Rotfuß vor Moos

Hey Leute :)

hier zwei Pilz Bilder die ich gerne mal zeige. Seit ca 1 1/2 Monaten besitze ich eine Canon EOS 700D (hab ein gutes Angebot erwischt). Ich lerne Fotografie und es macht total spaß. In dieser Zeit habe ich mich schon echt verbessert. Die Grenzen meiner Kamera zu testen macht total spaß. Ich merke aber schon bald ist ein neues Objektiv fällig.

Die beiden Pilze hab ich heute morgen neben einer schönen Buchenverjüngung gefunden. Da hab ich mich mit einem Lachen auf den Boden geschmissen und bin im Laub rumgekrabbelt. So Bodennah komme ich nicht mit meinem Stativ. Was meint Ihr zu meinen Bildern?

Was es hier so für Bilder gibt begeistert mich. Ich hoffe ich kann hier viel lernen.

Herzliche Grüße 
Walgeon

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ADMIN

Hallo Walgeon,

herzlich willkommen bei Makrotreff! 

Dieses Jahr tauchen trotz verbreitet mehr Regenfälle als in den vergangenen Jahren erstaunlich wenige Fruchtkörper von Pilzen auf; Du hast zwei gefunden :-).

Beide Exemplare sind angefressen, sind also schon etwas älter. Dies geht bei Pilzen in der Regel sehr schnell. Viele Kleintierarten lauern regelrecht darauf, sich an ihnen gütlich zu tun :-). Schauen wir uns die Fotos genauer an:

Bildaufteilung

Du hast bei beiden Fotos den Pilz mittig ins Bild platziert – und dabei beiden ihren Fuß abgeschnitten :-). Beides ist etwas ungünstig.
Meistens wirkt es harmonischer, das Hauptmotiv – hier den Pilz – in das rechte oder linke Bilddrittel zu setzen. Dadurch entsteht eine "leere" Bildhälfte, die einen attraktiven Raum öffnet. Diesen kann man dann eigens gestalten.

Bildausschnitt

Deine beiden Pilze haben jeweils einen Fuß, mit dem sie auf dem Boden stehen. In der Regel ist es sinnvoll, diesen komplett mit ins Bild zu nehmen. Dadurch hängt der Pilz nicht "in der Luft"; er wird geerdet. Beim Fotografieren ist man meistens voll auf den Pilzhut konzentriert. Deshalb ist es immer notwendig, einen Extrablick auf seinen Fuß zu werfen und darauf zu achten, dass er am Ende im Bild auch tatsächlich auf dem Boden steht.

Perspektive

Ein wichtiges Thema bei Pilzen ist die Perspektive – also die Richtung, aus der sie aufgenommen werden. Du hast bei beiden Fotos eine Perspektive von leicht schräg oben gewählt. Der Vorteil dieser Perspektive ist, dass der Blick auf den Pilzhut möglich ist. So kann der Betrachter die Schönheit dieses Hutes betrachten und die verschiedenen Fraßstellen sehen – die insbesondere für ältere Pilze charakteristisch sind.

Der Nachteil dieser erhöhten Perspektive liegt darin, dass hinter dem Pilz kein oder nur ein geringer Bildraum entsteht; hier befindet sich in kurzer Entfernung der Boden bzw. die bodennahe Pflanzenschicht hinter dem Pilz.
Wenn du als Fotograf mit der Kamera noch tiefer runter gehst – und hier meine ich tatsächlich ganz flach auf den Boden –, dann begibst Du Dich auf Augenhöhe mit dem Pilz. Dies wirkt erstens sehr "respektvoll" dem Lebewesen Pilz gegenüber. Zweitens rutscht dadurch der Hintergrund hoch und geht in die Tiefe. Es entsteht ein Bildraum. Dadurch erhält das Foto eine ganz andere Wirkung, eine wesentlich tiefere. Erst jetzt fühlt sich der Bildbetrachter, als sei er selbst im Wald. Er kann beim Betrachten des Fotos in eine innige Beziehung zum Waldboden gehen. Unterm Strich führt eine solche Perspektive in der Regel dazu, dass sich der Fotograf wesentlich mehr in das Fotografierte hineinfühlt.

Es ist also fast immer sinnvoll, diese ganz tiefe Perspektive zumindest in Erwägung zu ziehen und auszuprobieren. Gegebenenfalls muss die Kamera hierfür sogar in den (hoffentlich) weichen Walboden gedrückt werden.
Eine leicht erhöhte Perspektive wird meistens nur gewählt, wenn das Erkennen und Bestimmen der Pilzart im Vordergrund steht. Dazu müssten dann allerdings zusätzliche Fotos der Pilzunterseite erstellt werden.

Licht/ Belichtung

Beide Fotos sind recht dunkel – genau genommen zu dunkel. Hier kannst Du nachträglich die Belichtung über alle Lichtwerte hinweg hochziehen – mindestens einen kompletten Blendenwert.

Die Pilzhüte werfen Schatten. Mit diesem Schatten beschatten sie ihre eigene Unterseite, ihren eigenen Fuß. Bei beiden Fotos sind diese Bildbereiche und damit auch Bereiche des jeweiligen Hauptmotivs deutlich zu dunkel. Details gehen verloren.

Mit dem Runterziehen der Perspektive kommt in der Regel auch mehr Licht unter den Hut – vorausgesetzt, es wird vor Ort bereits korrekt belichtet, was bedeutet, die Belichtung meist etwas hochzuziehen. Hierbei sollte man unbedingt immer einen gezielten Blick auf die Lichtgegebenheiten unter dem Pilzhut haben – sowohl auf die Lamellen oder Poren als auch auf den Boden unterhalb des Hutes.

Häufig ist insbesondere bei der Fotografie von Pilzen der Fall, dass das Licht unterhalb des Pilzhuts dennoch nicht ausreicht. Dann muss dort zusätzliches Licht hin! Dies kann entweder mittels eines Reflektors erreicht werden, was meist sehr natürlich wirkt. Aber auch eine zusätzliche künstliche Lichtquelle wie zum Beispiel eine Taschenlampe ist möglich. Hierbei musst Du jedoch sehr aufpassen, dass die Farbtemperatur des Lichts passt und vor allem die Beleuchtung der Pilzunterseite nicht zu stark ausfällt. Das wirkt dann recht schnell unnatürlich.

Freistellen des Hauptmotivs

Du hast beide Pilze sehr naturnah in ihrer Umgebung belassen. Da befinden sich entweder Rotbuchenblätter oder, im zweiten Foto, kleine Zweige um den jeweiligen Pilz herum .
Es ist weitestgehend Geschmacksache, ob man Pilze zum Fotografieren mehr oder weniger stark freistellt oder so wie Du hier bei diesem beiden Bildern mehr "natürlich" in ihrem tatsächlichen Umfeld belässt – wozu meist Laub, tote Äste uns sonstiges gehört. Wichtig ist jedoch, dass sich dort nichts auf dem Foto befindet, was zu stark vom eigentlichen Protagonisten ablenkt. Der Pilz sollte eindeutig und schnell als Hauptmotiv erkennbar sein.

Nun habe ich eine Menge geschrieben und damit hoffentlich nicht nachträglich Deine große Freude beim "Auf-den-Boden-Schmeißen" getrübt :-). Aber in der Regel steigt diese Freude mit dem Besserwerden der Fotos sogar noch. Hierbei wünsche ich Dir viel Glück – und Freude!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" 

Roland

 

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