Tropische Schönheit - aus der Oberpfalz

Die Bohrfliege Ceratitis capitata stammt eigentlich aus dem subsaharischen Afrika (vermutlich Kenia). Da sie nicht besonders gut fliegen kann, und eine Windverfrachtung durch die Sahara auch nicht überlebt hätte, würde sie auch heute nur dort leben. Durch den weltweiten Obsthandel wurde sie jedoch bereits zu Beginn des vorigen Jahrhunderts weltweit verschleppt: Mittelamerika, Florida, Hawaii, West-Australien und eben auch ins Mittelmeergebiet. Daher der deutsche Trivialname: Mittelmeerfruchtfliege. Weshalb ist diese Bohrfliege so erfolgreich? Ganz einfach, ihre Larven sind Polyphag ("Allesfresser"), praktisch alles Obst, aber auch Gemüse und Blüten können als Nahrungsgrundlage dienen. Ganz anders als die heimischen Bohrfliegenarten, die meist hochspezialisiert sind (z.B. Walnuss-Bohrfliege, Kirsch-Bohrfliege, Margeriten-Bohrfliege usw.). Einziges Handicap: Tiefe Temperaturen im Winter übersteht sie nicht. Nichtsdestotrotz: 1939 und erneut 1952 vernichtete sie die Pfirsichernte im Rheingebiet. Und jetzt der Klimawandel... Wer mehr über die Biologie usw. wissen will: Von hier habe ich all diese Weisheiten.

Zu den Bildern: Ich hoffe ich langweile euch nicht, aber mich hat dieses Tier fasziniert. Daher die vielen Bilder (in unterschiedlicher Vergrößerung und mit verschiedenen Objektiven). Das Auge ist deshalb spannend, weil die Farben nicht von einer Pigmentierung herrühren (wie z.B. bei der Regenbremse). Das Blau-Violett muss von Interferenz-Strukturen (ähnlich wie z.B. bei Florfliegen) stammen, die aber nicht homogen, sondern in einem festen Muster über das Auge verteilt sind. Anders wie z.B. bei dieser heimischen Bohrfliege, dort ist die Farbverteilung homogen.

Aus der Seitenansicht kann man schließen, dass es sich um ein Weibchen handelt (Legebohrer), die Draufsicht (letztes Bild) ist für die Bestimmung wichtig. Die 4700 weltweiten Bohrfliegen-Arten lassen sich durch ihre charakteristische Flügelzeichnung und das Scutellum (Schildchen) unterscheiden.

Bleibt noch zu klären, wie dieses Individuum zu mir in die Oberpfalz kam. Zitronen aus dem Bio-Laden. Vermutlich.

Kommentarbereich

Profile picture for user Dirk
Makronist

Hallo Uli,

hier hast Du wieder einmal fantastische Bilder gezeigt. Bild 1 ist hier mein Favorit. Die blauen Augen und die gelben Beine erzeugen, für mich, eine tolle Spannung im im Bild. Die Fliege scheint aus dem Hintergrund, welcher fast wie bei einem Vintage - Objektiv wirkt, heraus zu fliegen. Auch die Strukturen und die Farben der Flügel laden zum verweilen beim Bild ein. 

Die Spiegelung unter dem rechten Beinchen hätte ich persönlich retuschelt.

Das Bild ist für mich ein Kunstwerk. Sehr, sehr schön. :-)

Liebe Grüße

Dirk

Profile picture for user UVO
Makronist

Hallo Dirk, freut mich, wenn dir das Bild gefällt. Vielen Dank für den Hinweis mit der Spiegelung. Du hast natürlich recht: Es macht keinen Sinn, wenn sich nur ein Beinchen spiegelt, die anderen aber nicht. Unten gibts die Version "mit ohne" Spiegel.

Ich hab erst vor kurzem begonnen, mit dünnen Glasplättchen zu experimentieren. Das hat bei der Lichtführung gewisse Vorteile - aber man erkauft sich eben diese Spiegelungen. Manchmal versuche ich, diese als "Teil der Kunst" zu integrieren, was aber -wie hier-  auch daneben gehen kann.

Schöne Grüße

Uli

Profile picture for user IngaEdel
Makronist

Hallo Uli,

wieder fuminante Portraits einer wahren Schönheit. Deine Hintergünde machen die Tierchen immer zu einem besonderen Hingucker. Vielleicht sollte ich bei meinen Obsteinkäufen in Zukunft mehr auf das Beiwerk achten.

Liebe Grüße

Inga

 

 

Profile picture for user Erich Müller

Hallo Uli,

faszinierend. Du hast da aber auch eine echte Schönheit abgelichtet. Nicht nur der Blick in diese tiefblauen Augen begeistert, sondern auch die Färbung der Flügel, sehr schön. Klasse Fotos.

Liebe Grüße

Erich

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