Foto-Howto: Saturday Night Fever im Spinnenland
Spinnenglitzer: Der Herbst in Farbe
Von Inga Edel und Uli Vogl
Der Herbst bringt uns nicht nur bunte Blätter, sondern auch ein faszinierendes Schauspiel: die Spinnenzeit! Jetzt, am Ende des Sommers, weben die Spinnen ihre Netze in Perfektion, und die tief stehende Sonne lässt ihre filigranen Kunstwerke in allen Regenbogenfarben glitzern.
Die niederländische Fotograf Rob Blanken hat diese zauberhaften Momente meisterhaft eingefangen – und das hat uns inspiriert!
Ich erinnere mich an meine ersten Versuche, diese Magie ebenfalls einzufangen. Die Ergebnisse waren eher bescheiden, aber mit ein bisschen Übung und viel Geduld hat es schließlich geklappt. Selbst Uli, unser Physik-Enthusiast, wurde vom Spinnenfieber gepackt! In diesem Foto-Howto verraten wir euch, wie auch ihr diesen schimmernden Effekt einfangen könnt. Und wie so oft gibt es nicht nur einen Weg zum Erfolg.
Was braucht ihr?
Die harte Tour
Die Durchführung
Die erste Herausforderung ist, ein Netz zu finden, das im perfekten Winkel zur Sonne steht. Das kann ein Radnetz sein oder auch ein Baldachinnetz. Am besten ist es, wenn das Netz auf Augenhöhe hängt – das ist leider eher selten. Und wenn die Spinne dann auch noch perfekt sitzt, ist das wie ein Sechser im Lotto!
Jetzt zur Technik: Stellt die Kamera in einem sehr steilen Winkel von unten so ein, dass das Netz zwischen Objektiv und Sonne liegt. Ihr fokussiert also fast in die Sonne. Der Hintergrund sollte möglichst dunkel sein, um die Lichtbrechung in den Spinnenfäden zur Geltung zu bringen. Blendet die Kamera um etwa zwei Stufen ab, um die Helligkeit zu reduzieren. Ein modernes Makroobjektiv eignet sich am besten, da es besser mit Streulicht umgeht, aber auch Vintage-Objektive können tolle Ergebnisse liefern.
Die richtige Position zu finden kann akrobatisch werden – manchmal braucht es ein bisschen Verrenkung. Habt Geduld und probiert verschiedene Winkel aus, bis ihr die Lichtbrechung im Netz entdeckt. Fokussiert manuell auf die Spinne, am besten auf die Augen. Manchmal sind auch die vorgestreckten Beine ein tolles Motiv.
Achtet darauf, das Netz oder die Gräser, an denen es befestigt ist, nicht zu berühren. Ein kleiner Windstoß oder eine Berührung kann das Netz zerstören oder auch interessante Effekte erzeugen, wenn es im Wind tanzt.
Die Tour des Physikers
- Ein schönes Spinnennetz samt Spinne
- Ein modernes Makroobjektiv (oder ein Vintage-Objektiv)
- Schwarzer Karton, Schirm oder ähnliches als dunkler Hintergrund
- Eine LED-Lampe (EC 65 von ACEBEAM. Die hat einen hohen Ra-Wert, und somit eine gute Farbwiedergabe. Außerdem ist der Strahl sehr hell und gut gebündelt) als künstliche Sonne
- Evtl. Stativ/ Makroschlitten
Nachgestellt auf dem Balkon. Uli hat dabei die Spinne samt Netz mit einer Drahtschlinge "mitgenommen" und das Ganze auf dem Balkontisch in einem Stativ befestigt. Mit etwas Glück baut die Spinne dann die nächsten Tage immer wieder ein neues Netz in denselben Ring, und man hat mehrere Chancen auf ein gutes Foto. Sehr praktisch auch ein Fernauslöser (linke Hand), dann kann man mit der anderen Hand die Taschenlampe hin- und herbewegen, um den optimalen Winkel zu finden und verschiedene Ergebnisse zu bewerten. Sehr nützlich auch eine Streulichtblende für das Obi, da man sonst zu häufig ungewollte Flares etc. bekommt. Foto Uli Vogl
Die Durchführung
- Dunklen Hintergrund hinter das Netz positionieren (zum Beispiel einen schwarzen Schirm)
- Kamera im flachen Winkel (ca. 20°) von unten ansetzen und auf die Spinne fokussieren
- Mit der LED-Lampe von vorne, oben im Winkel von etwa 45° anstrahlen und verschiedene Positionen ausprobieren
Tipps:
- Wählt ein kleines, dicht gewobenes Spinnennetz
- Reduziert die Belichtung um ca. zwei Stufen
- Bei leichtem Wind hilft "Dauerfeuer" und anschließende Selektion der besten Bilder
Übrigens: Spinnen gibt es nicht nur im Herbst, auch im Frühjahr und Sommer sind sie zu finden.
