Artenfrage zur Eiablage – Langhorn-Waffenfliege (Stratiomys longicornis)

Als ich am Teichrand wieder einmal nach meinen Spinnenbabys Ausschau gehalten habe, konnte ich direkt vor meiner Nase diesen Vorgang beobachten. Kennt jemand den Namen dieses Insektes. Wie eine Iris-Blattwespe sieht sie jedenfalls nicht aus. Da habe ich schon geschaut.

Unglaublich, was sich auf einem halben Quadratmeter im Garten so abspielen kann .

Liebe Grüße

Gabi

Kommentarbereich

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ADMIN

Wieder ein Hammer!

Hallo Gabi,

ich schreibe mit ein wenig zeitlicher Verzögerung, weil ich bis gerade vor Freude über diese beiden Fotos ums Feuer getanzt bin.

Dir ist mal wieder ein Hammer-Fund gelungen: eine Langhorn-Waffenfliege (Stratiomys longicornis). Und zwar das Weibchen bei der Eiablage.
Waffenfliegen stelle eine eigene Fliegen-Familie dar (Fam. Stratiomyidae).

Bevor ich gleich weiter ums Feuer tanzen gehe, versuche ich, mir vorher noch ein paar Infos Infos zu diesen mega-interessanten Fliegen aus den Fingern zu wringen:

Dein Foto zeigt eine sehr typische Szene: Die Waffenfliegen leben in Ufervegetationen, also unmittelbar an Gewässerrändern. Dort suchen sie sich ein breites Blatt – häufig ein Schilfblatt z.B. des Rohrkolbens – auf das sie ihre typischen, sehr markanten Eipakete ablegen. Das genau hast Du fotografiert. Krass, sage ich, nein, oberkrass. Sieht man nicht alle Tage!

Aus den Eiern schlüpfen nach wenigen Tagen (je nach Lufttemperatur!) kleine, längliche, flache Waffenfliegenlarven, die sich herabfallen lassen. Unten landen sie im flachen Gewässer mit schlammigem Boden (Uferbereich!), in dem sie sich entwickeln.

Das ist wieder mal eine irre tolle Geschichte, Gabi. Beobachte die Eier weiter und fotografiere sie: Verändern sich sich? Ändern sie ihre Farbe? Sind feine Strukturen im Inneren zu erkennen?

Und dann der Schlupf! Schaffst Du es, den Larvenschlupf zu fotografieren? Das wäre dann der Ober-Hammer.

Was bedeutet das für Dich? Ab nun alles stehen und liegen lassen, nicht mehr essen, nicht mehr schlafen. Nur noch mit der Kamera auf der Lauer liegen und fotografieren, was sich weiterhin tut. Denn: Den Anfang – das Weibchen bei der Eiablage – hast Du bereits, das ist klasse. Und diese Szene läuft einem nicht jeden Tag über die Linse... :-).

[Anmerkung: Mache gegebenenfalls auch Focus Stacks vom Eipaket und seinen Veränderungen.]

Weil´s alles so toll ist:

GRATULATION zu diesen Top-Fotos! Oder auch anders ausgedrückt:

GRATULATION zu diesem möglichen Beginn einer Top-Bildserie mit enorm hoher Bildaussage.

So, und nun gehe ich um´s Feuer tanzen – und zwar den ganzen Rest des Tages, bis tief in die Nacht...

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

[Ich werde den Artnamen im Bildtitel ergänzen.]

 

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MOD

Hallo Roland,

was soll ich da sagen, da bin ich echt wieder sprachlos.:-)  Deshalb habe ich diese Fliege auch nicht finden können.

Ich werde versuchen, die Reifung und den Schlupf zu dokumentieren. Ist nicht ganz einfach, weil diese Iris im Wasser steht und daher immer mit der Wasserbewegung wackelt. Meine Fische reagieren sofort, wenn sie mich sehen und paddeln ordentlich herum. Also ist Anschleichen angesagt.:-) Stelle immer mal wieder ein Foto ein. Die Farbe hat sich schon verändert und ich denke auch die Dicke der Eier.

Lieben Dank

sagt dir

Gabi

 

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ADMIN

Hallo Gabi,

muss meinen Feuertanz kurz unterbrechen, die Foto-Show geht weiter!

Ja, Waffenfliegen-Eier dunkeln rasch nach. Deshalb hatte ich die Farbgebung und deren Wandel angesprochen. Sieht toll aus.

Wie gesagt, rate ich Dir, auch Focus Stacks zu machen – so wie hier.

Aber nicht nur.

Mache zusätzlich auch Einzelfotos mit geschlossener Blende. Mal sehen, wie sich dann aus dieser Perspektive der Hintergrund zeigt. Wird er zu unruhig? Wir werden es sehen.
Aber dadurch, dass Du die kamerainterne Verrechnung wählst, wird das Stacking nicht ganz so sauber. Deshalb würde ich "sicherheitshalber" von jeder Entwicklungsstufe auch ein paar Einzelfotos mit geschlossener Blende (Blende 8.0 oder 9.0 beim Olympus 2,8/60mm Makro) machen.

