Wer ist das?

Hier geht es nicht um das Bild: Ich finde einfach nicht heraus, was das für ein Insekt ist. Kann mir bitte jemand helfen?

Ingo

Kommentarbereich

Profile picture for user Roland

ADMIN

Hallo Ingo,

ja, Klaus liegt richtig, es handelt sich um die Gemeine Waldschwebfliege (Volucella pellucens).

Ihre Larven leben in Nestern von Hummeln und Wespen – wieder einmal ein Beispiel dafür, wie stark die Vernetzung und damit auch Abhängigkeit in der Welt insbesondere der Insekten ausgeprägt ist. Sterben aus irgendeinem Grund Hummeln ab, sterben in deren "Schlepptau" viele weitere Insektenarten. Das Wissen über solche Zusammenhänge ist elementar, wenn man zunächst einmal Ökosysteme samt ihren Lebewesen zerstört und danach versucht, sie mehr oder weniger stümperhaft wieder aufzubauen...

Aber lassen wir das, die Waldschwebfliege ist ein sehr faszinierendes Tier von auffälliger Gestalt. Sie fliegt übrigens bevorzugt weiße Blüten zur Nahrungsaufnahme an. Du hast sie also bei einem "Ausnahme-Besuch" auf blauen Blüten fotografiert :-).

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht"

Roland

Profile picture for user Ingo Heymer
Makronist

Hallo Klaus und Roland, danke, ich bin erlöst! Meine Biologiekenntisse sind begrenzt, aber ich lerne in den letzten Jahren -jetzt auch dank euch :) - viel dazu.

Makrofotografie hat ja auch sehr viel mit dem Beobachten zu tun, und je länger ich beobachte, desto größer wird die Ehrfurcht vor der Komplexität und "Göttlichkeit" des Lebens (auch im Kleinen: neulich haben wir die Balz von Fliegen auf einem Seerosenblatt beobachtet, kurios) .

Apropos Komplexität: Roland, wir sollten das nicht lassen (s.o.)! Das individuelle Bewusstsein dieser Zusammenhänge (die du oben andeutest) und gleichzeitig mehr oder weniger machtlos Zeitzeuge der rasanten, globalen, brutalen, irreversiblen Zerstörung der Artenvielfalt, Ökosysteme, Lebensgrundlagen zu sein, lässt mich im tiefen Inneren oft verzweifeln und macht es schwer, optimistisch und positiv zu bleiben (siehe z.B. "Das sechste Sterben" - Elisabeth Kolbert). Fragt sich nur, wie man damit umgeht. Objektiv betrachtet schreit eigentlich alles nach einem Aufstand der Bewussten. Tja. Hoffentlich stellt man uns nicht irgendwann die gleiche Frage wie wir unseren Nazi-Großeltern: "Wie konntet ihr das zulassen, ihr habt es doch gewusst!" 

So, jetzt ist Schluss mit finster, aber das musste mal sein. Auch auf die Gefahr hin, mich ins soziale Abseits zu stellen, Negatives will ja immer keiner hören. Oder hier vielleicht doch?

LG Ingo

Profile picture for user Rob
Makronist

Hallo Ingo,

ich finde es gar nicht finster, solche Aussagen zu hören! Es ist die Wahrheit, dass wir die Ökosysteme mit Füßen treten. Und dies macht ja nicht mal Sinn, wenn die Menschen rein egoistisch denken würden. Es ist höchste Zeit, dass die Menschen Ihre kulturellen Praxen grundlegend überdenken. Der Ruf war noch nie so laut wie im Moment ... und wer nicht hören will, muss fühlen. Schon interessant dass die alte Indianerweisheit ("Erst wenn der letzte Baum gerodet...) aktueller denn je ist. Gerade in diesen Zeiten ist es schon verwunderlich, wie unterschiedlich Risiken (z.B. auch für die Gesundheit) eingeordnet werden und wie stark die Macht der Verdrängung (noch) funktioniert.

Sozial isoliert wärst Du vermutlich auf einer Sitzung des Bauernverbandes. Ich hoffe doch schwer, dass hier auf Makrotreff fast alle Deine Aussagen unterstützen! Warum auch nicht???

Ja, es ist zum Verzweifeln... aber die Natur lehrt uns auch, dass es keine Alternative zum Optimismus gibt. Und auch wenn es sehr spät ist, werden dennoch viele Menschen bewusster, was diese Problemlage angeht. 

Herzliche Grüße

Rob

Profile picture for user Roland

ADMIN

Meinungsbildung, Naturzerstörung, Bauernverband...

Hallo Ingo, hallo Rob,

sicherlich stimmen nicht alle Leser von Makrotreff dem zu, was ich hier oft zum Thema Biologie schreibe oder was in Euren Zeilen zu lesen ist. Müssen sie aber auch nicht! Selbstverständlich kann und darf sich jeder ein eigenes Bild von Situationen und Zuständen machen – und genau das geschieht ja auch. Allerdings sollte man bei der Bildung einer eigenen Meinung zwei Dinge berücksichtigen: Erstens sollte ein gewisses Mindestmaß an Kenntnis die Grundlage für die Meinungsbildung sein. Zum anderen sollte nicht außer Acht geraten, dass auch das Thema "Verantwortung" hier mit hineinspielt. Und vielleicht ist es ja sogar schon ein Aspekt dieser Verantwortung, sich über die Notwendigkeit einer solchen Verantwortung eine Meinung zu bilden...:-).

Rob, Du sprichst den Bauernverband in Verbindung mit einer Isolation der unterschiedlichen Standpunkte an. Ja, häufig ist dies so. Allerdings besteht ein großer Teil meines Berufs genau darin, mich auch mit Vertretern des Bauernverbands auseinanderzusetzen. Ich halte sehr viele Multivisions-Vorträge zu Themen rund um die biologische Vielfalt – und deren Zerstörung. Häufig und auch dahingehend extra ausgerichtet sind auch Landwirte und/oder Mitglieder oder Funktionäre des Bauernverbands Besucher dieser Veranstaltungen. Ja, es geht sehr oft richtig heiß her bei solchen Events – weil ich sehr klar und deutlich die biologische Ausgangslage vertrete. Aber – und das schätze ich sehr – die Isolation der unterschiedlichen Standpunkte löst sich seit Jahren zunehmen auf.

Warum ist das wichtig?

Der wildeste Streit ist besser als Isolation. Psychologisch gesehen kommt Streiten nach Isolation und Depression. Dieser Schritt kann und darf nicht übersprungen werden. Daran wird ersichtlich, wie wichtig in einem Wandlungsprozess das Führen von Konflikten ist. Es stellt sich hierbei nicht die Frage Konflikte ja oder nein, sondern vielmehr in welcher Form werden diese Konflikte ausgetragen. Und in dieser Qualität der Konflikte (Stichwort "Konfliktfähigkeit") besteht glücklicherweise ein großer Spielraum.

Ich erlebe auch bei Landwirten und/oder Bauernverbandsvertretern einen zunehmenden Wandel: Viele Landwirte sind schlichtweg verzweifelt und erkennen allmählich, wie stark sie vom Bauernverband gesteuert und beeinflusst wurden und werden. Andere halten eher starr an alten Standpunkten und Postulaten fest. Ich schaue hier jedoch lieber übergeordnet auf den Wandel, der sich zur Zeit vollzieht – im Moment zwar noch viiiiiel zu langsam, aber das ist nun mal so, wie es ist... .-).

Liebe Grüße

Roland

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