Ein bisschen Physik
Die Lichtbrechung und -beugung in den Spinnennetzen erzeugt ein spektakuläres Farbenspiel. Das Sonnenlicht wird an den klebrigen Spinnenfäden in seine Spektralfarben zerlegt, wobei die Lichtwellen je nach Wellenlänge unterschiedlich stark abgelenkt werden. Dies führt zu leuchtenden Farben wie Rot, Grün und Blau, die sich je nach Betrachtungswinkel ändern. Wer mehr darüber wissen möchte, kann sich hier weiter informieren: Lichtbrechung und -beugung an Spinnennetzen.
Nachbearbeitung
Fotografiert in RAW-Format, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Da die Kontraste trotz Unterbelichtung stark sind und der Hintergrund möglichst dunkel sein sollte, empfiehlt es sich, mit zwei Ebenen zu arbeiten. In Photoshop könnt ihr mit einer Maske die Belichtung von Spinne und Netz unterschiedlich korrigieren.
Viel Spass! Wir freuen uns über Kommentare und euer Feedback!
Kommentare
MOD
Liebe Inga, lieber Uli!Das…
Liebe Inga, lieber Uli!
Das ist spitzenklasse!!! So eine tolle Anleitung für diese ganz besonderen Spinnenbilder. Fantastisch, ich bin begeistert.Noch dazu sind Eure Bilder einzigartig. Herzlichen Dank dafür!
Und jetzt nichts wie raus und Discospinnen verewigen. :-) Gutes Gelingen an alle!
Liebe Grüße
Gabi
Vielen Dank, Gabi. Das beste…
Vielen Dank, Gabi.
Das beste ist, dass man sich jetzt sein passendes Spinnennetz auf dem Balkon stricken lassen kann. Da sind den Experimenten keine Grenzen mehr gesetzt :-)
Liebe Grüße
Inga
Ein Beitrag und die Bilder…
Ein Beitrag und die Bilder in der Spitzenklasse, vielen Danke für die Tipps ich habe wieder etwas dazu gelernt. Umsetzen muss ich es natürlich einmal selber, mal sehen was mein lädierter Rücken dazu sagt.
LG Hermann
Herzlichen Dank, Hermann,…
Herzlichen Dank, Hermann, für Dein Feedback.
Wenn Du die Methode von Uli verwendst, ist es etwas rückenschonender.
Liebe Grüße
Inga
Hallo Inga, hallo Uli,danke…
Hallo Inga, hallo Uli,
danke Euch beiden für einen spannenden, tollen Beitrag mit Lerneffekt. Lädt zum ausprobieren ein.
Viele Grüße Markus
Grüß Dich Markus,wir sind…
Grüß Dich Markus,
wir sind auf jeden Fall gespannt auf Deine Spinnenportraits :-)
Liebe Grüße
Inga
MOD
Grüß Dich Inga,Super gemacht…
Grüß Dich Inga,
Super gemacht! Hast Du auch den Zeichenstift herausgeholt? So macht der Post noch mehr Spaß. Jetzt muss nur noch Thekla willig sein und mir ein hübsches Netz häkeln :-)
Servus
Wolfgang
Tatsächlich habe ich für die…
Tatsächlich habe ich für die Zeichnung die KI bemüht. Meine Zeichenkünste sind nicht so toll. Der Bilder Generator Dall-E ist Bestandteil von ChatGPT und es hat einige Versuche gebraucht um der KI klar zu machen, was ich will ... :-)
Hallo Inga & Uli,danke für…
Hallo Inga & Uli,
danke für Euren inspirierenden Howto-Beitrag.
Eine sehr interessante Herangehensweise, die zum Experimentieren anregt, unterlegt mit außergewöhnlich schönen Fotos!
Viele Grüße
Andreas
Grüß Dich Andreas,es freut…
Grüß Dich Andreas,
es freut mich, dass du inspiriert bis. Wir sind gespannt auf Deine erste Spinneneinstellung :-)
Liebe Grüße
Inga
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