Insekt des Jahres 2017: Die Europäische Gottesanbeterin

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Insekt des Jahres 2017: Die Europäische Gottesanbeterin

Do., 01/12/2016 - 15:22
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Die Europäische Gottesanbeterin zählt ohne Frage zu den faszinierendsten heimischen Insekten. Schon die alten Griechen waren von der geheimnisvollen Fangschrecke angetan und vermuteten in ihr mystische Kräfte. Sie gaben ihr daher den Namen Mantis, was soviel heißt wie “Seherin”. Carl von Linné benannte sie 1758 aufgrund der gebetsartigen Haltung ihrer Fangarme mit Mantis religiosa. Nun wurde die Fangschrecke zum Insekt des Jahres 2017 gekürt.
 

Mantis religiosa - Canon EOS 600D, 100 mm, f/5, ISO: 800 und 1/250 s. Foto: Michael Roy 

„Wir wollen mit unserer Wahl diese faszinierende Vertreterin der Fangschrecken ehren und mit Vorurteilen aufräumen“,

begründet Prof. Dr. Thomas Schmitt, Direktor des Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg und Vorsitzender des Auswahl-Kuratoriums die Entscheidung, Mantis religiosa zum Insekt des Jahres 2017 zu küren.

In Deutschland ist die Gottesanbeterin die einzige Fangschreckenart, deren Vorkommen sich leider nur noch auf wenige Regionen beschränkt. Das sind hauptsächlich sehr warme, sonnige und trockene Standorte wie zum Beispiel in der Oberrheinebene in Baden Württemberg. 
Doch es gibt Hoffnung! Denn seit geraumer Zeit, bedingt durch das wärmer werdende Klima, scheint sie sich wieder vermehrt in Deutschland auszubreiten. So berichten verschiedene Studien unter anderem von Fundorten in Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland, Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Dabei scheinen die Populationen im Westen aus Frankreich eingewandert zu sein und die im Osten aus Tschechien und Zentraleuropa [1]. Sie gilt dabei jedoch nicht als invasive Art und ist in Deutschland streng geschützt (Rote Liste, als „gefährdet“ eingestuft) und darf weder gesammelt noch gehalten werden.
 

Mantis religiosa - Canon EOS 600D, 100 mm, f/7, ISO: 200 und 1/60 s. Foto: Michael Roy

Der Körperbau

Das Weibchen wird bis zu 8 cm groß, bewegt sich sehr langsam und ist so gut wie flugunfähig. Die Männchen sind deutlich kleiner, agiler und können kurze Strecken im Flug zurücklegen. Sie besitzen außerdem längere Antennen sowie ausgeprägtere Ocellen  auf der Stirn. Die Antennen sind vollgepackt mit Sinneszellen (Tasten und Geruch) und sind beim Männchen deswegen länger, da diese damit zusätzlich die Geschlechtspheromone der Weibchen wahrnehmen und diese somit aufspüren können. Die ausgeprägteren Ocellen sind wohl für die bessere Flugfähigkeit der Männchen verantwortlich.
Auffällig bei beiden Geschlechtern ist der kleine, dreiecksförmige und völlig frei bewegliche Kopf, in dessen Ecken sich die großen Komplexaugen befinden. 
Das vorderste Beinpaar der Gottesanbeterinnen ist zu kräftigen, mit Dornen besetzten Fangbeinen umgewandelt - perfekt geeignet, um Beute zu packen und festzuhalten.
In der Innenseite der Fangbeine befindet sich ein schwarzer, oft weiß gekernter Fleck, der in der Abwehrhaltung als augenähnliche Zeichnung gezeigt wird. Bei Gefahr oder zur Vertreibung von Artgenossen gibt die Gottesanbeterin zudem zischende Laute von sich, die sie mit ihren Flügeln erzeugt. Da kann es passieren, dass man man selbst als Beobachter einen kleinen Schrecken bekommt

Mantis religiosa (Weibchen) - Canon EOS 600D, 100 mm, f/5.6, ISO: 200 und 1/125 s. Foto: Michael Roy

Die Jagd

Die Gottesanbeterin ist perfekt getarnt und kann sogar durch Häutung ihre Färbung passend zur Umgebung wechseln. So harrt sie, oft sehr exponiert auf Grashalmen, Disteln etc. sitzend, bewegungslos aus und wartet, bis sich ein Beutetier, meist ein anderes Insekt wie eine Fliege oder Heuschrecke nähert. Dann wird blitzschnell zugepackt und das Opfer langsam verspeist. Die Fangschrecke kann sich jedoch auch aktiv an Insekten und Spinnen heranschleichen.

TIPP: Mehr über die Europäische Gottesanbeterin erfährst Du in unserer dritten Ausgabe von Makrofoto, die wir diesem faszinierenden Insekt gewidmet haben.

Vielen Dank an Michael Roy für die tollen Fotos der Europäischen Gottesanbeterin.

Mehr von ihm gibt's hier: FACEBOOK

Quellen:

[1] Linn, C.; Griebeler E. (2015) Reconstruction of two colonisation pathways of Mantis religiosa (Mantodea) in Germany using four mitochondrial markers. Genetica 143: 11-20.

Valentin Gutekunst ist der Gründer von Makrotreff und Herausgeber von Makrofoto und selbst ein ambitionierter Makrofotograf. Mit seinen Fotos möchte er den Menschen die Faszination und Schönheit der Natur und deren Geschöpfe wieder näher bringen. Und damit das Bewusstsein schaffen, dass es gilt diese Artenvielfalt zu bewahren! Neben der Aufklärungsarbeit rund um die biologische Vielfalt, gibt er sein Wissen und seine Erfahrung mit viel Freude und Engagement weiter und auch aus seinen Makrotricks macht er kein großes Geheimnis.

Kommentare

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Mir ist neulich eine recht große grüne Gottesanbeterin in unserem Garten über den Weg gelaufen. Es ist auf jedenfall nachvollziehbar, dass sie das Insekt des Jahres 2017 geworden sind, so faszinierend wie die Tierchen sind.

Tolle Aufnahmen und schöner Artikel. Weiter so :)

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