Das wartende Weibchen

Aufnahme mit dem Cooke Kinic,(glaube ich, hab vergessen umzustellen)

Ich komme mit dem Oly irgendwie nicht so gut klar. Nachdem ich zuerst versucht habe die Paarung mit dem Oly aufzunehmen ,musste ich dann doch zum Makro wechseln. Schade.

Gestern ging es in einem meiner Netze ordentlich rund. Zuerst hing das Weibchen wartend im Netz. Und nach ca. 1 Std. tauchte Besuch auf. Ein Männchen kam und näherte sich langsam. Mein Weibchen hatte keine Migräne, sondern voll Bock auf Rock. :-) Nachdem er sich ordentlich präsentiert hatte, ging sie auf ihn zu. Und was macht der Mann? Er schießt mit einem Mal auf mein Obi zu. Ich dachte, oh nee, jetzt hast du das Netz berührt. Aber nein, er hatte nur eine Mücke gefangen,und verspeiste diese genüßlich. Ich nehme an zur Stärkung vor der Kopula. ;-) Aber dann war er bereit. Er krabbelte zurück zum Weibchen, brauchte aber  nun nur noch sehr wenig zu tänzeln, denn sie wartete ja schon . Ruckzuck ging die Post ab. Mal sehen, was heute so geht.:-)

Liebe Grüße

Gabi

Kommentarbereich

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ADMIN

Hallo Gabi,

das Olympus hat mit seiner sehr offenen Blende 1.2 zu wenig Schärfentiefe für dieses Motiv und zeigt bei vielen Lichtsituationen infolge dieser offenen Blende zu wenig Detailgenauigkeit. Dies trifft auf viele, wahrscheinlich sogar fast alle lichtstarken Vintage-Objektive ab 1.2 und mehr zu. Ich habe hier einige ausprobiert. Die Ergebnisse sind unbefriedigend.

Die Spinne ist so klein und zusätzlich so detailreich (filigrane Beine, kleine Augen, Beinborste usw.), da sollten die Details schon ein wenig rauskommen. Gemalt werden kann gerne im Umfeld, weniger aber im Hauptmotiv selbst. Das aber machen Blenden von 1.2 und darüber hinaus.

Mir gefallen beide Fotos oben sehr gut. Das Cooke Kinik bietet diese Detailschärfe (bei gleichzeitigem Malen im Bokeh), und das ist sehr schön zu sehen.
Das zweite Foto (Paarung) dürfte mit einem modernen Makroobjektiv erstellt worden sein, oder? Da hätte die Spinnendame aber durchaus mal vor Eintreffen des Hausbesuchs ihre Vorratskammer säubern können. Alter Schwede, baumelt da ein Biomüll im Luftraum! Ist ja fast wie am Weihnachtsbaum! Wäre zu überlegen, wenn schon die Spinnendame das nicht macht, ihr hier ein wenig unter die Spinnenarme (besser gesagt -beine) zu greifen und es nachträglich ein wenig zu retuscheln... :-).

Wenn man dann aber durch den Biomüll durchschaut, sieht man eine wunderbare Kopula. Klasse Foto!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht"

Roland

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MOD

Guten Morgen, Roland!

Danke für`s Drüberschauen und deine Info zum Oly. Dann packe ich das mal weg für diesen Zweck. Hab schon an mir gezweifelt, weil ich nichts  hinbekommen habe damit.:-)

Das zweite Bild ist mit dem 60mm Makro gemacht. Ich gestehe, hier bin ich mal ein Makroferkel gewesen. *grins Ilse, meine Spinne hatte keine Lust auf Hausputz, eher auf ein Stelldichein mit Willi. Und ich hatte mehr Lust draußen zu sein und weniger zum  Retuscheln. Anbei ist es gereinigt.;-)

Liebe Grüße

Gabi

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Makronist

Hallo Roland,

du sprichst in deinem Beitrag die Blende 1.2 an und erklärst, dass es mit diesen Offenblenden eher schwierig bis  ungeeignet ist die Spinnen detailgetreu aufzunehmen. Könntest du evt. mal ein paar Beispiele geben welche Obis im allgemeinen dazu eher passen.

