn - Trioplan 100mm f/2,8

Mit Fleiß und Glück konnte ich heute dieses Bild ergattern. Auch wenn ein etwas kleinerer ABM wohl passender wäre, bin ich für den Moment zufrieden. 

APS-C, f/2,8, 1/4000s, ISO320, Trioplan 100mm am Helicoid, gut 10% Beschnitt

Kommentarbereich

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ADMIN

Flugfotos von Insekten

Hallo Rob,

prima, Du tastest Dich immer näher ran an DAS Flugfoto :-)!

Zu Deiner Orientierung:
Die Verschlusszeit von 1/4000s passt. In dieser Anflugphase braucht sie auch nicht kürzer zu sein, da die Biene beim Landeanflug (auch beim Abflug) eine geringere Geschwindigkeit und damit Bewegung hat als im vollen Freiflug. Hier wäre sogar eine 1/2500 bis 1/3200s ausreichend gewesen – was man natürlich nicht so genau steuern kann. Dies aber, wie gesagt, nur zu Deiner Orientierung.

[Anmerkung: Ich habe hierzu sehr viel in der MAKROFOTO Ausgabe 5 geschrieben. Sie ist fast so etwas wie eine Spezialausgabe zum Thema Flugaufnahmen von Insekten. Aber das wirst Du sicherlich wissen... :-)]


"...auch, wenn ein etwas kleinerer Abbildungsmaßstab wohl passender wäre,..."
Warum ein kleinerer Abbildungsmaßstab? Auf dem Foto ist die anfliegende Honigbiene und die Löwenzahnblüte drauf, die angeflogen wird. Beides hat zum jeweiligen Bildrand ausreichend Abstand und Platz, sodass es nicht gedrängt wirkt. Passt doch!

Es muss nicht immer der hohe Abbildungsmaßstab sein. Oft ist es der Raum drumherum, der dem Bild im wahrsten Sinne des Wortes den Raum gibt, in dem das Dargestellt stattfindet. Das trifft insbesondere bei der Wiedergabe von Verhaltensweisen zu – so wie der Anflug einer Biene an die Blüte. Erst durch den Raum entsteht der Bezugsrahmen der Aktion. Er ist also total wichtig.

In meinen Augen passt der Abbildungsmaßstab perfekt, und 10% Bildbeschnitt sind schließlich selbst bei uns hier in Ordnung :-).

An zwei Schrauben könntest Du gegebenenfalls noch drehen:

Schärfeebene

Du hast die Schärfeebene oben im Bild sehr gut auf die Biene gelegt, und auf die Mitte der Blüte. Dadurch ist der vordere Teil der Blüte unscharf – mit der Folge, dass auf den ersten Blick die ganze Blüte unscharf wirkt, weil der vordere Blütenteil die meiste Bildfläche einnimmt.

Wenn Du die Kamera von vorneherein so ausrichtest, dass dieser vordere Blütenteil in der Schärfe liegt, steigt der Schärfeindruck gewaltig. Ob Du die Biene nachher genau in der Schärfeebene erwischst, ist sowieso auch ein wenig Zufall. Aber dann stimmt wenigstens die Schärfelage auf der Blüte.

 

Hintergrund

Versuche, den Bildhintergrund zu beruhigen. Und zwar vorher !
Wie geht das? Natürlich nur, wenn Du vorher weißt, wo Du nachher fotografieren wirst.

Eine Vorgehensweise bei der Fotografie von Insekten im Anflug auf Blüten ist, vorher durch Beobachtung die Blüten zu identifizieren, die wiederholt angeflogen werden. Dies ist recht leicht möglich, weil Insekten eine gewisse Zeit lang häufig die gleiche(n) Blüte(n) anfliegen, was daran liegt, dass diese Blüten in dieser Phase gerade besonders viel Nektar produzieren.
Auch eine Anflugrichtung wird von den Insekten sehr häufig wiederholt – eine wichtige Info für die Erstellung des Fotos!

Von den häufig angeflogenen Blüten sucht man dann eine aus, die sich bereits für das Vorhaben "Flugfoto" gut eignet – weil der Hintergrund passt, weil das Licht gut drauf liegt, weil die Ausrichtung zur Kamera passt, weil, weil, weil...

Dann legst Du den Bildausschnitt fest, indem Du durch die Kamera schaust. Und nun siehst Du störende Bestandteile im Hintergrund. Das ist wichtig, weil man Flugaufnahmen meist in etwas kleinerem Abbildungsmaßstab macht (siehe oben), um dem fliegenden Insekt den Raum nicht zu "stehlen", in dem es fliegt. Wenn nun das fliegende Insekt etwas kleiner abgebildet ist, wirken zu deutlich wiedergegebene Strukturen im Hintergrund sehr schnell (zu) ablenkend; die müssen also entfernt werden. Oben im Bild wären das vor allem der helle, senkrecht verlaufende, unscharfe Halm zwischen Biene und Blüte (bis zum oberen Bildrand) sowie das grünen usncharfe Blatt in der unteren Bildmitte gewesen.

Nun ist alles fertig – und man wartet auf das (hoffentlich) anfliegende Insekt.

Auf diese Weise mache ich nicht alle, aber viele meiner Flugfotos. Wir sind hier zwar nicht im Lichtkanal, wo alles genau bis auf den einhundertsten Millimeter vorbereitet wird; nichts wird mehr dem Zufall überlassen. Aber so ganz zufällig entstehen nur sehr wenige sehr gute Flugfotos – und wenn doch, dann nur seeeehr selten in einem Menschenleben :-). Nein, vieles ist Beobachtung und Vorbereitung. Und wenn man dabei auf die wichtigen Dinge achtet, werden gute Flugfotos auch kein reiner Zufall mehr – auch nicht unter natürlichen Bedingungen in freier Wildbahn!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" 

Roland

Profile picture for user Rob
Makronist

Hallo Roland,

dein Input ist wirklich sehr wertvoll für mich! Maßgeschneiderte Hinweise bei spezielleren Themen sind meist nicht leicht zu finden. Ich kann mich glücklich schätzen.

Ich bleibe auf jeden Fall dran und behalte die oben genannten Erwägungen im Kopf. Die "Dosierung der Maleigenschaften" ist jedoch auch wirklich ein schwieriges Unterfangen und schon auch abhängig vom individuellen Geschmack. Bitter sind schon auch die Momente, wo ein Wahnsinns-Bild entstanden wäre, aber die Schärfe nicht auf dem Auge liegt und man es einfach löschen muss. Du hattest Recht, es ist schon herausfordernd und gewiss nichts für jeden Tag.

Herzlichen Dank!

Rob

Profile picture for user Wolfgang Zeiselmair

MOD

Grüß Dich Rob,

das Mädel bei der Arbeit hast Du wirklich fein auf den Sensor gebannt. Die Schärfe liegt genau dort wo sie hingehört. Ich will gar nicht über Details mosern, schon deshalb weil ich froh wäre auch mal so eine tolle Flugaufnahme zu machen. Mit Geduld auf der Lauer liegen geht ab einem gewissen Alter nicht mehr weil gut meinende Passanten immer drauf und dran sind den Notarzt zu holen *lach*

Servus
Wolfgang

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