Insekten

Diesen Bienenkäfer habe ich in unserem Garten auf dem Geißbart entdeckt und zwar zum ersten Mal überhaupt. Das Bild wurde 10% beschnitten. Verwendetes Objektiv: 100mm Makro

Kommentarbereich

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MOD

Hallo Simone!

Glückwunsch zum Fund!  Mittlerweile ist der Bienenkäfer recht selten geworden. Da hast du Glück, ihn im eigenen Garten antreffen zu können.Eine schöne Tierdoku ist dir hier gelungen.

Ich wünsche dir einen schönen Sonntag.

Liebe Grüße

Gabi

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ADMIN

Hallo Simone,

durch die gebogene Form der oberen Geißbart-Blüte erhält das Bild eine ansprechende Dynamik. Der "Blütenbogen" scheint den fressenden Bienenwolf schützend zu überschirmen.

Drei Dinge spreche ich an:

Bildaufteilung

Das Hauptmotiv ist der Bienenwolf. Am bildwirksamsten jedoch sind die Blütenrispen des Geißbarts. Ihre Linienformen in Verbindung mit der weißen Farbe ziehen den Blick des Bildbetrachters als erstes und am meisten auf sich. Diesen Blüten müssen wir also besonderes Augenmerk verleihen.

Die bereits angesprochene gebogene Blüte ist oben schön im Bild platziert, an der rechten Bildkante jedoch angeschnitten. In der linken Bildhälfte dagegen ist noch eine Menge Platz.

Das Bild wäre noch harmonischer geworden (geht das überhaupt noch? Ja, ein bisschen... :-)), wenn Du den Bildausschnitt beim Fotografieren etwas mehr nach rechts verschoben hättest. Dadurch wäre nicht nur der Blütenbogen komplett im Bild. Auch der Käfer wäre mit nach links gerutscht und hätte dann in die rechte Bildhälfte geschaut. So bildmittig, wie er oben platziert ist, schaut er nach rechts aus dem Bild heraus.
Mit der Kameraausrichtung nach links hättest Du also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: den Bogen noch bildwirksamer gestaltet und den Käfer ins Bild blicken lassen.

ISO-Wert

Wie bei Deiner letzten Bildeinstellung von der Wanze hast Du auch hier einen zwar nicht ganz so hohen, für den Makrobereich aber immer noch recht hohen ISO-Wert gewählt. Ein leichtes Rauschen ist bereits erkennbar; da ist der Nahbereich wirklich super undankbar. Die feinen Details der Vergrößerung verzeihen fast nichts. Und hier sind sie, in Verbindung mit einer leichten Unschärfe (siehe nächster Punkt), verantwortlich dafür, dass der Käfer nicht ganz so brillant abgebildet wird, wie es das von Dir eingesetzte Objektiv eigentlich könnte. Insbesondere in den dunklen Körperbereichen und bei den Haaren ist dies gut erkennbar.

Nun kenne ich die Bedingungen nicht, die zum Zeitpunkt der Aufnahme existierten. War es (leicht) windig? Normalerweise bewegt sich der Bienenwolf relativ langsam beim Fressen auf einer Blüte, sodass man mit recht langen Belichtungszeiten klar kommt. Vielleicht wäre hier noch etwas Spielraum gewesen. Von 1/500s zu einer gegebenenfalls möglichen 1/125s wären zwei Stufen Unterschied gewesen, was wiederum bedeutet hätte, dass Du den ISO-Wert auf gut 320 hättest stellen können. Und dann bist Du in einer anderen (Rausch-)Welt! Dieser Unterschied ist enorm und kommt der Detailwiedergabe sowie der Brillanz sehr zugute.

Aber vielleicht war das während der Aufnahme nicht möglich. Denn es gibt noch einen weiteren Aspekt, den ich anspreche: die

Schärfe

Obwohl Du mit einer 1/500s Belichtungszeit fotografiert hast – was eigentlich kurz genug für die oben festgehaltene Szene ist – liegt eine latente, leichte Unschärfe im Bild. Der Focus liegt ganz leicht hinter den Käferaugen, so in etwa auf seinem Hals. Doch auch hier fehlt die knackige Schärfe, die Dein hervorragendes Objektiv insbesondere bei Blende 6.3 zu leisten imstande ist. Dies liegt an einer ganz leichten Bewegungsunschärfe, die nicht als solche zu sehen ist, sondern sich eher diffus über das ganze Bild erstreckt. Hat der Käfer bzw. die Pflanze gewackelt? Hast Du gewackelt?
Hinzu kommen die oben beschriebenen Auswirkungen des relativ hohen ISO-Wertes.

LÖSUNG:
Du hast den Käfer von vorne fotografiert. Damit benötigst Du also keine sonderlich große Tiefenschärfe; es wird ohnehin nur sein Gesicht scharf.
Damit kannst Du die Blende mehr schließen. Blende 4.0 hätte in diesem Fall eine kaum merkbar geringere Tiefenschärfe ergeben, dafür aber die Verschlusszeit mehr als halbiert (etwa 1/1250s). Damit wären diese Mikrobewegungen gestoppt worden.

Nun haben wir beim Punkt "ISO-Wert" diesen so weit gesenkt, dass auch die Verschlusszeit verlängert wird. Dies widerspricht natürlich dem Vorhaben, diese Verschlusszeit zu verkürzen :-). Wie gesagt, ich kenne nicht die Bedingungen, die bei der Erstellung der Aufnahme vorlagen. Sollte jedoch tatsächlich zu viel Wind gewesen sein, wäre dies klar eine Begrenzung gewesen. Dann hättest Du nicht beide Schritte gleichzeitig machen können; die Verschlusszeit wäre nicht über die 1/1000s gekommen. Du hättest Dich dann mit einem der beiden Schritte begnügen müssen – besser als nichts :-).

Hätte, wäre, sollte – und schwupp, da sind sie wieder, die ganzen Konjunktive. Nützt aber leider alles nichts.

Schön ist, dass ich hier wieder einmal auf einem hohen Niveau jammere. Dein Foto vom Bienenwolf ist auch so bereits klasse anzuschauen. Mir geht es vielmehr um die kleinen Schräubchen, die zu weiteren Verbesserungen führen würden.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

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Makronist

Hallo Roland,

Vielen Dank erst mal für die sehr ausführlichen Anmerkungen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme ging leider ein leichter Wind, indem sich besonders die Geißbart-Rispen bewegt haben, deshalb auch der höhere ISO-Wert. Da ich den Bienenwolf zum ersten Mal überhaupt sah, sind mir vor Aufregung die Einstellungen und auch der Bildaufbau etwas aus dem Fokus gerutscht. Leider passiert mir dies bei tollen Fotoobjekten öfters ;-). 

Liebe Grüße

Simone

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ADMIN

Hallo Simone,

ja, das kann ich verstehen. Und der Bienenwolf ist tatsächlich ein ziemlich besonderer Käfer.

Ich denke, es ist mehr als normal, dass man im Eifer des Gefechts plötzlich Vieles von dem vergisst, was einem unter "kontrollierten"  Bedingungen durchaus bekannt ist. Wichtig ist, sich im Nachhinein über diese Sachen bewusst zu werden. Das erreicht man, wenn man die einzelnen Punkte Stück für Stück durchgeht – so, wie wir es oben gemacht haben. Dann greift mit der Zeit der Übungseffekt – und die Fotos werden immer besser, auch bei so spektakulären Motiven wie dem Bienenwolf.

Lieber Gruß,

Roland

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