Ich habe es z.B. mit einem Weitwinkel versucht so ab 2.8 bzw. 3.5 Blende, das könnte ich mir auch vorstellen?

Lieber Gruß Sigi

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ADMIN

Hallo Sigi,

nimmt man es genau, muss man jedes Objektiv individuell ansprechen. Dann kommen noch die vielen möglichen Licht- und Kontrastsituationen eines Motivs hinzu. Alles zusammen führt dazu, dass man nur bedingt allgemeingültige Aussagen treffen kann. Ich versuche es trotzdem, in dem Wissen, dass es fehlerbehaftet ist.

Allgemein gilt:
Lichtstarke Objektive haben relativ größere Linsendurchmesser als lichtschwächere. Bei voll geöffneter Blende muss also das Licht durch die gesamte große Glasfläche hindurch – und das ist beispielsweise bei einer Blende 1.2 schon eine sehr große Glasfläche! Die Anforderungen für Ingenieure dabei ist, das Glas in seiner gesamten Größe auf hohem Qualitätsniveau zu produzieren.

Kommt nun starkes, gegebenenfalls sogar direktes Licht auf diese Glasfläche, ist dort eben auch sehr viel Glas, auf dem es tanzen, sich spiegeln, hin- und hergeworfen und ich weiß nicht was alles kann. Deshalb bilden solche großflächigen Linsen bei Offenblende häufig etwas diffus ab. Ein Abblenden um eine Stufe – dann wird bereits der gesamte äußere Rand der Glasfläche nicht mehr für die Bildentstehung herangezogen – führt häufig bereits zu einer enormen Steigerung der Kontrast- und Detailwiedergabe.

Hast Du nun ein Objektiv, das von vornherein bereits eine oder zwei Blendenstufen lichtschwächer ist, besteht schon gar nicht das "Problem" mit den großen Glasflächen. Solche Objektive bilden in der Regel bei "ihrer" Offenblende deutlich kontrast- und detailreicher ab als die lichtstarken.

Natürlich gibt es, wie schon oben gesagt, große Unterschiede bei den verschiedenen Objektiven. Aber dieses Grundprinzip gilt dennoch. Es führt beispielsweise dazu, dass ein 120mm-Objektiv mit vielleicht 4.0 als offenste Blende bereits bei dieser Blende 4.0 sehr kontrast- und detailreich abbilden kann– und das sogar, ohne dass hier die Ingenieure Purzelbäume schlagen mussten. Ein solches Objektiv mit guten Offenblendleistungen kann also auch recht günstig sein.

Und da der Glasdurchmesser mit jeder abnehmenden Blendenstufe (also zunehmender Lichtstärke) sehr viel größer werden muss, steigt der Schwierigkeitsgrad bei seiner Herstellung enorm stark an. So liegt beispielsweise bereits zwischen einer Offenblende von 1.4 zu 1.2 ein sehr großer Unterschied, und zur Blende 0.95 verdoppelst sich die Glasfäche fast nochmals.

Die oben beschriebenen Folgen für die Abbildung verstärken sich zum einen bei der Abbildung von Detailreichtum und zum anderen, wenn man zusätzlich noch in den (extremen) Nahbereich geht. Und genau das trifft bei unseren aktuellen Arbeiten mit der Baldachinspinne zu. Die Spinne ist mit ihren etwa 7mm sehr klein (Nahbereich), und ihr filigraner Körper zeigt sehr viele Details wie dünne Beine, Borsten usw. Hier werden also lichtstarke Objektive sehr stark gefordert.

