Angénieux Paris St-Heand AX Type 75 105-110mm – verblühte Storchschnabelblüte

Nach meinen Tauchgängen in die Tiefen der Wirrungen und Verwirrungen haufenweiser Platinen melde ich mich wieder zurück. Es war ein Umzug von 24 TB Bilddaten – das entsprechen knapp 1 Millionen Fotos – in eine völlig neue EDV-Hardwareumgebung; nun rausche ich nun wieder mit Lichtgeschwindigkeit durch den digitalen Kosmos. Das war die größte EDV-Aktion seit über 10 Jahren.

Zwischendurch bin ich einmal in Begleitung eines Franzosen, dem Projektionsobjektiv Angénieux Paris St-Heand AX Type 75 105-110mm, ein paar Schritt aus meinem Büro in den Garten gegangen und habe es auf eine verblühte Storchschnabelblüte losgelassen – ehe ich für viele Stunden erneut im Platinen-Berg verschwand. Das war pure Motivation, möglichst schnell wieder in den (vintage-)makrofotografischen Alltag zurückzukehren.

Ich freue mich auf den Übergang vom Herbst zum Winter – eine Zeit mit vielen tollen Motiven.

Liebe Grüße

Roland

Kommentarbereich

Profile picture for user Ingo Heymer
Makronist

Lieber Roland,

hast gefehlt - schön, dass du wieder da bist! Jetzt muss nur noch das Monster auf der anderen Seite des Großen Teichs versenkt werden, dann strahlt die Herbstsonne gleich wieder deutlich heller :-)

Ingo

Profile picture for user Klausw52
Makronist

Hallo Roland, das Foto ist sehr attraktiv, dezent und minimalistisch. Gelingt mir so gut wie nie, hat das auch mit dem Objektiv zu tun? 105mm bei Blende 1.4! und trotzdem sind leichte Strukturen im Hintergrund zu sehen. Sehr interessant, und was ist das überhaupt für ein seltsamer Zoombereich (105-110mm)?

Liebe Grüße

Klaus

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ADMIN

Hallo Klaus,

ja, ich habe dieses Foto bewusst minimalistisch gemacht – obwohl es da noch viel minimalistischer geht :-).

Minimalisierung unter Beibehaltung leichter Strukturen im Hintergrund

Hierbei spielt die Lichtstärke, also die offene Blende, eine gewisse Rolle. Mit offenen Blenden kann man gut freistellen, weil die Unschärfen sehr schnell und deutlich beginnen. Viele Makronisten glauben, die Blende sei für solche Minimalisierungen der entscheidende Faktor. Dem ist nicht so. Der entscheidende Faktor ist die Beschaffenheit des Umfelds, insbesondere des Hintergrundes eines Hauptmotivs. Wieviele Strukturen sind in welchen Entfernungen vorhanden? Welches Licht liegt auf ihnen?

Zusätzlich kommt dem Hauptmotiv selbst auch eine Bedeutung zu. Große und wuchtige Hauptmotive lassen sich weniger wirkungsvoll minimalistisch darstellen als zarte, kleine.

Und dann erst kommt die Blende ins Spiel. Ist sie für eine bestimmte vorliegende Situation zu klein, wird alles zu deutlich anstatt minimalistisch wiedergegeben. Ist sie zu groß – auch das ist schnell der Fall! –, werden die vorhandenen Strukturen aufgelöst; sie verschwinden ins Nichts. Dann ist das Ergebnis keine zarte, dezente Minimalisierung, sondern eine komplette Homogenisierung mit dem Ergebnis einhundertprozentiger Freistellung des Hauptmotivs. Auch nicht immer attraktiv.

Fazit: Die Blende muss für die jeweils gegebene Situation passen.
Häufig ist es jedoch so, dass man mit einer großen Blende etwas leichter Minimalisieren kann als mit weniger großen. Wenn man etwas verallgemeinern möchte – was aber, wie oben beschrieben, mit großer Vorsicht zu verstehen ist –, dann eignen sich sehr gut hierfür Blenden ab 2.0 und größer (z.B. 2.0, 1.8, 1.4). Ab 1.2 wird´s dann heftig und kann ins Gegenteil schlagen. Richtig heftig wird´s unterhalb 1.0. Damit muss man umgehen lernen... .-). Macht aber irre Spaß.

Aber nochmal, weil´s wichtig ist: Entscheidender als die Blende ist die Beschaffenheit des Gesamtmotivs.

Zum Zoombereich des Angénieux-Projektionsobjektivs

Es gibt drei größere Serien des französischen Herstellers Angénieux, die diese Zoom-Bereiche aufweisen. Sie sind mit Typ 65, Typ 75 und Typ 86 gekennzeichnet. Je Typ gibt es mehrere Brennweiten, genauer gesagt mehrere Brennweiten-Spannen.

Das von mir hier eingesetzte Objektiv ist aus der Serie Typ 75 und verfügt über die Spanne 105-110mm. Angénieux realisiert diese kleine Brennweiten-Spanne durch eine Verstellmöglichkeit am hinteren Ende des Objektivs. Mittels eines Gewindes lässt sich der hintere Ring bis zu knapp 20mm herausdrehen. In diesem hinteren Ring sitzt die hinterste Objektivlinse, die auf diese Art herausgedreht wird. Der dadurch sich ergebende größere Abstand zu den übrigen Linsen führt zu der geringfügigen Brennweitenveränderung.

Liebe Grüße

Roland

 

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Makronist

Hallo Roland,

was Du hier veröffentlicht hast, ist Lehrmaterial für alle Foristen und spielt, ehrlich gesagt, eine Liga höher als das, wo ich mich zur Zeit befinde. Vielen Dank für diesen Exkurs, den ich mir in den nächsten Tagen noch mehrmals zu Gemüte führen werde. Denn das Genre Minimalismus ist für mich schon ein erstrebenswertes Ziel.

Liebe Grüße

Klaus

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ADMIN

Hallo Klaus,

mit der Zeit lernt man sowohl die Motivsituationen als auch die eingesetzten Vintage-Objektive kennen. Dann gelingen solche gezielte Umsetzungen immer besser.

Und außerdem gibt es ja noch die Vintage-Makro-Workshops, in denen ich unter anderem auf genau solche Dinge eingehe.
Dies ist übrigens auch einer der vielen Gründe, weshalb ich den Teilnehmern bei diesen Workshops so viele Vintage-Objektive zum Fotografieren am Praxistag zur Verfügung stelle. Dann kann man nach Lust und Laune rumexperimentieren... :-).

Liebe Grüße

Roland

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