Gegebenenfalls bietet es sich auch an, mit dem längerbrennweitigen 105mm von Sigma zusätzlich einige Fotos zu erstellen. Ich glaube, Du hast dies mit mFT-Adapter, oder? Damit würde bei Blende 9.0 aufgrund des engeren Bildwinkels der Hintergrund etwas ruhiger wirken.

Oder mach zusätzlich...., oder auch noch....., und dann noch...

Ja, ja, ich höre schon auf und gehe wieder zurück zu meinem Freudenfeuer. Ist halt wieder mal ´ne oberkrasse Motivlage :-).

Lieber Gruß,

Roland

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MOD

Nach 6 Tagen

Hier hab ich versucht manuell zu stacken. 8 Bilder mit AF verrechnet. Das geht mehr schlecht als recht. Es gestaltet sich schwierig, da die Eier feucht sind und glänzen Ausserdem wackeln sie ständig minimal.Normale Bilder mache ich auch.

Aber man kann gut erkennen, dass sich dort etwas entwickelt.

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ADMIN

Klasse! Die Geschichte entwickelt sich, nimmt langsam an Fahrt auf...

Versuche, die Eier irgendwie abzuschatten. Schicke Deinen Mann in den Pool, mit weißen Sonnenschirm. Den soll er aber nicht über sich selbst, sondern selbstlos über die Eier halten – und zwar so, dass auch der Hintergrund mit abgeschattet ist. Ansonsten wird´s im Bild hinten zu hell, das lenkt ab.

Ich sehe, wie Du heute morgen am Teich wachgeworden bist, Dein Teewasser überm Bunsenbrenner erhitzt hast und direkt danach schussbereit warst.  Wenn das keine Story ist...

Ich drück´ Dir die Daumen.

Lieber Gruß,

Roland

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MOD

Wenn man sie abschattest sind sie leider asehr dunkel. Im Gegenlicht kann man hingegen durchschauen.Was meinst du?

Mein Mann wollte mich mit Kamera in Folie einschweißen und am Teich liegen lassen. :-) Mein Sohn will mich in der Betty Ford Klinik für Makroklatschensüchtige anmelden. * obergrins

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ADMIN

Ich kann Deinen Sohn und Deinen Mann verstehen – und Dich ein bisschen mehr :-).

Die Abschattung darf nicht zu kräftig sein, sonst wird´s alles zu dunkel, da hast Du Recht. Das Mit-Abschatten des Hintergrunds sollte eigentlich auch dazu führen, dass die Kontrastunterschiede zwischen Vorder- und Hintergrund nicht zu groß werden, sodass die dunklen Eier noch sehr gut rauskommen. Aber mit dem durchschimmernden Gegenlicht hast Du natürlich Recht.

Vielleicht kann Dein Mann mit der Hand, die nicht am weißen Schirm hängt, von leicht schräg von hinten mit einer kleinen Taschenlampe ein dezentes Gegenlicht beisteuern...?

Lieber Gruß,

Roland

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MOD

Nach 8 Tagen

Gestern Abend war mir klar , dass der Schlupf nun nicht mehr lange dauern kann. Die Eier hatten sich, wie damals bei dem Schwebfliegenpuparium , mit Flüssigkeit gefüllt und man konnte deutliche diese Schuppung der Larven erkennen. Da ich mit dem normalen Aufnahmen nicht weitergekommen  bin, habe ich mich entschieden mich auf ein querliegendes Ei zu konzentrieren und das gezielt mit der Raynox 250 aufzunehmen und zu durchleuchten.

 F 8 unbeleuchtet

F 4 beleuchtet und Raynox 250

2. Versuch

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ADMIN

Hallo Gabi,

eine geniale Geschichte. Was Du hier zeigst, ist biologische Fotografie vom Feinsten!

Die Serie ist komplett. Und dass dies alles gar nicht so einfach zu fotografieren ist, hast Du deutlich beschrieben. Und dennoch ist es gelungen. Einfach klasse!

Der Schlupf scheint tatsächlich in der Nacht oder am sehr frühen Morgen stattgefunden zu haben. Übrig ist nur noch ein Trümmerhaufen von gesprengten Eihäuten, der spätestens mit dem nächsten Regen ebenfalls verschwindet. Zwei frische Larven sind noch erkennbar.

Wie oben beschrieben, haben sich die Larven sofort nach dem Schlupf fallen lassen. Ab nun leben und wachsen sie im Schlamm des Flachwassers, verborgen vor unseren Augen – und Kameras.

Vielen Dank für diesen tollen und hoch interessanten Einblick.

Lieber Gruß,

Roland

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MOD

Mein Mann hat mit mir versucht mit seiner Kopflupe diese 2 Eier zu separieren und aufzuheben. Aber das ist uns nicht gelungen. Sie waren auch sehr hell, sodass ich denke, sie waren eventuell nicht mehr vollständig oder irgendwie unterentwickelt. Das ist aber auch schon sehr klein. :-)

Liebe Grüße

Gabi

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ADMIN

Ja, unter den zu dieser Zeit herrschenden klimatischen Gegebenheiten. Ich vermute, dass sich bei kälterer Witterung durchaus einige Tage anhängen können – und umgekehrt. Dennoch ist die Zahl von acht Tagen erst mal gesetzt.

Und Dank Deiner Bildserie wissen wir noch viiiiiel mehr...

Lieber Gruß,

Roland

 

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