Ich hänge Dir mal drei Beispiele an, die mit drei unterschiedlich lichtstarken Objektiven gemacht wurden: das erste Foto mit Blende 1.2, das zweite mit 1.8 und das dritte mit 2.7. Das erste Foto entstand mit dem Olympus 1.2/55m, das Gabi oben anspricht. Das zweite mit dem Oreston 1.8/50mm (Dein "Lieblings-Werkzeug" – grins), und ein 2.7/105mm-Teleobjektiv aus dem Hause Meyer Görlitz. Alle drei Objektive sind hervorragende Objektive, hervorragend zum Bildmalen geeignet. Und dennoch ist das tolle Olympus 1.2/55mm (in anderen Motivsituationen eine regelrechte Mal-Maschine) hier nicht besonders gut geeignet, da es eben bei diesem hohen Abbildungsmaßstab und dem sehr starken und harten Licht ins Diffuse rutscht. Aber siehe selbst:
 

Olympus 1.2/55mm

Beachte den Lichtschleier, der über der gesamten Spinne liegt (Foto mir rechter Maustaste in neuem Tab vergrößern). Die großen Glasflächen können dieses viele Licht, das die Sonne direkt auf den Baldachinteppich strahlt, nicht mehr sauber "verarbeiten". Das kann zu tollen, mystischen Stimmungen führen – oder, wie hier, zu viel werden.
 

Oreston 1.8/50mm

Hier zeigt die Blende 1.8 deutlich mehr Strukturen der Spinne. Das Oreston ist kein "besseres" Objektiv als das Olympus 1.2/55m, sondern ein völlig anderes. Und mit seiner weniger großen Öffnung, also mit seinen weniger großen Glasflächen, kommt es nicht zu so starken Überstrahlungen. Es kommt mit dieser Situation besser zurecht als das Olympus. Bei anderen Situationen wird sich dies umkehren.

Teleobjektiv 2.7/105mm (aus den 1930er Jahren)

Mit der Offenblende 2.7 kommt dieses Objektiv noch besser mit der starken Lichteinstrahlung klar; noch mehr Details werden sichtbar, obwohl die Strahlung gleich stark ist wie bei den beiden oberen Fotos.


Zu dem hier Gesagten gibt es natürlich eine Menge Ausnahmen. So gibt es Objektive, die mit Blende 1.4 als Offenblende deutlich kontrast- und detailreicher abbilden als andere mit Offenblende 2.8. Die Darstellung der Kontraste und Details ist, wie oben schon erwähnt, zusätzlich auch noch abhängig von den Licht- und Motivbedingungen. Eine winzige Änderung beispielsweise beim Einfall der Strahlen oben in den Bildern (es braucht sich nur im leichten Wind das Netz ein wenig zu heben oder zu senken – und plötzlich zaubert das Olympus mit seinen riesigen Linsen das mystischste, das geisterhafteste, das "dichteste" Foto mit der höchsten Aussagekraft. Das ist das Interessante bei der Vintage–Makrofotografie, das Spannende beim Malen mit der Kamera

Man könnte nun viele nicht ganz so lichtstarke Objektive aufzählen, die mit einer solchen Situation wie einer Baldachinspinne im Netzteppich gut umgehen können – oder man zählt gar keine auf, weil es eben auf so viele Komponenten ankommt. Hinzu kommen ja schließlich auch noch die verschiedenen Brennweiten. Man muss tatsächlich ausprobieren, was wie am besten kommt. Ich habe Fotos gemacht mit lichtstarken und mit lichtschwachen, mit Brennweiten von 20mm bis 150mm – und alle zeigen eine andere Charakteristik. Und wenn man weiß, worauf man achten muss beim Malen mit der Kamera, dann entstehen viele tolle Überraschungen. Genau um das zu lernen, treffen wir uns hier beim Makrotreff :-).

Liebe Grüße

Roland

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Makronist

Hallo Roland,

erst mal großen Dank für diese sehr aufschlussreiche Ausführung. Im Grunde trifft das genau meine Zweifel die mir inzwischen bei der Baldachin Fotografie gekommen sind, ich hab alles verstanden was du schreibst, nun bin ich ja gerade an inzwischen fünf Baldachin Spinnen dran bei mir im Garten. Diese Spinnen sind aber allesamt in den nicht abgemähten meterhohen Grasflächen in Bodennähe beheimatet. Genau da fängt ja auch mein Problem an, mit den lichtstarken Gläsern und Offenblende liege ich hier im Randbereich der Grasfläche und bei Sichtung der Spinne gehe ich mit der Kamera langsam näher und näher ran bis ich dann letzendlich das Spinnennetz berühre und  dann haut die Spinne ab.

