Blüte mit Untermieter

Hallo, 

das ist ein Foto wo ich mir nicht sicher bin  mit Aufbau, Schnitt und Farbgebung im Hintergrund. Ein Foto an dem ich mal nicht "herumgeschraubt" habe. 

F/3,5   1/1000   Iso 100   Blitz   105mm Makro

LG Margret

Kommentarbereich

Profile picture for user Mainecoon

Makronist

Hallo Margret,

die Blüte ist schön arrangiert, ihre Mitte ist wunderbar nach der Zwei-Drittel-Regel gesetzt. Die Schärfe der Blütenstempel stimmt ebenso wie die der Fliege. Blüte und Fliege sind nach links gewandt, wo sich viel freier Raum zeigt, auch das ein Pluspunkt für mich. Ein beruhigter Hintergrund und die Reduktion der Farben tun ein Übriges.

Ich sehe zwei Probleme bei diesem Bild.

Was ist das Hauptmotiv?

Blüteninneres und Fliege sind gleich scharf und etwa gleich groß. Normalerweise geht mein Auge zum Tier, doch hier wandert es zwischen Fliege und Blüteninnerem ständig hin und her, weil beides gleich "stark" ist. Dazu trägt auch bei, dass die Fliege buchstäblich im Mittelpunkt des Bildes, die Blüte in der Zwei-Drittel-Regel sitzt und zudem mit Blütenansatz und Blüteninnerem gleich zwei (scharfe) farblich, sich vom Rest des Bildes abhebende Felder meine Aufmerksamkeit erregen. Hier entsteht eine unentschiedene Konkurrenz.

Der Blitz

Wahrscheinlich durch den Blitz bedingt, ist der Hintergrund wie tot. Die hellen Streifen, die links von der Blüte weggehen und ein wenig an den Effekt der Dementoren bei Harry Potter erinnern, machen es nicht besser. Zudem sieht man auf den weißen, etwas überstrahlten Blättern, die dadurch auch leicht matschig wirken, jedes einzelne Staubkorn.

Ich hätte hier vermutlich den Blitz weggelassen und durch das Zulassen des Hintergrundes wahrscheinlich auch diese Pattsituation zwischen den beiden Motiven aufgelöst.

Vielleicht magst du uns noch ein wenig über die Umstände der Aufnahme und deine Entscheidung für den Blitz erzählen?

Viele Grüße

Mainecoon

Profile picture for user Roland

ADMIN

Hallo Margret,

Mainecoon hat Dein Foto bereits umfangreich besprochen und insbesondere die bildgestalterischen Komponenten analysiert.

Ich sehe die "Konkurrenz" zwischen Fliege und Blütenzentrum nicht. Ich bin der Meinung, Dir ist die Erstellung einer Schärfediagonalen sehr gut gelungen – durch die Positionierung der auf dieser diagonalen Linie liegenden drei Punkte Blütenboden, Blütenzentrum und Fliege exakt in die Schärfeebene. Insbesondere durch diese Anordnung auf einer Linie entsteht meines Erachtens keine Konkurrenzsituation, sondern vielmehr eine gegenseitige Ergänzung, eine faszinierende Anordnung entlang einer Linie, die durch die Blickrichtung der Fliege noch weiter nach links verlängert wird.

Der Einsatz des Blitzes leuchtet die einzelnen Bildbereiche sehr schön aus. Insbesondere das Blütenzentrum würde ohne Blitzlicht nicht derart viele Details preisgeben. Das Gleiche gilt für den Blütenboden mit seinen silbrigen Härchen.
Allerdings offenbart dieses Blitzlicht auch die Pollenflecken und einige kleine Pigmente ("Bio-Müll") auf den ansonsten reinweißen Zungenblütenblättern, das stört mich wie Mainecoon auch ein wenig. Allerdings sind die alle ruckzuck wegretuschelt :-). Dann wirken die reinweißen Blätter wie frisch gewaschen (obergrins). Es ist oft erstaunlich, wie hoch die Wirkung einer solchen (kleinen) Säuberungsaktion ist.

Der recht dunkle Hintergrund wird in der Tat begünstigt durch den Einsatz des Blitzlichts. Wichtig ist, hier festzustellen, dass er nicht schwarz, sondern grau ist. Das ist ein großer Unterschied in seiner Wirkung. Wäre er schwarz, sähe das ganz anders aus.

