Fliegenauge

Aufgenommen mit Canon 50 D 90mm Tamron Kupplungsring und Canon 10/18 Maßstab 7:1  180 Bilder 200 ISO 0.4 Sec. Bel. Aufgenommen mit Helicon Remote, gestackt mit Zerene und CS6 bearbeitet.

Kommentarbereich

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ADMIN

Hallo Widder,

herzlich willkommen bei Makrotreff!

Hier legst Du einen aufwändigen Focus Stack vor. 180 Einzelbilder – das ist schon eine Ansage!

Der Stack zeigt sehr schön die vielen kleinen Details der Facetten eines Fliegenauges samt seiner Umgebung. Das alles ist so mit bloßem Auge unmöglich sichtbar. Sehr faszinierend.

Ich möchte zwei Dinge ansprechen:

Grundschärfe

Der Stack ist relativ sauber. Die Einzelfotos haben ausreichend Deckung, Fehlstellen sind nicht vorhanden.

Allerdings weist das gesamte Foto eine gewisse Unschärfe auf, die für Stacks untypisch ist. Sie sieht fast aus wie Beugungsunschärfe. Diese dürfte jedoch bei Blende 2.8 nicht auftreten. Woran liegt sie?
Beim Berechnen der Einzelfotos verstärken sich in der Regel sogar der Schärfeeindruck und die Kontraste, sodass es oft hilfreich ist, bereits vor dem Rechenvorgang beides deutlich runterzufahren. Warum ist dieser Stack so kontrastarm und wo kommt die latente Unschärfe über das gesamte Bild her? Kannst Du dies erklären?

Leider nimmt diese Unschärfe wieder einige der durch den Stack groß herausgebrachten Details weg.

Fremdkörper

Auf dem fotografierten Ausschnitt der Fliege befinden sich eine Menge Fremdkörper in Form von Partikeln, Fäden, Staub usw.

Dies ist relativ unschön. Solche sichtbaren Fremdkörper sind zwar fast schon üblich beim Fotografieren in diesem Maßstäben – insbesondere bei toten Insekten, wie es hier der Fall ist – , aber genauso üblich ist es, sie beim fertigen Bild möglichst komplett wegzuretuschieren. Dies ist eine Menge Arbeit, darüber stöhnen so gut wie alle Extrem-Focus-Stacker, aber es gehört wohl einfach dazu, will man am Ende ein ansehnliches Foto eines Insekts bzw. Ausschnitts eines Insekts haben, bei dem diese Fremdkörper nicht störend ablenken. Ich denke, in den sauren Apfel muss man beißen, denn es ist so gut wie unmöglich, bereits vor der Aufnahmenserie das Motiv ausreichend zu säubern; viele dieser kleinen Partikel werden erst im Endfoto sichtbar.

Du arbeitest hier in einem enorm großen Maßstab. Das ist äußerst schwer, hier sind die Anforderungen sehr hoch. Schon alleine deshalb ist Dir ein interessanter Einblick in die Körperstrukturen einer Fliege gelungen.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

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Hallo Roland,

danke für Dein Feedback. Das ist mein erstes Bild was ich nach vielen misslungenen Stacks fertig bekommen habe.

Zur Grundschärfe, ich habe ja die beiden Objektive mit einem Kupplungsring verbunden und weiß nicht wirklich was da zur Zeit für eine Blendenkombination entstanden ist. Da müsste ich noch mal nach schauen. Bei der Bildbearbeitung übertreibe ich nicht so das die Farben schrill wirken. Ich finde es eigentlich angemessen.   

Fremdkörper, da muß ich mich erst noch mit vertaut machen wie ich die weg bekommen. Es gibt ja so einige Reinigungs Methoden werde mal versuchen ob ich das schaffe.

Ich wünsche Dir auch "Gutes Licht"  

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ADMIN

Hallo Thomas,

die Verbindung der beiden Objektive wird die Ursache für die latente Unschärfe sein. Hier kommen ´ne ganze Menge Glas und damit ´ne ganze Menge Luft-Glas-Flächen zusammen.

Viel Spaß und vor allem Geduld beim "Waschen" :-).

Lieber Gruß,

Roland

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Makronist

Hallo Widder,

zuallererst eine Anmerkung, man macht in solch großen ABM´s keine Stacks mit Blende 2,8. Die beste Schärfe deines Objektivs dürfte bei Bl. 5,6 liegen.
Die latente Unschärfe kommt u.a. durch die Beleuchtung, die mir sehr diffus vorkommt.
Ich nehme an, dass du auf das Tamron das Canon in Retrostellung geschraubt hast um auf die ABM zu kommen.
Die Bildbreite sollte an der 50D hier etwa 3mm betragen haben. Hier ist es schon enorm schwierig genügend Licht auf den Sensor zu bekommen. Blitzen wäre hier eine Möglichkeit mehr Licht zu Verfügung zu haben. Bei der Belichtungszeit von 1/4" sind in dem ABM allerkleinste Bewegungen tötlich für eine tolle Schärfe. Da reicht ein Windhauch aus, um den Stack zu versauen. Ich habe es schon selbst erlebt, dass die Schwingungen meiner Lautsprecher ausreichten, hier "Verwacklungen" hinzubekommen. Bei dem Maßstab, benötigst du eine "bombensichere" Arbeistunterlage. Ich habe dazu meinen Makrostand mit 2 40x40cm Betonplatten beschwert. Hier bringt nur Masse auch Klasse.

Stacken von toten Tieren

Das Stacken von toten Tieren, besonders im Augenbereich, naja, ist halt immer ein fotografieren von Leichen, da kommt selten Brillanz auf ;-).
Ansonsten ist es, wie Roland bereits erwähnte, eine richtige Fleißarbeit. Bei meinen Blütenmakros beträgt die reine Retuschearbeit immer zwischen 30 Minuten bis 60 Minuten oft auch länger.
Bei toten Insekten ist es immer der Schmutz, der hier retuschert werden muss. An den Augen sieht man dies besonders stark, da hier die Zersetzung schnell anfängt.
Insgesamt finde ich (und das ist meiner ein persönliche Ansicht), das Stacken von toten Insekten fragwürdig. Selten kommen da tolle Fotos dabei raus. Ich spreche da aus Erfahrung, da ich dies früher auch schon gemacht habe und mir die Fotos heute nicht mehr anschauen möchte. Dann gibt es noch die "Spezialisten", die "frische" tote Insekten stacken. Also mir ist noch keine frisch verendete Fliege vor die Füße (Kamera) gefallen.

Bis dann, weiterhin viel Spaß beim Stacken
Thomas

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Hallo Thomas,

ich habe Roland schon geantwortet und somit Deine Fragen geklärt. Als Beleuchtung habe ich 3 LED Lampen benutzt evt kommen noch ein paar dazu. Wenn ich Aufnahmen mache höre ich keine Musik und habe die Fenster auch zu. Meine Aufnahme Einheit steht auf einem schweren Steintisch und ist alles mit einander verbunden so das nichts wackeln kann. 

Bis zum nächstem Stack

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