Wenn ich zum Beispiel mit dem Oreston starte würde das nur gelingen wenn die Spinne im vorderen mir zugewandten Bereich sitzen bleibt. Um also ein Foto hinzukriegen wo einigermaßen Details in der Schärfe liegen gibt es heftige Probleme mit der Entfernung zur Spinne.

Nun zeigst du ja ein Foto mit dem Tele 2.7 / 105 mm bei dem Foto warst du bestimmt nicht direkt mit dem Obi am Spinnennetz, oder doch?

Also das macht mir Hoffnung, mit deinen Ausführungen bin ich jetzt um einiges schlauer, dieser Beitrag wäre bestimmt geeignet bei Makrowissen angedockt zu werden, vielleicht könnte der eine oder andere darauf aufmerksam werden.

Du schreibst ja wohl überlegt, dass viele Faktoren eine Rolle spielen besonders zum Thema der Baldachin Spinnen. Für mich ist auf jeden Fall eine Tür aufgegangen zur Beobachtung einer Spezies im Garten, nachdem ich grad eh nur Spinnen und Bienen hauptsächlich vorfinde.

Jetzt versuche ich es noch mal mit weiteren Obis

lieber Gruß Sigi

Hallo nochmal,

nun habe ich es doch mal als ersten Versuch gewagt mit dem 2.7 / 135mm Pentagon ging aber nur mit Zwischenring. Wahrscheinlich geht das schon eher in den Grenzbereich, nur hier konnte ich feststellen, dass mit etwa 1 Meter Abstand die Spinne ruhig stehen bleibt.

Lieber Gruß Sigi

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ADMIN

Hallo Sigi,

ja, mit dem 107mm Tele habe ich natürlich etwas mehr Arbeitsabstand. Wenn man nicht nahe genug an die Spinne rankommt, ohne am ganzen Lebensraum zu wackeln, ist dies natürlich DIE Möglichkeit. Deshalb ist es auch vielleicht sinnvoll, sich mit der Zeit ein paar unterschiedliche Vintage-Objektive zu gönnen. Dann kann man auf solche Situationen entsprechend reagieren.

Man kann übrigens die Spinnen auch erziehen. Ich habe mich mit meiner so weit angefreundet (deshalb duzen Annegret und ich uns ja auch), dass ich, während sie im Netz hockt, den ganzen Netz-Baldachin rauf- und runter schwenken kann. Sie sitzt dann da drin, als hätte sie Freude an der ganzen Sache.
Nee, Spaß beiseite, aber wenn leichter Wind kommt, macht der Baldachin ähnliche Bewegungen, und das hält sie auch aus. Ich habe mittlerweile so viel Zeit mit Annegret verbracht, dass sie sich nicht mehr vor mir fürchtet. So hält sie also auch so manche Berührung aus.

Liebe Grüße

Roland

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Makronist

Hallo Roland,

unsere Texte kreuzen sich gerade, just habe ich den Versuch mit dem 135 Tele gemacht, das ist mein kleinstes was ich habe. Aber ich glaube deine Vermutung, dass die Spinne an uns sich gewöhnen könnte ist vielleicht gar nicht so abwegig, ich habe zwar mehrere Exemplare gesichtet, aber diese oben schon mehrfach besucht, inzwischen kenn ich schon ihren Sitzplatz wo die oft hockt. Wenn ich länger davor bin flüchtet die nicht mehr so spontan. Bestimmt ist da noch zu wenig Erkenntnis vorhanden über das Verhalten der Spinnen gegenüber uns.

Lieber Gruß Sigi

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Makronist

Hallo Gabi,

ich finde Bild 1 fantastisch! Es erinnert mich an Bilder aus dem Film "das Dschungelbuch", hinten rechts kommen gleich Mogli und Balu angetänzelt!

Schöne Grüße

Uli

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