Hierzu verweise ich auf die beiden Abhandlungen

MAKRO-BLITZEN – Die Sache mit dem Hintergrund, Teil 1

MAKRO-BLITZEN – Die Sache mit dem Hintergrund, Teil 2

Bleibt die Frage, ob hier generell der Einsatz eines Blitzes sinnvoll ist oder nicht.
Hierzu gibt es bei diesem Foto keine allgemeingültige Antwort. Auf der einen Seite bringt das Blitzlicht winzigste Details zutage, die ohne dieses Zusatzlicht nicht oder nur schlecht sichtbar wären. Andererseits besteht das "Problem" mit dem dunklen und damit recht stark kontrastierenden Hintergrund (auch bereits bei dem grauen Ton gegeben). Die weißen Zungenblütenblätter sind übrigens nicht überstrahlt. Sie sind weiß – und das dürfen und sollen sie auch sein. Hierin sehe ich also weniger ein Problem.

Vielleicht läge die Königslösung darin, den Blitz so einzusetzen, wie Du es oben getan hast, und gleichzeitig zu versuchen, auf den Hintergrund Einfluss zu nehmen in der Form, wie ich es in den beiden oben genannten Artikeln ausführlich beschrieben habe.

Eines bleibt festzuhalten: Was den Einsatzes des Blitzlichts anbetrifft, bist Du auf dem richtigen Weg. Das Foto oben zeigt viele "Fehler" und "Probleme" nicht, die beim Makroblitzen häufig auftreten; Dir ist also Vieles gelungen. Mein Rat deshalb: Setzt unbedingt Deine Arbeiten mit Blitzlicht im Makrobereich fort. Die Schrauben, an denen noch gedreht werden muss, werden immer kleiner... :-).

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

Profile picture for user pepper
Makronist

Hallo Roland,

Entschuldige bitte meine späte Reaktion auf deinen Kommentar; ich war im Urlaub und konnte aus Kostengründen das Internet nur spärlich benutzen.

Ich habe mich sehr über deine positive Kritik gefreut. Nachdem Mainecoon meine Arbeit eher kritisch, hinsichtlich des Blitzes, gesehen hat habe ich diese erst einmal auf Eis gelegt. 

---- Anmerkung: Trotzdem vielen Dank an Mainecoon für deine Sicht auf meine Arbeit.Da ich Versucht bin meine Kamera und die Arbeit mit Licht immer weiter zu verstehen bin ich auf ehrliche Beurteilung angewiesen.----

 

Diese doch sehr gegenteiligen Meinungen über meinen Versuch Blitzlicht richtig und sinnvoll einzusetzen zeigt mir aber auch das es ,abgesehen von technischen Fehlern, nicht um schwarz oder weiß geht, sondern letztendlich um persönliche Vorlieben und die verschiedenen Arbeitsweisen.

Leider macht es das für mich als noch sehr unsichere Makroliebhaberin nicht einfacher.

Aber Einfach kann auch jeder. Ich jedenfalls habe mich entschlossen die Herausforderungen an zu nehmen.

Vielen Dank für die Erkenntnis

Pepper

 

 

 

Profile picture for user Roland

ADMIN

Hallo Pepper,

schön, von Dir zu hören bzw. zu lesen.

Der Einsatz von Blitzlicht in der Makrofotografie führt zu vielen weiteren Herausforderungen, eröffnet aber auch völlig neue Motivwelten. Es ist also lohnenswert, sich damit intensiver zu beschäftigen.

Mainecoon liegt mit der kritischen Betrachtung des dunklen Hintergrundes schon richtig. Dieser Abfall des Lichtes im Bildhintergrund gegebenenfalls bis hin zum tiefen Schwarz assoziiert häufig eine Nachtstimmung, die zum Zeitpunkt der Entstehung des Fotos nicht real war. Das kann deshalb sehr unnatürlich wirken bis hin zu abschreckend. Aus diesem Grunde habe ich vor einiger Zeit zwei so umfangreiche Posts zu diesem Thema hier bei Makrotreff eingestellt, die ich oben nenne.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude bei der Makrofotografie und

liebe Grüße,

Roland

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich angezeigt. Deine Emailadresse ist nötig, um Dich über neue Antworten zu informieren.